Geschichten:Der uralte Bund - Macabros großer Auftritt

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Markt Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

Der Magier wies den Stallknecht an, die Kutsche anzuspannen und ihn in einer Stunde am Phextempel abzuholen. Er selber machte sich noch einmal auf den Weg zum Tempel und schrieb dort seine Erkenntnisse über die Machenschaften der Namenlosen-Anhänger auf der Pfalz und in der Stadt zusammen, wie er es sich bis her zusammengereimt hatte und gab eine Kopie an einen Priester, damit die gesammelten Erkenntnisse die Tempelvorsteherin erreichen möge, auf das sie gewarnt sei.
Von einem der Jungen ließ er sich anschließend zu einem der Schreiberlinge führen, die zahlreich in der Stadt untergekommen waren. Für ein renommiertes Blatt schrieb er und war einer Einladung zu einem großartigen Theaterstück am Hofe des Wägevogtes nicht abgeneigt. Das illustre Stück wurde von einer Gauklergruppe uraufgeführt und hohe Gäste sollten sich im Publikum finden.
Der I. Akt hatte gerade begonnen, als der Schreiberling seinen Platz in der hintersten Reihe der erlauchten Gästeschar einnahm und die Kladde mit den Papieren, die der Magier ihm zum Studium überlassen hatte, auf seinem Schoß ablegte.

Greifwind, ein altgedienter Ritter der Greifenmark, hatte sein Lebtag gegen die Orken und für das Reich gefochten und alles verloren, was ihm lieb war. Nun haderte der Hüne mit dem schwarzen Rauschebart in der Fremde mit den Göttern und ließ sich von einer finsteren Edeldame, die ihr Antlitz hinter einer fies grinsenden Porzellanmaske verhüllte, einflüstern, dass er nun Vergeltung fordern müsse für das Unrecht, das die Götter Ihm angetan hatten. „Est bibendum sanguinem!“, rief der gefallene Ritter zum unheiligen Schwur aus und der erste Vorhang fiel.

Der II. Akt begann mit einem grantigen Wanderprediger der Bekenner, der auf einem Markt über eine Hochzeit des dekadenten Adels lästerliche Reden vor dem einfachen wie naiven Volk führte. Der Gaukler führte mit seiner ungehobelten Rolle in eine pikante Rahmenhandlung ein, die so manche aktuelle Anspielung bot. Eine Prinzessin aus dem hohen Norden würde in der Stadt bald einen Edelprinzen mit Pomp und Protz ehelichen und viele edle Gäste waren geladen. Die Hausherrin rümpfte anfangs die Nase über die aufstachelnde Rede des abgerissenen Laienpredigers. Aber die Reaktion des tumben Volkes brachten die Gaukler so herrlich da, dass der Großteil der geladenen Gäste doch über die Worte des Hasspredigers lachen mussten, da sie beim einfältig dargebotenen Pöbel einfach nur missverstanden ankamen und der Bekenner sich bald fehlverstanden trollen musste. Doch die finstere Dame mit der porzellanheiteren Maske löste sich aus dem Vorhang und bezirzte den Verdrossenen mit listigen Worten und schwor ihm, dass bald niemand mehr über ihn lachen würde, wenn Blut fließen würde.

Der III. Akt führten zu einem kleinwüchsigen Ermittler, der für den Koboldkönig eigentlich in Erfahrung bringen sollte, was die Prinzessin gerne zum Traugeschenk haben möge. Da der Alte vom Berg sie so gerne mochte und ihr altes Haus nach altem Brauch gerne beschenken mochte. Doch der Zwerg stolpert stattdessen erst über die Leiche einer Hesindepriesterin, die zu viel wusste und bald darauf über eine ermordete Adelige, die zu ehrlich und gutherzig war. Bei den Ermittlungen zu den Hintergründen tritt bald eine junge, hübsche Leibritterin der Braut auf, die selbst tragisch in unerreichbarer Liebe zu dem Bräutigam entbrannt ist, nun aber für ihre Herrin, der Braut, nach einem verlorenen Herrenring sucht, der als Geschenk an den Gatten dienen sollte, aber wohl gestohlen wurde.

