Geschichten:Mobilmachung in der Mark Greifenfurt - Schlechte Nachrichten

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Greifenfurt

Müde rieb sich Reto die Augen und sah erschöpft zu der kleinen Schießscharte, die mit einer ledernen Haut bespannt war. Dunkelheit hatte sich über Greifenfurt gelegt und Borons sanfter Mantel umhüllte nach und nach die Menschen hier in der Stadt.

Spät mochte es mittlerweile schon sein. Mit einem Seufzer wandte er sich wieder seinem Schreibtisch zu. Es war über und über mit Pergamenten und Papieren beladen und fast mochte man meinen, daß sich darin niemand zurecht finden würde.

Ganz so fühlte er sich auch. Welcher Mensch hat nur je diese Bürokratie erfinden können, dachte er sich leidlich entnervt von der Verwaltungsarbeit.

Die Kämpfer der Markgräfin sollte er befehligen und nicht diesen Schreibtisch. Doch kein Weg, sei er noch so verlockend, führte daran vorbei.

Da nütze auch alles schimpfen nicht.

Das Licht mehrerer Kerzen hüllte das kleine Arbeitszimmer des Heermeisters in zahlreiche kleine Schatten- und Lichterspiele. Abgelenkt davon folgte er dem Flattern und Winden der Kerzenflamme. Wie frei war doch diese Flamme.

Ein weiterer, wenn auch leichter, Seufzer entrann seiner Kehle.

Manchmal wünschte er sich so frei zu sein wie die Flamme oder ein Windhauch, dennoch mochte er seine Aufgabe am Hofe der Markgräfin sehr. Wenn nur nicht diese Papiere immer wären. Doch auch von einem Heermeister werden Opfer verlangt.

Gequält lachte er leise in sich hinein. Er tauchte seine Feder wieder in das kleine Fäßchen mit schwarzer Tinte und begann weiterzuschreiben.

Ein plötzliches Klopfen riß ihn aus seinem Tun. "Herein!" antwortete er darauf und blickte sich erwartungsvoll um. Sein Adjutant Belnan von Krähenklamm kam die Tür herein, schloß hinter sich die eicherne Tür wieder und trat näher ins Licht.

Sorgenfalten waren auf seiner Stirn gezeichnet, ganz so als stehe er vor einer unlösbaren Aufgabe. Es herrschte einige wenige Herzschläge lang absolute Stille zwischen den beiden Männern, dann hob er an zu sprechen.

"Ich störe euch nur ungern, Exzellenz, doch es ist wichtig;" er hielt einen Moment inne. Sichtbar war es ihm unangenehm seine Nachricht zu überbringen.

"Was ist mit euch, Belnan? Ihr seht so besorgt aus?" fragte der Heermeister ihn frei heraus, nicht ohne eine Spur Sorge und zugleich auch Neugier.

"Vor Teshkal in Andergast treiben sich wieder Schwarzpelze herum. Nach meinen Berichten sollen sie sich in der Messergrassteppe in nicht bekannter Zahl sammeln. Wer weiß was..." sprudelte es aus dem jungen Mann heraus.

"Was? Schwarzpelze? Sammeln? Bei allen Göttern..." entfuhr es Reto. Die Überraschung war ihm sichtlich ins Gesicht geschrieben.

"Ja, es ist wahr. So sagen es zumindest meine Quellen!" sprach Belnan weiter.

"So, so. Die Schwarzpelze..." entgegnete ihm Reto. Nachdenklich strich er sich über den roten Bart, den schon einige silberne Strähnen durchzogen.

Seine Augen bewegten sich unentwegt und seine Lippen formten lautlose Sätze. Plötzlich ergriff der Heermeister wieder seine Feder, tauchte sie in die Tinte und schrieb auf zwei kleinere Pergamente etwas.

Er gab sie Belnan in die Hand. "Dieses Pergament bringt ihr sofort zu Marschall Guneldian. Er wird wissen, was damit zu tun ist. Und das hier," er deutete auf das zweite Pergament "das sind meine Befehle für das Leibregiment! Lassen sie die Befehle gleich morgen früh ausführen. Ach ja, Belnan, morgen früh schickt ihr die Hauptleute bitte zu einer Besprechung zu mir. Ich danke euch."