Geschichten:Der Rote ist entwichen

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Der Rote ist entwichen – wer hat ihm geholfen?

Meilersgrund Die Urteile über die Angeklagten im Großfüchseprozess waren gefallen – und sie waren überraschend hart ausgefallen. Zwei Momente erstaunten besonders: dass die Königin die von ihren Adligen erflehte Gnade für Prinz Sigman nicht gewährte; und dass für den roten Malwarth niemand Gnade erflehte.

Doch Malwarth von Eslamsgrund wäre nicht der Sohn seines umtriebigen Vaters, wenn er nicht seinen Kopf doch noch irgendwie aus der Schlinge gezogen hätte. Als Zeitpunkt seiner Flucht wurde der Wachwechsel seines Kerkers ausgewählt, und zwar in der Nacht vor den Hinrichtungen durch den Strang am 14. Tsa. Das gesamte Fuchsrudel, dem beim Prozess das Todesurteil ausgesprochen worden war, war zu diesem Zeitpunkt auf die gut gesicherte Burg Zwingstein gebracht worden, da es in Meilersgrund eines geeigneten Kerkers für so viele Adlige (oder ehemalige Adlige) entbehrte und Reichsjunker Zerber von Mersingen aus seiner Zeit auf den Efferdstränen über viel Erfahrung mit der Führung eines Gefängnisses hatte.

In der Nacht zum 14. Tsa nun aber entwich „Graf“ Malwarth der Rote mitsamt der eingewechselten Wachmannschaft von acht Gardisten und seinen Zellengenossen Tsadorn von Bugebühl, Hesine von Wasserburg und Doranthe von Trenck. Ob diese drei Herrschaften nur das Glück hatten, von den Seilschaften Malwarths zu profitieren, die ihnen das andere Seil ersparte, oder ob sie absichtsvoll in des Roten Zelle gesessen hatten – wer kann es wissen, ehe man ihrer habhaft wird? Für die Auswahl der drei spricht allerdings, dass der Bugenbühler als gewiefter Haudegen und geeignet für einsame Kommandotrupps gilt; dass die Wasserburgerin eine Kennerin des Raschtulswalls ist, der als Fluchtpunkt der Bande zu gelten hat; und dass die Trenck in Vierok ortskundig ist wie keine andere und als Tochter ihrs Vaters Elbrecht ein ähnliches Spinnennetz an Unterstützern aus dem Schatten haben könnte wie der Rote.

Doch wie konnten die Verurteilten entweichen? Der rote Malwarth muss treue Helfershelfer gehabt haben, die nicht auf dem Prozess für ihn gearbeitet, sondern erst im Nachgang für ihn gesorgt haben. Warum nicht auch für Sigman? Vielleiht weil jener keinesfalls ein Leben als Vogelfreier führen würde, da ihm doch zu viel Ehre im Leibe steckt! Wer auch immer auf Zwingstein die Türen geöffnet hat –ö auch diese muss man finden.

Wie es heißt, soll Reichsjunker Mersingen einen mehrmonatigen Auftrag zur Inspektion der königlichen Kanäle an der Flanke der Trollzacken erhalten haben, und zwar von Cantzler Horulf von Luring persönlich.

Zur Verfolgung aufgebrochen sind jedenfalls verschiedene Gruppen, die eine unter Führung der als Grenzvikarin gehandelten Gryphilia von Schattenstein, eine weitere unter Führung von Kronvogt Albur von Mersingen sowie weitere.

Möge man die Flüchtlinge fassen, denn was ein verborgener Spross des wilden Hauses Eslamsgrund für Schaden anrichten kann, das weiß man von Malwarths Vater Narbosios. Dieser hatte niemanden Geringeren als Kaiserin Rohaja gegen ihre Schwester auf dem Greifenthrone austauschen wollen und befindet sich seit vielen Jahren irgendwo im Verborgenen.

Das möge sich nicht wiederholen, drum: Waidmanns Heil!

Jagodar von Galothini