Zwischenakt. Licht und Schatten. Ein feister Praiospriester und eine sehr hungrige Borongeweihte tragen die Indizien der Morde und des Raubes bei einem üppigen Mahl vor, ziehen aber recht gekonnt die völlig falschen Schlüsse und sind mit ihren einfachen Erklärungen sehr zufrieden.
Die Ermittlungen der Beiden führen zum verführten Prediger, einer bösartigen Köchin, aber auch zu zwei Ritterinnen, denen der Zwischenakt gehört. Die eine dumm wie Sauerbrot. Die andere so alt und gichtig, dass sie ihr Schwert nicht mehr heben kann. Beide plappern unachtsam über die geheimen Pläne ihrer finsteren Herrin, die alles eingefädelt hat, um die Spur auf Bekenner und Schnitter zu lenken. Zufällig am rechten Ort, bekommen beide Ermittler das Geplapper mit und kommen der Intrige der finsteren Kultisten auf die Spur. Der gestohlene Ring kann wieder gewonnen werden, aber ein Missgeschick führt zur Wende im Spannungsbogen. Die Helden fliegen auf und nach einem rasant inszenierten Kampf mit dem gefallenen Ritter, der finstere Kräfte anruft, kann die Ritterin zwar durch einen Zauber zum Koboldkönig entkommen. Der Zwerg wird aber von den Kultisten gefangen genommen und landet im Suppentopf der bösen Köchin und wird von den Kultisten gegessen und der Rest in der Pastete für die Gäste gebacken. Im Anschluss wird die dumme Ritterin aber als Exempel ebenfalls von der Porzellanmaske umgebracht, die sich als Dienerin des Rattenkindes entlarvt, die der Hochzeit Böses will. Sie bekundet am Ende des Aktes gegenüber dem Publikum, sich nun aller Mitwisser ihres Kultes zu entledigen, die sie nicht mehr braucht und will mit der gichtigen Alten anfangen.
Die junge Ritterin entkommt durch ein magisches Portal, das der Zwerg ihr noch geöffnet hat, zum nächsten Akt im Reich des Koboldkönigs. Ein finsterer Todesfluch, der auf dem Ring lastet, wird vom Koboldkönig gegen einen guten Segen ausgetauscht. Aber die Ritterin muss den Todesfluch auf sich nehmen, da er nun mal ausgesprochen wurde. Der reine Ring soll der Braut nun als Geschenk überbracht werden.

Zweiter Zwischenakt. Schatten und Licht. Der feiste Praiospiester und die sehr hungrige Borongeweihte tragen zusammen, dass eine einfältige Ritterin verschwunden sei, sie aber ihr Pferd und ihr Schwert zurückließ. Eine alte gichtige Ritterin sei zudem wohl tot in einer Pfütze gefunden worden. Dazu sei ein Zwerg in einem Kochtopf ertrunken. Beide ziehen aber recht gekonnt die völlig falschen Schlüsse und sind mit ihren einfachen Erklärungen sehr zufrieden.

Im letzten Akt nimmt die treue Ritterin wohl wissend der Gefahr durch die enttarnten Kultisten, mit Hilfe des magischen Ringes die Rolle der Braut ein und wird im Ehebett von der Oberpriesterin ermordet. Beim Sterben der Heldin springt der Todesfluch aber auf die Kultistin zurück und sie stirbt qualvoll auf der Bühne. Der Bräutigam erkennt die Intrige und die herbeigeeilte Braut schließt der treuen Ritterin die Augen.

Der letzte Vorhang fällt für diesen Abend und der Erzähler der Gauklertruppe explodiert zum Erstaunen der Gäste nach seinen Schlussworten spektakulär in einen Schwarm schwarzer Amseln, die über das Publikum stieben, sich in die Höhe des Hofes schwingen und in den Abendhimmel entschwinden.
Der Schreiberling schloss die Mappe mit den Ermittlungsakten, die ihn der Zauberer geliefert hatte und die er beim Stück schon kurz überfliegen konnte. Interessanter Stoff. Er sah sich die Reaktion der Gäste auf das Stück noch ein wenig an, während sich in seinem Kopf schon ein Artikel formte. Dann verabschiedete er sich von der alten Hauslehrerin der Familie, die neben ihm saß.

