Geschichten:Vereintes Blut der Zacken und Perrinlande - Vorspiel

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Rashia'Hal, 19. Rondra 1046 BF, der Tag der ehernen Schlange nach dem Korgonder Festtagsritus:

Angetan in nahezu durchsichtigen, schleierartigen Gewändern, führten die Lehrerin der Leidenschaft Rashane von Waraqis und ihre Schülerin Canyreith von Aimar-Gor ihre Gäste durch die Therme von Rashia'Hal in ein Separee. Exotische Pflanzen wuchsen hier, Singvögel verzückten mit ihrem Sang, ausladende Diwane und Kissen luden zum Verweilen ein, genauso wie ein Becken mit heißen Thermalwasser. Die privaten Räumlichkeiten des Hauses Aimar-Gor, die diese sich hohe Spendensummen kosten ließen, wirkten wie aus einem Märchen aus den fernen Tulamidenlanden. Und das war auch kein Zufall, herrschten die Aimar-Gor doch noch vor wenigen Jahrzehnten als mittelreichische Grafen über Khunchom. Nun aber nutzten Mitglieder des Hauses diesen Rückzugsort für offene oder geheime Gespräche und Verhandlungen. Es war eine große Gruppe, die sich hier zusammenfand.

Zum einen natürlich die Gastgeberin Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor mit ihrer Leibwächterin Ashina von Turatal von den Rash'Waharis, ihre drei Zofen Yandora von Zolipantessa, Danaris von Meidersee und Donyata von Palmyr-Donas, sowie die drei jungen Männer Ramirion von Palmyr-Donas, Mishan Feqzaïl und Toran Barûn-Bari. Es folgten Melandra von Palmyr-Donas, Ramira von Salicum und Merina von Sandern, die drei Familienoberhäupter der mit dem Haus Aimar-Gor traditionell verbündeten Familien und Madalena Feqzaïl, die ihre Mutter vertrat und für ihre Familie sprach.

Zum anderen war Baronin Serima von Hengefeldt mit ihrer Entourage erschienen. Sie wurde von Ritter Wyndor von Erlenbruch und Ritterin Firene von Dornhag – beide unbewaffnet, wie es sich für Rashia'Hal geziemte – und ihren Knappinnen Selinde von Dunkelfarn und Rondriga von Rauleu begleitet, sowie von Idra von Dunkelfarn, Junivera von Erlenbruch und Wyljane von Dornhag, den Familienoberhäuptern der Hengefeldter Zackenfamilien. Eine illustre Runde, bei der der Norden auf dem Süden zu treffen schien.

Nachdem sich die beiden Dienerinnen der Rahjakirche zurückgezogen hatten, erhob Sulamith ihre Stimme. „Freundinnen, es mir eine große Freude euch hier begrüßen zu dürfen. Wie unser Bund von Zacken und Perrin, steht Rashia’Hal für die Einheit Perricums. Für eine Einheit der vielen Völker, die ein jedes seinen Platz diesseits und jenseits des Darpats haben.“

„Hab Dank, deine Worte erwärmen mein Herz“, erwiderte Serima, „Die Zeiten, in denen der Darpat eine trennende Linie war, sind vorbei. Wir stehen für das neue Perricum, das verbindende Perricum. Doch sind wir auch wehrhaft und werden diejenigen hinwegfegen, die uns Unheil trachten. Mit großer Freude bin mich mit den meinen deiner Einladung gefolgt, auf dass sich nun das Blut der Zacken und Perrin achtfach auf ewig verbinde.“

„Wohl gesprochen, meine Schwester.“ Sulamith lächelte Serima in ehrlich gemeinter Verbundenheit zu. „Wir sind heute hier, um das Blut unserer Familien miteinander zu verbinden, auf das unser Bund gedeihe, uns und Perricum zur Gloria. Im Namen der gütigen Peraine, der lebenspendenden Tsa und der immer schönen Rahja werden wir acht Traviabünde stiften.“

So zogen sich Sulamith und Serima mit Melandra von Palmyr-Donas, Ramira von Salicum, Merina von Sandern, Madalena Feqzaïl, Idra von Dunkelfarn, Junivera von Erlenbruch und Wyljane von Dornhag auf die gemütlichen Kissen und Diwane zurück. Ramirion brachte ein paar Schriftrollen und gebundene Bücher und zog sich dann mit Mishan Feqzaïl und Toran Barûn-Bari in eine der Schwitzkammern zurück. Seine Arbeit war fürs erste getan. Als Vertrauter von Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor war er maßgeblich an der Vorbereitung dieses Treffens beteiligt gewesen.


