Geschichten:Gramfelden - weit schauen, weit rufen, weit schießen
durch Gnade der Götter und auf Geheiß Ihrer k.u.k. Majestät Rohaja Markvogt der Kaisermark Gareth,
entbieten Gruß
dem Hohen Herrn
Korwin Argaen von Gramfelden,
Ritter zur Gramwacht und Unserer Mark Wächter
Herre Korwin,
der Bericht über den Fortgang Eurer Anstrengungen, die Gramwacht zu sichern sowie Reichsstraße und Gemarkungen zwischen Avesruh und Silkwacht zu bewachen vor allem Gezücht, das da kreucht aus der Brache, sei es natürlich oder widernatürlich, hat Seine Erlaucht erreicht.
Es sei Euch für Eure weitsichtigen Planungen gedankt und unterstützt mit allen Kräften, aller Macht und allem Vermögen.
Zur wohllöblichen, sparsamen und sachlichen Verwendung der Euch mit Eurem Amte versehenen Mittel sei Euch neuerlich nahegelegt, in Gramaue nicht die Burg Gramwacht aufzubauen, sondern eine festen Turm, der Euch instand setzt, weit zu schauen, weit zu rufen und weit zu schießen sowie Euch und die Eurem Schutz Befohlenen hinter festen Toren in Sicherheit zu bringen.
Item sei Euch gestattet, einen weiteren Wachtturm gen Silkwacht zu erreichten, von dessen Höhe Ihr desgleich weit schauen, weit rufen und weit schießen könnet.
Hierozu sei Euch aus der Kaisermark Schatulle specialiter und außerhalb des jährlichen Haushaltes gewähret:
- Bruchstein: 150 Klafter
- Mörtel: 10 Klafter
- Schmiedeeisen: 6 Pfund (zu beziehen aus der Schmiede Pfundts)
- Pech: drei Sack (aus dem Markt Südquartier)
- eine Steinmetzmeisterin
- ein Zimmermann
Für Balken, Holzschindeln und Bohlen sei Euch verstattet, in der Kaiserin Forst 30 Klafter guten Holzes zu schlagen. Über den Holzschlag wacht Seine Gnaden Alvar von Krauzung. Hilfsarbeiter und Wachleute findet Ihr in Eurem Lehen genug. Den Schmied mag Euch der Pfundt ausleihen. Hierüber wacht des Reichsjunkers Zerber Vogt Storko von Eychgras.
Item sprachet Ihr die Sicherheit der Reichsstraße an, die nicht Eures Amtes ist. Hierfür erhält Seine Hochwohlgeboren Reichsvogt Reto von Aimar-Gor stattliches Salär und soll mit seinen Mannen und Frauen sichern und schützen. Den Heldenfriedhof schützt und schirmt der Orden des Heiligen Golgari. Von des Markvogtes Hof wird Euch Hausritter Alderan von Fuchsstein in den nächsten sechs Monden zur Seite stehen.
Gegeben zu Sonnentor am 14. Tage des Ingerimm im 16. Jahre Unserer Herrschaft über die Kaisermark.
Es bezeugen Orelbert von Eschenrod, der Mark Seneschall, Olbert von Königslinden, der Mark Kammerherr und Grothan Spalotin, des Markvogtes Secretiar.
Siegel des Markvogtes
„Das gebt Ihr dem Herrn Korwin. Er ist ein tapferer Mann, ein guter Vasall. Aber sehr genau hin, wie durchlässig seien Finger sind. Er kann womöglich nicht gut rechnen.“ Eschenrod gab dem zweiten Hausritter das gesiegelte Schreiben. Fuchsstein grüßte militärisch knapp und verließ die Kammer, um seien zügige Abreise gen Gramwacht vorzubereiten.
„Äh … Herr Orelbert?“, fragte Königslinden.
„Hm?“, zog jener die Augenbraune hoch, war aber bereits mit der Abfassung der Schreiben an Aimar-Gor und Mersingen beschäftigt und blickte nicht auf.
„Und wenn Fuchsstein auch nicht gut rechnen kann?“
„Gleichgültig. Ritter Korwin weiß, dass er haushalten muss wie ein Tobrier. Und wenn ihm dabei die ganze Zeit der Haushund Seiner Erlaucht schwanzwedelnd zusieht, wir der knapsen und knausern, wie es sich gehört.“
Grothan Spalotin schmunzelte. Knapsen und knausern war das, was Eschenrod selbst nicht gut konnte.
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