Geschichten:Eine Hochzeit kommt selten allein - Wenn der Luchs mit dem Einhorn

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Lande der Reichsstadt Hirschfurt, Anfang Efferd 1035 BF

Yalagunde eilte die langen Flure des Gutes Grafenruh vor den Toren der Reichsstadt Hirschfurt entlang. Traditionell residierte hier der Grafliche Hofstaat – zumindest was von ihm übrig geblieben ist seit der Herrschaft der Elfengräfinnen über Waldstein.

Die Erste Schwertritterin und Landrichterin der Grafschaft Waldstein suchte ihre Nichte Raulwine, die am Grafenhof zu Waldstein als Knappin ihren Dienst tat. Sie hatte wahrlich unangenehme Neuigkeiten für Raulwine und Yalagunde konnte sich sehr gut vorstellen wie sich die junge Schwester des Barons von Zweiflingen gebärden würde. Die alternde Ritterin musste ihrer Nichte nämlich erklären, warum sie nicht – wie von der Familie ursprünglich geplant – an die Familie Weyringhaus verheiratet werden würde, sondern statt dessen den Junker Wulfger von Schallenberg zu Grünwiesen ehelichen sollte.

Das Hartsteener Junkergeschlecht derer von Schallenberg galt zwar als ehrenvoll und hielt nach allem was Yalagunde über sie wusste stets die rondrianischen Tugenden hoch, aber sie waren eben nur Junker, der proklamierte Anspruch auf die Baronie Puleth galt juristisch als höchst umstritten, war die Grafenfrage in Hartsteen doch noch immer nicht geklärt und die Grafschaft nun de facto kaiserliches Protektorat. Und zu allem Überfluss galten die Schallenberger auch noch als engste Verbündete des Hauses Streitzig. Besonders dieser Umstand ließ Yalagunde über die Beweggründe für die anstehende Vermählung wundern, waren die Schallenberger doch nur die Schoßhündchen der Streitzigs, wie man nach dem Grafenturnier zu Silz innerhalb des Waldsteiner Adels über sie spottete. Warum also hatte Debrek den Schallenbergern überhaupt das Angebot unterbreitet? Viel interessanter war jedoch, warum die Schallenberger letztendlich angenommen hatten?

Nun, Yalagunde würde alsbald mehr erfahren, da ihr Neffe sie damit beauftragt hatte den Ehevertrag mit den Schallenbergern auszuhandeln... `Noch eine Vermählung´, dachte sich die Landrichterin und auf ihrem Gesicht machte sich Bitterkeit breit. Kürzlich erst hatte sie den Ehevertrag zwischen Baroness Rondriga Leodane und dem zweitgeborenen Sohn des Barons von Zankenblatt ausgehandelt. Der Traviabund war für den Traviamond dieses Götterlaufs angesetzt und die Vorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren. So reibungslos wie mit dem Zankenblatt würde es mit dem Schallenberger sicher nicht werden, mutmaßte Yalagunde. Was waren das doch für gute Zeiten als ihr Bruder Leuwyn, der König der Ritter, noch über die Lande Zweiflingen herrschte und sie von Turnier zu Turnier zog... nun kämpfte Yalagunde nur noch mit Pergamenten und Verordnungen. Wie sehr sie doch den alten Zeiten hinterher trauerte...

Die Erste Schwertritterin riss sich selbst aus ihren Träumereien und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Die Bündnisse im Namen Travias waren strategisch äußerst sinnvoll, das musste Yalagunde zugeben, nur traute sie ihrem Neffen Debrek nicht so ein politisches Kalkül zu. Gab es etwa jemand anderen, der hinter dem Baron die Fäden zog?

Die Zweifelfelserin stand nun vor einer großen Eichentür. Sie atmete tief durch und klopfte. Unverzüglich öffnete ein Diener die schwere Tür und Yalagunde trat ein. „Tante“, rief Raulwine voller Freunde, „wie schön dich zu sehn.“ Die ältere Dame setzte ein freundliches Lächeln auf und sprach: „Raulwine, ich habe Neuigkeiten für sich....“