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Schweiß perlte den athletischen Körpern der jungen Männer herunter. Der liebliche Duft von Minze, Lavendel und Arangen ließ alle Anspannung von Ramirion, Mishan und Toran weichen.

„Acht Traviabünde zwischen den Familien der Zacken und Perrinlanden“, unterbrach Ramirion die Stille, die nur vom Zischen unterbrochen wurde, wenn einer von ihnen das aromatisierte Nass über die heißen Steine goss. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Bündnis einmal so geschlossen wurde.“

„Die Pfauen stellen ihre Federpracht zur Schau“, erwiderte Mishan schwer ausatmend. Den Führerinnen der Pfauenfamilien ist eines bewusst: nur gemeinsam sind sie stark. Der Zusammenhalt entscheidet über den Erfolg.“

„Der Bund zwischen Zacken und Perrin ist schon bemerkenswert“, stellte Toran fest. „Ich meine, so unterschiedlich wie Hengefeldt und Aimar-Gor sind.“

„Das ist ihre große Stärke, sie profitieren von ihren unterschiedlichen geopolitischen Schwerpunkten und haben erkannt, dass sie ihre Ziele gemeinsam effektiver verwirklichen können, ohne sich dabei gegenseitig in die Quere zu kommen.“ Anerkennung lag in Ramirions Stimme. „Dazu kommt die persönliche Freundschaft zwischen Reto und Serima, die als Ursprung dieses Bündnisses gelten dürfte.“

„Die Hengefeldter wollen die mächtigste Familie der Zacken werden und somit die Zackenberg übertrumpfen. Unsere Familien streben nach der Machtübernahme in Herdentor und die Verdrängung der dortigen Ochsenherde. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Erbe des verblendeten Martok von den unsrigen an einem geheimen Ort auf altaranische Weise erzogen wird. Er wird mehr ein Aimar-Gor sein als ein Brendiltal. Und ein weiterer Schritt ist deine Vermählung mit Nedime, der Mutter des Erben, nicht war Toran?“ Mishan hatte so ein gewisses Funkeln in seinen Augen.

„Meine Vermählung mit Nedime wird noch in diesem Götterlauf stattfinden, da hast du recht mein Bester. Die Ochsenherde in Herdentor wankt, die jungen Nebachoten begehren auf. Das werden wir zu nutzen wissen.“

„So verbinden sich also nicht nur die Zacken und Perrin, sondern auch die Bande innerhalb er altaranischen Familien werden weiter gestärkt. Wir dürfen unsere Wurzel schließlich nicht vergessen.“ - Mishan

„Von Reto weiß ich, dass er Salix und Siyandrion miteinander vermählen will, eine weitere wichtige Vertiefung zwischen dem Haus Aimar-Gor und der Familie Palmyr-Donas. Reto ist am Wiederaufstieg der Familie seiner Mutter sehr gelegen. Unter Retos Fittiche wird aus den beiden Knaben was werden.“ - Ramirion

„Er hat schon Brin und Saleva im neuen Großfürstenhof untergebracht. Reto selbst ist dort als Truchsess an nicht unwichtiger Position.“ – Mishan

„Die Hengefeldt wird sicherlich auch zum großfürstlichen Hoftag von Auenwacht reisen.“ Toran wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Die Goldene Au, das Herz Garetiens … ach was, des Mittelreichs.“


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Während die Vorsteherinnen der beteiligten Familien bei Wein Ost die zu schließenden Traviabünde schmiedeten und die jungen Männer sich in der Schwitzkammer gleichermaßen entspannten wie (miteinander) vergnügten, hatten die Zofen und Knappinnen sich ihrer Kleidung entledigt und waren in das angenehm warme Wasser geglitten.

„Ich bin gespannt, welcher der Recken aus den Zacken für dich über den Darpat springt“, gluckste Yandora von Zolipantessa belustigt.

„So lange er nicht vor der Vermählung IN den Darpat springt, ist ja alles gut.“ Danaris von Meidersee nahm die Vorlage dankbar an.

