Geschichten:Dornentriebe - Liebe und Hiebe: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
BB (D | B)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 18: Zeile 18:
|Reihe=Dornentriebe
|Reihe=Dornentriebe
|Teil=10
|Teil=10
|Vor=
|Vor=Geschichten:Dornentriebe - Agonie und Hoffnung
|Zurück=Geschichten:Dornentriebe - Initiation
|Zurück=Geschichten:Dornentriebe - Initiation
|Datum=27.12.1035
|Datum=27.12.1035

Version vom 22. September 2013, 13:45 Uhr

Wieder einmal hatte Mithrida zu einem Fest auf dem Gut ihrer Familie, welches zwischenzeitlich von Selinde gepachtet worden war, geladen und erneut war es besagte Selinde, der die Aufgabe zufiel, die Gäste zu begrüßen und für diese als Gastgeberin zu fungieren. Doch diesmal war die sonst so sinnenfrohe Baronesse zumindest innerlich nicht so gelöst wie bisher. Grübelnd machte sie sich auf den Weg zum Hof vor den Toren der Stadt. Irgendwie waren die Feiern in den letzten Wochen und Monden immer - die Adlige grübelte über den passenden Begriff - ausgefallener, ernster und irgendwie auch wilder geworden, ging es ihr durch den Kopf. Die Leichtigkeit und Fröhlichkeit früherer Zusammenkünfte waren dagegen immer mehr in den Hintergrund getreten. Wann und wie dies alles begonnen hatte, vermochte Selinde jedoch nicht genau zu bestimmen. Mit einem kurzen Kopfschütteln vertrieb sie ihre Zweifel und dachte stattdessen an das Wiedersehen mit Mithrida, wobei sich ihre Gesichtszüge gleich wieder aufhellten. Die Baronesse mußte sich eingestehen, daß die Nichte der Ratsherrin Yargunde für sie mittlerweile mehr als nur eine gute Freundin geworden war. Sie hatte sich in sie verliebt.

Auf dem Gut angekommen, wurde Selinde auch gleich von einer strahlenden Mithrida mit einer innigen Umarmung und einem langen Kuß begrüßt. "Schön, daß Du da bist, meine Liebe", hauchte ihr Mithrida ins Ohr. "Du ahnst nicht, wie sehr ich mich in der Zwischenzeit nach Dir gesehnt habe", erwiderte die junge Adlige. "Aber wir sollten uns demnächst einmal über die Ausgestaltung unserer Festlichkeiten unterhalten; ich denke, sie entwickeln sich mehr und mehr in eine Richtung, die-" "Schhhh, meine Teuerste, keine grüblerischen Gedanken heute." wisperte Mithrida und legte ihrem Gegenüber den Zeigefinger auf den Mund. "Dies ist ein Tag zum Feiern, ein Tag der Freude! Sei unbesorgt, Liebste, unsere Zusammenkünfte entwickeln sich genau richtig." Selinde mußte bei den letzten Worten unwillkürlich schlucken, bevor sie sich mit fast schon schicksalsergebener Miene von ihrer Geliebten an die Hand nehmen und ins Gutshaus führen ließ.

Die Feier selbst konnte die Baronesse noch weniger genießen als sonst. Es schien diesmal noch wilder zuzugehen als die letzten Male. Einige der Gäste fielen fast schon wie Tiere übereinander her, während andere von Rauchwaren und Getränken so berauscht waren, daß sie kaum noch ansprechbar waren. Die Adlige, die sich entgegen ihrer sonstigen Art sehr zurückhaltend, ja fast schon reserviert gab, fragte sich, was genau diese Leute da eigentlich zu sich nahmen. Noch mehr Unbehagen bereitete Selinde die Erkenntnis, daß die anfänglichen, zärtlichen Klapse und Bisse zwischen den erregten Anwesenden immer heftiger wurden, sodaß manch ein Lustschrei mittlerweile auch ein Schmerzensschrei war oder gar nur letzteres. Auch der immer stärker vorherrschende Befehlston missfiel der Adligen. Er erinnerte er sie weit mehr an ihren Vater als an ein sinnenfrohes, leidenschaftliches Miteinander, zumal es mittlerweile fast immer dieselben, ihr zumeist unbekannten, Personen waren, die herumkommandiert und sonstwie traktiert wurden. Diese schienen zudem auch offensichtlich von einfacher Herkunft zu sein und nicht so recht zur übrigen Gästeschar zu passen. Wo hatte Mithrida die bloß her? Mithrida hingegen schien bester Laune zu sein und das Treiben in vollen Zügen zu genießen, auch wenn sie selbst an kaum einer der 'Lustbarkeiten' teilnahm, wie ihre Freundin mit einigem Erstaunen registrierte. Stattdessen stand Mithrida auffallend oft tuschelnd und scherzend mit dieser unscheinbaren jungen Blonden, Algrid hieß sie wohl, zusammen, was in Selinde ein Gefühl von Eifersucht auslöste.

Als die Feier in den frühen Morgenstunden endete und Selinde sich zurück nach Perricum begab, wirkte sie sogar noch nachdenklicher als auf dem Hinweg. Und obgleich sie durchaus sehr müde war, fand sie in ihrem Bett keinen Schlaf. Immer wieder kreisten ihre Gedanken und Fragen um die Feiern im allgemeinen, das letzte Fest im besonderen und um Mithrida. Waren die Zusammenkünfte wirklich noch im Sinne der Herrin Rahja? Oder waren es nicht einfach nur Orgien, wie man sie eher im verdorbenen Al´Anfa verorten würde? Und war es weiterhin nötig, sich daran zu beteiligen oder war es nicht an der Zeit, zumindest die nächsten ein oder zwei Feste auszusetzen und die Rolle der Gastgeberin jemand anderem zu überlassen? Aber dann war da noch Mithrida, die sie nicht enttäuschen oder gar verlieren wollte. Geliebte Mithrida ... Als Selinde schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel, sandte das Praiosmal bereits die ersten Strahlen auf die Reichsstadt.