Geschichten:Des Greifen Tatzen - Veriya Junivera von Gareth

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Veriya Junivera von Gareth

Die Großgaretische Marschallin Veriya von Gareth

Gareth, Druckhaus des Garether & Märker Herold. Der Herold dankt Seiner Hochwürden Helmar von Hirschfurten, Pfalzgraf auf Goldenstein, dass er sich dem Redakteur Ilvius Huron vom Steinwege zum Gespräch gestellt und im Druckhaus eingefunden hat.

IHvS: „Hochwohlgeboren, vielen Dank, dass Ihr uns Rede und Antwort zu diesem Hintergrundgespräch steht. Es drängen sich bei der Ernennung der Großgaretischen Marschallin einige Fragen auf, die Ihr als Kenner der garetischen Politik fundierte Antworten werdet geben können - auch wenn man munkeln hört, dass Ihr gleichzeitig nicht völlig als Unbeteiligter der derzeitigen Fehdelage geltet.“

HvH: „Diese Gerüchte sind vollkommen übertrieben, aber ich werde bei der politischen Bewertung der Personalie neutral kommentieren.“

IHvS: „War für Euch die Personalie überraschend? Wir haben aus verschiedensten Kreisen Überraschung gehört, zum Teil auch Ablehnung.“

HvH: „Nein, keineswegs. Die Entscheidung ihrer Majestät ist folgerichtig und erfolgte auf klugen Rat des Hauses Gareth und der Räte der Krone. Veriya von Gareth ist in vielerlei Hinsicht die perfekte Wahl, um in der angespannten Lage die Interessen der Krone zu vertreten.“

IHvS: „Der Krone oder der Familie?“

HvH: „Wo ist der Unterschied, mögen einige Fragen. Aber es gibt Unterschiede. Lasst mich auf drei Dinge hinweisen: Erstens haben wir die Fehde zwischen den Familien Garetiens; diese Fehde ist zu einem Hauen und Stechen aller gegen alle ausgeartet, weshalb eine ordnende Hand mit Machtfülle eingreifen muss. Das kann das Heer der Krone unter einer kraftvollen Führung leisten. Diese Kraft und Macht liegt nun in den Händen einer Frau auf der Höhe ihres Könnens, die seit fast zwanzig Jahren für diffizile Aufgaben zur Verfügung stand, angefangen bei der berüchtigten Höllenwaller Hatz im Jahre 1025 BF, als Staatsrat Praiodan von Luring die Nichte des Burggrafen Eran von Gareth auf ihre erste Mission schickte. Luring war immer ein ausgefuchster Kenner der Menschen, wenn ich mir das Attribut ‚ausgefuchst‘ erlauben darf. Nun haben wir in der Entwicklung der Fehde gesehen, dass die Fehdeparteien immer weniger Rücksicht auf die königlichen Besitzungen nehmen. Schaut Euch doch einmal an, was sich Kaisermärker, Hartsteener oder Schlunder Familien dem Retogau zu entnehmen wagen. Erst jüngst musste ich einem Ritteraufgebot einer Kaisermärker Familie, die ich hier nicht nennen musste, mit einem Banner Goldhelme entgegentreten, weil es sich an den Bauern unterhalb der Pfalz Goldenstein gütlich tun wollte. Wenn der Krieg den Krieg ernährt – oder die Fehde die Fehde -, dann ist die Krone aufgerufen, ihre Besitzungen zu schützen. Einerseits. Und andererseits die allgemeine Ordnung wieder herzustellen.“

IHvS: „Also geht es erstens um die kluge Ausübung der königlichen Macht.“

HvH: „Genau. Zweitens geht es freilich um militärisches Können. Hier bringt Ihre Exzellenz so viel Erfahrung mit wenige Militärs ihres Alters. Veriya von Gareth hat in allen größeren Schlachten der vergangenen Jahren gekämpft, seit fünf Jahren auch in der Spitze des Heeres. Überdies genießt sie den Vorteil einer ritterlichen Ausbildung, den manch andere nicht mitbringen, die nur auf Kriegerschulen oder in Wehrheim gewesen sind.“

IHvS: „Das leuchtet ein. Man muss hier daran erinnern, dass Veriya von Gareth bereits an der Trollpforte gekämpft hat und dem Todessturm auf dem Mythraelsfeld nur entkam, weil sie an der Seite ihres Schwertvaters Burggraf Ardo vom Eberstamm einen Flügel der ‚Eisernen Reserve‘ kommandiert hatte. In der Schlacht um Gareth hat sie 1027 BF ihr linkes Auge verloren. Ihre Exzellenz hat auch gegen Haffax im Feld gestanden.“