„Meine Mutter wird einen Spross aus der Baronsfamilie von Hengefeldt für mich durchsetzen, da bin ich mir sicher. Ich habe Mutter mit Sulamith reden hören. Da gibt es keinen Zweifel und was gäbe es für eine bessere Partie?“ Donyata von Palmyr-Donas lächelte beglückt und überging somit die Spitzen ihrer Freundinnen. „Er wird mir und meiner Familie wunderbare Kinder schenken, stark und widerstandsfähig wie die Zacken und fruchtbar und erhaben wie Perrin.“

„Das Hengefeldter Blut ist stark und urgaretisch. Der perfekte Bund, auch wenn ich immer wieder höre, dass der Perrinländer Adel uns Zackenadel für unkultiviert und rückständig betrschtet“, pflichtete Selinde von Dunkelfarn bei. „Ich hoffe nur sie werden eine Ehepartnerin mit meinen Neigungen für mich aussuchen.“

„Mach dir keine Sorgen, meine Gute, in den altaranischen Familien haben wir solcherlei Nuancen im Blick“, entgegnete Donyata. "Und ja, viel Perrinländer Adlige sind engstirnig und halten sich für etwas besseres."

„Über eure Familien habe ich gehört, die wahren Mächtigen seien die Frauen und die elfisch veranlagten Männer.“ Rondriga von Rauleu grinste breit.

„Da ist was dran, siehe Sulamith, meine Mutter, die Feqzaïl … und dann auf der „elfischen“ Seite Reto, mein Onkel Ramirion und Mishan. Die anderen Männer sind doch nur dafür da unsere Blutlinie fortzuführen.“ Donyata lachte. „Und bei der weiblichen Blutlinie ist wenigstens ohne Zweifel sicher, dass der Erbe kein Kuckuckskind ist. Ich meine, Rondriga, wenn du verheiratet bist, kannst du dir jeden ins Bett holen und Rahja huldigen, dein Gemahl wird dann nicht wissen, ob es sein Kind ist.“

„Bei Rondriga wäre es einerlei, denn die wird keinen Erben heiraten“, stichelte Danaris, „bist du nicht mit dem mittelosen Zweifelfelser am Hengefeldter Hof verlobt?“

„Ein Erbe ist mir nicht wichtig!“ Die Angesprochene schüttelte energisch ihren Kopf. „Nach dem Ritterschlag werden wir gemeinsam durch Perricum ziehen, vielleicht sogar in die Ostmarken oder gen Süden zu den Tulamiden. Auf uns warten große Abenteuer.“

„Dein Idealismus in allen Ehren, aber für mich wäre das nichts“, entgegnete Yandora. „Mein Platz ist in Reichsgarten bei meiner Herrin Sulamith!“

„Du bist ja auch als Bastard geboren, wer würde dich da schon heiraten wollen“, zischte Danaris.

„Bastard hin oder her, die Schwester des Markgrafen ist auch ein Bastard und eine sehr einflussreiche Frau. Ihre Kinder sind ebenfalls unehelich geboren. Dazu kommt, mein Familienname hat einen weitaus besseren Klang als der deine. Also, sei froh, dass deine Eltern vor deiner Geburt den Traviabund geschlossen haben.“

Danaris schnaubte und klatschte mit der flachen Hand auf die Wasseroberfläche, doch anstatt Yandora, traf das aufspritzende Wasser Danaris selbst, was zu ausgelassenem Gelächter unter den jungen Frauen führte.

Als sich alle wieder beruhigt hatte, blickte Donyata zu Rondriga und Selinde. „Stimmt es, dass ihr mit eurer Herrin zum großfürstlichen Hoftag nach Garetien reisen werdet?“

„Ja, ich bin schon ganz aufgeregt“, plapperte Rondriga drauf los. „Mein erstes Mal in Garetien und dann noch ein Hoftag des Großfürsten und die Großfürstin hat auch noch Geburtstag!“ Die Knappin aus den Zackenlanden kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.

„Ich beneide dich“, gab Donyata offen zu, „mein Onkel ist Oberzollmeister am Großfürstenhof, ich hätte ihn gerne wiedergesehen … aber natürlich auch das ganze höfische Tamtam, sicherlich was Besonderes.

„Die Großfürstin ist ja eh eigentlich eine von uns“, gab Danaris zu bedenken.

„Naja, eigentlich ist sie Greifenfurterin“, erwiderte Selinde.

„Geboren ist sie in Greifenfurt, ja, aber sie ist hier in Perricum fast ihr ganzes Leben aufgewachsen und hat die beste Perricumer Erziehung genossen. Sie ist eine von uns!“ Für Donyata war die Sache sonnenklar.

Und so plauderten die jungen Frauen noch eine ganze Weile über den bevorstehenden großfürstlichen Hoftag.




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Texte der Hauptreihe:
19. Ron 1046 BF zur mittäglichen Praiosstunde
Vorspiel


Kapitel 1

Nachspiel
Ein Geschenk für die Großfürstin


Kapitel 6

Kräftemessen
Autor: Bega