Geschichten:Gramwacht - Nattern

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15. Pra 1043 BF Gramfelden

"Verdammt nochmal, nichts passt hier. Ralbert, was ist jetzt schon wieder?", wetterte der der "Burgherr" Korwin.

"Herr! So wird das nichts. Der Zimmerer weiß wohl, wie er das Ständerwerk zu bearbeiten hat, aber wenn es nicht passt, weil andere Gewerke nicht abgestimmt sind, bauen wir jeden Schritt Mauer zweimal. Es geht nicht ohne Balsox."

Ralbert war die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Alle Mühe hatte er sich gegeben, gemeinsam mit Korwin Balsox' Ausfall zu kompensieren. Aber Fähigkeit kann nicht mit gutem Willen ersetzt werden.

"Aber er ist nunmal nicht da. Soll ich ihn mir aus den Rippen schneiden?"

"Es muss doch eine andere Lösung geben, Herr."

Er wusste wohl zu gut, wann es Zeit war, die Etikette zu wahren. Ralbert spürte die Anspannung seines Schwertvaters. Die lange Verletzung, das steife Bein, Balsox' schwere Verletzung, Fehler beim Bau, fehlendes Baumaterial.

Ralbert ging zur Baustelle des Haupthauses und sammelte gemeinsam mit den beiden Handlangern die Steine der eingestürzten Wand aus den Trümmern. Kämpfer und Schlussstein waren nicht gut gehauen und noch schlechter in ihren Abmessungen auf einander abgestimmt. Der Stich war nicht hoch genug, dadurch drückte der Schlussstein die Kämpfer so weit aus ihrer Position, dass er durch sie hindurch glitt. In diesem Augenblick brachen sowohl die Wände links und rechts der Tür und alles darüber weg. Glücklicherweise kam niemand der Arbeiter zu Schaden und alle mit einem Schrecken davon, da dies alles in den Abendstunden passierte. Das Beben das durch den frisch bezogenen Wehrturm ging, ließ seine neuen Bewohner jedoch vor Schreck erstarren.

"Der Medicus sagte doch, dass Balsox noch mindesten bis zum nächsten Mond das Bett wird hüten müssen oder mein Herr?"

Korwin griff sich an die Schläfe. "Ja so ist es. Aber wann er dann wieder auf der Baustelle Hand anlegen kann, weiß nur Angrosch alleine."

Ralbert setzte sich auf einen Schemel, der an die Mauer der Wacht lehnte und dachte nach. Baumeister gibt es in Gareth reichlich. Die meisten verstehen sich aber eher auf das Konstruieren von prunkvollen Stadthäusern. Der Pöbel bedient sich mehrheitlich einfachen Zimmerleuten. Aber eine kleine Burg? Er kratzte sich am Kinn. Fraglich ist auch, ob sich die garether Stadtbaumeister überhaupt an die Grenze der Brache wagen. Es bräuchte einen Baumeister, der auch hier draußen die Arbeit und die Herausforderung nicht scheut. Aber da war doch was! Wo war das denn? Natter! Die Brücke über die Natter zwischen Schlund und Hartsteen. Die mussten doch die Brücke bauen während immer wieder Angriffe irgendeines riesen Viehs die Arbeiten gestört haben. "Der Name fällt mir gleich ein."

"Was redest du da?"

"Vor ein paar Götterläufen wurde zwischen Schlund und Hartsteen 'ne Brücke gebaut. Während des Baus musste sie sich andauernd vor den Angriffen von so einem Ungetüm schützen. Und irgendwann hat das Vieh die Brücke wohl eingerissen bei einem Angriff."

"Erzähl weiter"

"Ich überleg ja schon. Berdino Schindler oder so. Ich muss meinen Vater fragen. Der weiß das. Bekomme ich die Erlaubnis nach Pfundt zu reisen?"

"Ach was solls. Mach dich auf den Weg. Wenn du was raus findest, mach dich umgehend auf den Weg zurück. Bevor Balsox nicht wieder auf den Beinen ist, geht es ohnehin nicht weiter."

Korwin setzte sich auf einen unbehauen Steinklotz, schaute in Richtung der Brache und raufte sich die Haare.