Geschichten:Mobilmachung in der Mark Greifenfurt - Die Mark im Krieg

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Der Bote hatte die Residenz mit dem Einbrechen der Abenddämmerung erreicht und war sofort zur Markgräfin vorgelassen worden. Was genau im Arbeitszimmer der Greifin abgelaufen war, wer vermochte dies zu sagen, doch ließ das Oberhaupt der Mark sogleich ihren Gatten rufen, der keine zwanzig Minuten später bereits danach schrieh, man solle sein Ross satteln, ein Umstand, den die Greifin selbst mit einem kurzen, scharfen und unüberhörbaren Befehl revidierte.

Noch in der selben Sanduhr schwärmten Boten wie Leuchtkäferchen in das abendliche Greifenfurt, sprachen bei den wenigen Stadthäusern der Greifenfurter Edlen vor wie in den Tempeln. Dass zugleich Boten in alle Richtungen ritten und ein Schwarm Brieftauben sich über die Dächer der Residenz erhob, sprach ein auch für den einfachen Mann allzu deutliches Bild. Allüberall machten die tapferen Bewohner Greifenfurts das Zeichen gegen das Böse und das Lauffeuer stürmte durch die Mark, es stünde schlecht.

Nur im Turm der Bannstrahler reagierte man nicht überrascht auf die Nachricht aus der Residenz. Als sich der Bote dem hohen Steineichenportal häherte, öffnete sich diese von selbst und man geleitete ihn direkt in die kleine Kapelle des Götterfürsten, wo der Hauptmann der Bannstrahler ihn schon erwartete. "So geht es also los.", waren die Worte des Blinden, der sich erhob und dem Ankömmling einen gesiegelten Brief aushändigen ließ. "Ich werde mich morgen zur Besprechung einfinden", sagte er dem völlig verblüfften Mann, der noch kein einziges Wort verloren hatte, ja noch nicht einmal seine Botschaft hatte übergeben können...

Noch in den frühen Morgenstunden stoben Rösser in den Hof der Residenz und die Knechte und Mägde hatten schon in aller Frühe den Kartenraum gefegt und - auf wessen Anraten auch immer - die Fenster geputzt. Zahlreiche Adlige, Offiziere und Geweihte hatten sich eingefunden, unter ihnen Nasar, Hauptmann der Bannstrahler, barfuß, das Gesicht eine stählerne Maske, die nicht andeuten konnte, welche Visionen den Bannstrahler quälten.

Endlich öffneten sich die Flügel zum Trakt, in dem die Greifin residierte, und entließ das Oberhaupt der Mark zusammen mit ihrem Gemahl, Edelbrecht vom Eberstamm, der, ganz untypisch, weit fahler und fahriger wirkte denn seine Gattin. An ihrer Seite stapfte Reto von Schattenstein, der Heermeister, sich beständig das Gesicht mit einem großen Tuche wischend, die Züge noch mehr von Sorgen zerfurcht, als dies bisher schon der Fall gewesen.

Die Greifin sah kurz in die Runde und sofort erstarben alle Gespräche: "Versammelte Edle, die ihr schnell genug hierher eilen konntet. Geehrte Gäste und Angehörige der Kirchen. Die Zeiten scheinen sich gegen uns verschworen zu haben und ich fürchte, wir haben noch nicht einmal das volle Ausmaß der Katastrophe erreicht. Nichtsdestotrotz zwingen Uns die Umstände, den Kriegszustand über die gesamte Mark zu verhängen."

Die Luft vibrierte vor Entsetzen und die Adligen wie Geweihten sahen sich hilflos nach allen Seiten um, ob irgendwer schon mehr wisse als man selbst. Indes bis auf den Bannstrahlerführer herrschte allgemeine Ratlosigkeit und niemand verspürte wirklich den Wunsch, einen Bannstrahler zu befragen.

"Im Kosch hat sich eine Wesenheit manifestiert, die wohl dem Element Feuer angehört und wie eine gigantische Feuersbrunst gen Angbar rast, in ihrem Windschatten Tod und Verderben." Die Stimme des Heermeisters klang belegt, während er fortfuhr: "Da wir nicht wissen, um was es sich handelt und schlimmstenfalls zu befürchten steht, dass es nicht bei der einen Feuerwalze bleibt, hat die Greifin angeordnet, die komplette Grenze hin zum Kosch abzuriegeln. Zugleich sollen die Grenzsicherungen hin zum Finsterkamm wie auch gen Darpatien aufrecht erhalten werden. Mit Verlaub, dies ist uns mit den gegenwärtigen Truppen nicht möglich, denn somit müssen wir fast die gesamte Grenzlinie der Mark besetzen. Sinn und Zweck dieser Versammlung soll es sein, Möglichkeiten zu erwägen, wie wir den Schutz aufrechterhalten mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen."

"Gleichzeitig will mein Gemahl mit allen Streitern, die sich hierzu bereitfinden, gen Angbar reiten und versuchen unseren Koscher Nachbarn zu helfen." Die Stimme der Greifin klang neutral und nur wer sie genauer kannte, konnte den unausgesprochenen Vorwurf in ihrer Stimme lesen. "Wir erwarten, dass sich dieser Runde baldmöglichst weitere Märker Edle zugesellen, ergingen doch Botschaften in alle Himmelsrichtungen. Nichtsdestotrotz sollten die wichtigsten Informationen an Euer Ohr getragen werden, bevor sich der Märker Herold oder das Volk in Mutmaßungen ergehen. Ich danke Euch, meine Getreuen. Wir werden um die Praiosstunde einen Götterdienst feiern, der uns Mut und Hilfe spende, und anschließend wieder hier zusammenkommen, um die Sachlage zu klären und Pläne zu fassen. Morgen früh wird dann mein Gemahl aufbrechen und mit sich die ersten Wachmannschaften nehmen, die Grenze abzuriegeln. Habt Dank für Eure Geduld."