Der schwarz gefiederte Amselschwarm, eine imposante Variante des Krähenrufes, mit einem geschickten Verwandlungszauber gekoppelt, flatterte schnurstracks auf den städtischen Boronanger zu. Einer der Jungen, die Anaxagoras bezahlte, hatte seine Schwester gut im Blick behalten und ihm verraten, wo er sie zu so später Stunde ausfindig machen konnte.
Die Beerdigung der guten Frau Bergensteen war abgeschlossen und die kleine Gruppe der Trauergäste auf dem Weg zur Kutsche, die sie in die Pfalz bringen würde. Plötzlich flatterte ein Schwarm schwarzer Vögel mit wildem Brausen um die erschrockene Trauergesellschaft und als der Schwarm in die kühle Nacht abdrehte, fand man nur noch das leere Gewand der jungen Amselritterin in einem Gebüsch.
Fernab, hinter der Stadtmauer, wartetet bereits die schwarze Kutsche, auf deren Dach bald zwei Amseln landeten. Bald schon glitten sie in ihre menschliche Gestalt zurück und schauten erschöpft auf dem Dach liegend in den funkenden Sternenhimmel und die Schwester bedankte sich bei ihrem Bruder für das kleine Artefakt, das er ihr einst schenkte. Sehr nützlich.
„Du wolltest doch immer mal fliegen Schwesterchen.“ ,flüsterte der Magier. Süßlicher Qualm stieg aus dem Fenster der Kutsche auf. Aus der Kutsche kam Mutters Stimme und gab dem Kutscher Anweisungen, sie zu dem Tor zu fahren, dessen Wachmann sie bestochen hatte. Sie selbst stieg aber vorher in einer neuen Rolle aus und tauchte im Getümmel der Stadt unter. Bald verließ die Kutsche mit den Geschwistern die Stadt und man war sich sicher, dass von nun an die zu Genüge gewarnten Diener der Götter selbst den letzten Akt schreiben konnten. Man würde nun nur noch einer schönen Hochzeitsfeier im Wege stehen, die ganz den Liebenden gehören sollte.
Mutter blieb noch etwas. Ganz unauffällig war ihr neues Gewand. So würde sie an viele Orte gelangen und als stille Beobachterin bleiben. Ganz nahe am Geschehen. Und im Rondratempel würde sie anfangen, zu beobachten.

Trenner Garetien.svg


Mit großem Interesse und an einigen Stellen durchaus amüsiert hatte Fredegard die Aufführung verfolgt. Zwar hatte die Adlige schon deutlich besser geschriebene und gespielte Stücke gesehen, dennoch musste sie zugeben, dass dieses hier durchaus seine starken Momente hatte. Am Ende musste die Reichsedle sogar laut auflachen, als sie die Erkenntnis wie ein Blitz traf. Dass sie da nicht selbst darauf gekommen war! Ein Schwarm schwarzer Amseln, die Wappentiere der Familie Amselhag! Und höchstwahrscheinlich verbarg sich hinter der Figur des 'Macabro' der Amselmagier Anaxagoras persönlich oder zumindest eine andere Person aus seinem 'Nest'. Das dürfte auch die zahlreichen kaum verhüllten Anspielungen sowie das damit einhergehende Wissen über Dinge und Personen, die der Allgemeinheit bisher gar nicht oder allenfalls rudimentär bekannt gewesen waren, erklären.
Die meisten Figuren des Stückes konnte Fredegard mehr oder weniger sicher realen Personen zuordnen. Doch die Antagonistin mit der Porzellanmaske bereitete ihr Kopfzerbrechen. Dass hier noch andere Kräfte und Fraktionen mitmischten, war der Reichsedlen schon lange klar, doch für welche Person mochte die Kultistin stehen? Und was waren ihre Motive?
Schließlich wendete sie sich an die alte Frau zwei Plätze neben ihr: „Ein wirklich bemerkenswertes, ja geradezu außergewöhnliches Stück, findet Ihr nicht auch, werte Dame?“


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg   Wappen Grafschaft Reichsforst.svg   Wappen Kaiserlich Randersburg.svg   Wappen Kaiserlich Randersburg.svg  
 Markt.svg
 
Ende Hes 1043 BF zur abendlichen Firunstunde
Macabros großer Auftritt
Gwendares letzte Reise


Kapitel 39

Der Weg zum Ziel
Gwendares letzte Reise


Kapitel 23

,
Einbruch und ein Menü


Kapitel 16

Erkenntnisse
Autor: Bega, Amselhag