HvH: „Ihr habt die Fakten.“

IHvS: „Ihr spracht von drei Dingen gesprochen – wir haben Machtgespür, Kampferfahrung und was noch?“

HvH: „Sie ist eine Gareth, also Familie. Ich habe vorhin gewitzelt, wo sei der Unterscheid zwischen Krone und Familie. Aber den gibt es freilich, seitdem wir eine Großfuchsbewegung in Garetien haben, die nichts weniger fordert, als dass die Kaiserin – also die Raulskrone – ihre Macht über das Königreich – also die Debrekskrone abgeben solle. Natürlich innerhalb der Familie. Aber hier gibt es eine Unterscheidung, und sie ist wichtig: Wir beobachten im Verlauf der Fehde ja durchaus, dass das Fuchsrudel und mit ihm der junge Sighelm an politischem Format und Einfluss enorm gewinnt. Er greift an vielen Orten schlichtend in die Fehdehandlungen ein und leistet auf diese Weise allen Überlegungen Vorschub, es sei denkbar oder gar wünschenswert, die Königskrone einem anderen Haupt aufzusetzen als jedem Ihrer kaiserlichen Majestät Rohaja. Unsinn, freilich, aber so ist eben Politik.“

IHvS: „Jetzt klingt Ihr wie der Cantzler Horulf von Luring.“

HvH: „Nicht von ungefähr. Er steht voll und ganz hinter der Ernennung Ihrer Exzellenz zur großgaretischen Marschallin. Zurück zur Politik: Indem die Krone ihre Besitzungen zu schützen versucht und der Großfuchs schlichtend in die Fehde eingreift, verliert das Haus Gareth seine ‚wunderbare Isoliertheit‘ und stellt sich ja gegen beide Fehdeparteien, die da gerade den königlichen Garten verwüsten. Das ist unvermeidlich und könnte die ganze Fehde noch mit einer interessanten Färbung versehen, die am Ende rot sein dürfte.

IHvS: „Das hat das Jahresorakel ja schon prophezeit. Aber warum hat die Königin dann nicht erneut den Greifenfurter Urion von Reiffenberg ernannt oder zum Beispiel den anerkannten Leobrecht von Ochs?“

HvH: „Weil das haus Gareth sich doch nicht leisten kann, dass das Ende der garetischen Fehde von jemand anderem als einer von Gareth beendet wird. Soll denn die Debrekskrone die Macht in die Hände eines Fremden legen, eines nicht Blutsverwandten? Und: Muss das Haus Gareth nicht die mögliche Spaltung des Hauses neutralisieren, indem es dem Friedensstifter Sighelm die Machtfülle Veriyas entgegensetzt?“

IHvS: „Also drittens, meint Ihr, fällt die Wahl auf Veriya, weil sie Familie ist?“

HvH: „Jawohl. Und hier musste es Veriya aus der Yuris-Linie sein bzw. dem Becherstolz-Zweig, weil Ihr Vetter Gerwulf von Gareth bereits zu nah an der Königin und Kaiserin steht. Alarich von Sighelsmark wiederum zu nah dem Großfuchs, seinem Sohn. Wir haben im Zedernkabinett die Personalie freilich ebenfalls diskutiert …“

IHvS: „Ist das Zedernkabinett nicht langsam überflüssig? EWs scheint, der Cantzler habe den Burggrafen fast alle Kompetenzen weggenommen?“

HvH: „Das ist ein anderes Thema. Horulf ist eine starke Cantzlerfigur, wahrscheinlich noch stärker als sein Bruder Praiodan, auf jeden Fall dem Derischen verhafteter als dem Göttlichen, und damit auch allen menschlichen Gemeinh… Schwächen näher. Wie dem auch sei, wir warn bei der Marschallin: Im Zedernkabinett hätten wir auch ihren Namen aus dem Hut gezogen.“

IHvS: „Und nun?“

HvH: „Nun übernimmt sie an der Grenze von Perricum und Schlund den Oberbefehl über die KuK-Truppen aus Perricum, rüstet sie mit den Mitteln der Grafschaft aus und wird die Brände im Königreich mit aller Macht und Härte löschen. Ihr werdet sehen.“

IHvS: „Wird man sie dafür loben und preisen?“

HvH: „Ein Marschall muss nicht geliebt werden. Der letzten beliebte Marschall marschierte zuletzt mit Chimären auf Gareth. Da ist mir ein Mensch etwa vom Schlage des Blutigen Ugo allemal lieber, der die rechten Winkel der zwölfgöttlichen Ordnung wieder ins Lot bringt.“

IHvS. „Eure Hochwohlgeboren, wir danken für das Gespräch.“