Geschichten:Hartsteener Banner - Griseldis' vier Probleme: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 12. Februar 2016, 19:43 Uhr

Festung Feidewald, Travia 1035 BF

Griseldis von Quintian-Quandt seufzte, als sie die Tür zum heimlichen Gemach hinter sich zuzog. Graf Geismar hatte ihr nie gestattet, sich ihren Gemahl selbst zu suchen und sie war Realistin genug gewesen, einzusehen, dass sie in dieser Angelegenheit für ihren gräflichen Vetter nicht mehr war als eine beliebige Handelsware, mit der es größtmöglichen Gewinn zu erzielen galt. Andererseits waren alle Eheanbahnungen an den Forderungen Geismars gescheitert und das hatte sie zunehmend verwundert: Er musste doch wissen, dass ihr Wert auf dem Heiratsmarkt mit den Jahren nicht steigen, sondern notwendigerweise sinken musste. Aber da sie nie ein Kind von Traurigkeit gewesen war und keineswegs die Absicht hatte, als alte Jungfer zu enden, hatte sie sich eben außerhalb ehelicher standesgemäßer Bande vergnügt. Genau das war die Ursache für ihr erstes Problem.

Es war nicht das erste Mal, dass sie schwanger war, doch hatte Griseldis es stets verstanden, einen Skandal zu vermeiden. Die Tränke, die ihr die in Kronbrunn lebende alte Hexe verkauft hatte, waren zwar nicht sehr süffig, dafür aber stets effizient gewesen. Leider stand ihr diese Möglichkeit nicht mehr offen, seit die Luidoristen in dem Marktort am Fuße des Grafenhauptes ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten und das war ihr zweites Problem.

Ihr drittes Problem bestand darin, dass sie von überwältigender Übelkeit heimgesucht wurde, wenn sie nur den leichten Geruch etwa von gebratenem Fleisch in die Nase bekam. Seit der Graf zusammen mit den Zwillingen Rondirai und Gernot und kleinem Gefolge weitgehend unbemerkt die Festung verlassen und sich der Belagerungsring geschlossen hatte, waren die meisten ihrer übrigen Verwandten mit anderen Dingen beschäftigt. Aber früher oder später mussten die Veränderungen in ihrem Verhalten und ihrem Aussehen auffallen, trotz ihrer Bemühungen, dies zu verbergen und ihre jäh aufwallenden Gefühlsregungen unter Kontrolle zu behalten. Einer der Knappen hatte schon eine dumme Bemerkung darüber angestellt, dass sie in letzter Zeit den Abort so häufig aufsuchte und über die flinke Griseldis als Freundin vom flinken Difar gewitzelt und sich dafür zwei ausgeschlagene Zähne eingehandelt. Zwar bekam sie kaum einen Bissen hinunter, kotzen musste sie aber trotzdem wie ein Wolf, der sich überfressen hatte.

Griseldis griff nach dem Wasserkrug, den sie schon vorsorglich in einer Nische neben dem Abort deponiert hatte, und spülte sich die Säure aus dem Mund. Am liebsten hätte sie dem Kerl, der sie geschwängert hatte, ihren Mundinhalt ins Gesicht gespuckt. Allein, sie wusste nicht genau, wer von den drei infrage Kommenden der richtige war. Und das war ihr viertes Problem.