Geschichten:Gramfelden - Löcher
gegeben 30. Peraine 1043 BF, Ritterherrschaft Gramfelden, Kaisermark Gareth
da Ihr um die Lage der Mark wie wenige andere wisst, erlaube ich mir, die folgenden Zeilen ohne Umschweife vorzubringen. Die Situation um Gramfelden verlangt weniger Zierde als klare Darstellung, denn jede Verzögerung wirkt sich unmittelbar auf die Sicherheit der Reichsstraße und der angrenzenden Lehen aus. Die Situation duldet keine rhetorische Ausschmückung, denn die Bedrohung, die aus der Brache drängt, spottet jeder höfischen Floskel.
Gramfelden liegt an der Reichsstraße nach Gareth und trägt große Verantwortung, die Ländereinen des östlichen Rands der Brache zu sichern. Durch den Wiederaufbau der Burg Gramwacht im Süden Gramfelden erfüllen wir diesen Auftrag zuverlässig. Dort haben wir Sicht, Zugriff, Reichweite – dort können wir schützen. Doch der Norden des Lehens direkt an Silkwacht, bleibt ein blinder Fleck. Zwischen der Engstelle am Gramfelder Moor bis zur Silkwacht sind wir faktisch handlungsunfähig.
Mehrere bestätigte Vorfälle belegen dies. In den letzten Monden durchbrachen gleich mehrere Untiere und Geschöpfe des Namenlosen aus der Brache den Kordon und gelangten unbehelligt bis nach Grambusch. Erst durch Meldungen aus der dortigen Bevölkerung konnten meine Männer ausrücken – stets mit Verzögerung und nicht in der Stärke, die nötig gewesen wäre. Bei zwei Einsätzen trafen wir zu spät ein, bei einem gerade rechtzeitig, doch selbst dort standen wir einer Übermacht gegenüber, die das Kampfvermögen meiner treuen Gefolgsleute und meiner verfügbaren Kräfte deutlich überstieg.
Die Ursache ist eindeutig. Ohne einen nördlichen Beobachtungspunkt bleiben wir blind. Die Reichsstraße, die Lehen Silkwacht und Grambusch und Gramfelden selbst sind dadurch strukturell gefährdet. Diese Lücke ist nicht durch gesteigerten Einsatzwillen zu schließen – meine Männer leisten bereits mehr, als vernünftig wäre. Es fehlt nicht an Disziplin oder Mut, sondern an Sicht, Reichweite und räumlicher Kontrolle.
Daher bitte ich alleruntertänigst um die nötigen Geldmittel, auf dass wir im Norden einen Wachturm errichten können. Der Ort ist benannt, die Markierungen gesetzt. Doch ohne Stein und Holz, ohne Lohn für die Meister und ihre Gesellen bleibt das Werk nur ein frommer Wunsch. Ein fester Turm an jener Engstelle würde uns den Blick schenken, der uns seit Monden fehlt – und das Reich selbst vor manch heimlichem Einbruch in seinem Fleisch bewahren. Doch auch ohne professionelle Besatzung verliert selbst der beste Turm seinen Nutzen, daher bitten wir euch zudem untertänigst um Gestellung von einem Dutzend tapferer Recken die uns unterstützen.
Ich führe Gramfelden nach bestem Wissen und mit aller Härte, die diese Lage erfordert. Doch es wäre faktenwidrig, zu behaupten, dass wir gegen die zunehmende Aktivität der Brache ohne strukturelle Verstärkung bestehen könnten. Die Brache agiert nicht chaotisch; sie testet die Schwachstellen des Reiches, und im Norden Gramfeldens hat sie eine gefunden.
Ich schildere Euch dies nicht aus Klagegeist, sondern weil manches im Norden Gramfeldens inzwischen Fragen aufwirft, die weit über mein kleines Lehen hinausreichen. Ein Wachturm mit wachsamen Schützen dort oben würde mehr als nur uns zugutekommen – er stärkte jenen Abschnitt des Reiches, der seit den jüngsten Vorfällen allzu deutlich gezeigt hat, dass er ohne festes Auge leicht zur Bresche werden kann.
Um Mittel für Folgendes bitten wir euch untertänigst:
Materialliste
- Bruchstein: 350 Klafter
- Mörtel : 50 Klafter
- Eichenbalken : 22 Klafter
- Dachdeckung: 5.400 Schindeln
- Holzbohlen: 6 Klafter
- Schmiedearbeiten: 6 Pfund
Arbeitskräfte:
- Steinmetze: 8
- Zimmerleute: 3
- Hilfsarbeiter : 9
- Schmied : 1
- Wachmannschaft : 12
Ich ersuche Euch daher um zeitnahe Bewilligung der Mittel und der Wachen.
Hochachtungsvoll – und in voller Verantwortung für dieses Lehen,
Ritter Korwin Argaen von Gramfelden
| ◅ | In Vertretung |
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weit schauen, weit rufen, weit schießen | ▻ |