Geschichten:Schmuggel in Greifenfurt - Politik

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Dramatis Personae:


Grodanswacht, Praios 1034 BF

Alrik Herdan von Prailind, frisch ernannter Vogt von Tannwirk betrachtete den Gefangenen. Ritter Quanion von Keilholtz saß mit zerrissener Kleidung im Gefangenenwagen und hatte den Kopf lethargisch gesenkt. Dann wanderte der Blick des Vogtes zu den Dokumenten in seiner Hand und zu Schroeckhs erwartungsvoller Miene. Sekunden verstrichen. Tausend Gedanken schossen durch seinen Kopf. Schließlich fasste er einen Entschluss. Seine Schultern strafften sich.

„Ihr da", wies er die Büttel an: „Bringt den Gefangenen zu dem Baumstumpf dort außerhalb des Dorfes!" Dann wandte er sich seinem Gutsverwalter zu: „Gerding, im Keller des Gutshofes liegt doch noch der Zweihänder meines Bruders, oder? Hol ihn her!" Der kleine Mann nickte. "Herr, euer Bruder hat diese Klinge geliebt und… ach vergesst es. Sehr wohl, ich hohle die Waffe!" Der Verwalter eilte davon.

Als Ritter Quanion zum provisorischen Richtblock geführt wurde, kam wieder Leben in den Mittzwanziger: „NEIN!! LASST MICH GEHEN!" Er bäumte sich gegen die Wächter auf. Bei nahe hätte er sich losgerissen. Doch der Griff der Bewachter war zu stark. Der Ritter sackte zusammen. Er murmelte nur noch: „IchwillnichtsterbenIchwillnichtsterbenIch..."

Alrik Herdan blickte sich suchend um. „Heda!!", rief er einem Mann zu, der gerade den Platz überquerte. Sowohl von der Statur als auch von der Behaarung ähnelte er einem Bären. „Ja, Herr". Auch seine Stimme klang wie ein tiefes Grollen. „Er ist doch Ingalf, der Holzfäller, nicht wahr? Nun, dann ist heute sein Glückstag! Ab sofort ist er der erste Scharfrichter Tannwirks." Ingalf verzog keine Mine. Sein Gesicht blieb auch dann noch ausdruckslos, als der zurückgeeilte Gerding ihm den leicht verstaubten Zweihänder überreichte. Er schulterte die Waffe und schlenderte langsam auf den Ritter zu.

Alrik Herdan stand bereits am Richtblock. Quanion sah in flehend an: „Bitte, lasst mich gehen. Ich habe nichts getan!"

„Ich weiß", antwortete der Vogt ruhig: „Trotzdem müsst ihr jetzt sterben."

„DAS IST WAHNSINN!!!", brüllte der Ritter und bäumte sich ein letztes Mal auf.

Alrik Herdans Stimme war kalt wie Eis: „Nein, Ritter, das ist Politik!"

Er trat einige Schritte zurück und nickte Ingalf zu. Weit holte der Holzfäller aus. Die Klinge blitzte im Sonnenlicht auf. Mit einem Knacken und einem dumpfen Ton durchtrennte das Schwert Fleisch und Wirbel. Die Kraft des Hiebes war so gewaltig, dass der Zweihänder noch handbreit in den Baumstumpf eindrang! „Ein mächtiger Hieb", meinte der Vogt anerkennend. Ingalf nickte nur und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Der Kopf des Ritters rollte über den Boden, direkt vor die Füße des Staatsrats.

Schroeckh bemühte sich, nicht in die leblosen Augen des Ritters zu blicken, welche zu ihm hoch starrten: „Ähm, das ging ja ... sauber...ähm glatt...wie auch immer. Dann wäre hier ja alles erledigt. Gut gemacht, Vogt von ... dingens... Praline."

„Wollen Exzellenz über Nacht auf Gut Grodanshof bleiben?", fragte Alrik Herdan.

„Vielen Dank auch, aber", Horbald von Schroeckh sah sich mit gerunzelter Stirn um, „dringliche Angelegenheit erwarten mich. Ja, äußerst dringend, schließlich bin ich ein wichtiger Mann! Daher muss ich eure, nun ja, Gastfreundschaft leider ausschlagen. Männer, aufgesessen! Es geht zurück in die Zivilisation!" Staatsrat, Sohn, Büttel und Gardisten setzten sich in Bewegung. So schnell wie sie gekommen waren, war die Karawane auch wieder verschwunden. Zurück blieb ein geköpfter Leichnam und ein frisch gebackener Vogt.

Später, im Gutshof.

Alrik Herdan starrte in die Nacht, als Gerding eintrat. „Herr, geht es euch gut? Grämt euch nicht, es war nötig. So ist Politik nun mal. Sie ist schmutzig und falsch und ekelhaft, aber sie ist nötig. So hat Praios die Welt einfach geformt. Wer sind wir, dagegen anzukämpfen?"

Alrik Herdan drehte sich um. Seine Augen schimmerten kalt im Kerzenschein als er antwortete: „Nein, das ist es nicht. Der Tod des Ritters war unvermeidlich. Ich frage mich gerade nur, was die Zukunft wohl bringen mag. Die Familie Keilholtz ist mächtig in der Mark. Ich habe bereits einen Brief losgeschickt, in dem ich der Familie von der rechtmäßigen Hinrichtung des Ritters Quanion durch mich berichtete und um Abholung der Leiche bat.

Nun bereitet mir Sorge, welche Folgen ich losgetreten habe, als ich den Tod des Ritters befahl. Und ich fürchte, dass ich diesen Sturm allein nicht bewältigen können werde. Ich brauche Verbündete!"

„An wenn habt ihr da gedacht, Herr. Pfortenritter?"

„Nach der Sache mit Nimmgalf in Leihenbutt? Wohl kaum. Außerdem brauche ich mächtige Verbündete."

„Auch wieder wahr, Herr. Also die Pulethaner?"

„Ja, Gerding, die Pulethaner."