Benutzerin:Gramhild/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Ledrige Schwingen ===
=== Ledrige Schwingen ===


siehe Briefspielreihe
siehe [[Geschichten:Düstere Schatten - Ledrige Schwingen]]


=== Alte Knochen ===
=== Alte Knochen ===


siehe Briefspielreihe
siehe Briefspielreihe

Version vom 28. Juni 2015, 13:35 Uhr

Hochzeit auf Dreihügeln

Gästeliste

Brautleute:

adlige Gäste (nach Rang):

Geweihtenschaft:


Knappen, Pagen, Bürgerliche:

  • verschiedene Kammerdiener und Zofen, Mägde und Knechte
  • eine Faust Grenzreiter
  • die Dörfler
  • eine Hand voll Fahrender

Ablauf

  • Ankunft der ersten Gäste
  • Gramhild beginnt das Ausmaß der Feier zu erkennen
  • Ausruf einer Jagd durch Adran
  • Trauung mit Feier & Überreichung der Geschenke

Ankunft der ersten Gäste

siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Ankunft der ersten Gäste

Mehr Gäste und unerwartete Geschenke

siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Mehr Gäste und unerwartete Geschenke

Vor der Feier

Dreihügeln, Abend des 09. Travia 1036 BF

Baron Adran war mit der Lieferung Bier und einer weiteren Gruppe Grenzjäger nach Dreihügeln gekommen und hatte die Fässer direkt in den Keller verfrachten lassen. Seit seiner Ankunft verließ das Zucken um seine Mundwinkel kaum sein Gesicht, wenn die Perlvögtin seinen Blick auffing. Immerhin hatten seine Grenzjäger bereits damit begonnen, eine Grube auszuheben und eine große Feldküche zu errichten. Das würde die Bauern deutlich entlasten. Einige der Älteren hatten mit ihm zusammen ein Forellenbecken angelegt, das sich zur Zeit füllte. Mit der Angel in der Hand saß er am Wasser und rauchte seine Pfeife, während der Haken eine Hand breit oberhalb des Wassers baumelte. Es tat gut, sich mal wieder außerhalb der Burg zu bewegen, auch wenn es nur ein paar Wegstunden von Schmalfurt entfernt war. Seinen Vogt hatte er schon einige Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen, da dieser in seiner Pflicht als Kommandant der Grenzjäger nur noch selten den Weg zu seiner Hütte kam.

Schmauchend blickte der Baron sich um, seinen Rüden ein paar Meter abseits von sich liegend. Mit der bisherigen Arbeit seiner Perlvögtin hier konnte er durchaus zufrieden sein. Auch ihr Vorschlag bezüglich der Mühle hörte sich vernünftig an, auch wenn er sich nicht sicher war, inwiefern er Yadviga von Keilholtz damit in die Hände spielte. Aber es könnte sich rechnen. Doch zufürderst würde er Gramhild mit nahe liegenderen Problemen helfen. Seinem Rauch nachblickend nickte er. Eine Jagd! Das würde die bereits anwesenden Gäste ein wenig beschäftigen und die Vorräte für den Winter aufbessern. Mit sich zufrieden schaute er wieder auf das Wasser und brummte einige unverständliche Worte vor sich hin, die ein aufmerksamer Zuhörer als zufriedenen Brummen interpretieren hätte können.

Dreihügeln, Abend des 12. Travia 1036 BF

Einige Forellen schwammen bereits in mehreren mit frischem Quellwasser durchströmten Becken, um auf den Tag der Feierlichkeiten zu warten. Eine handvoll Jungbullen hingen seit geraumer Zeit in der Zehntscheune des Junkertums, deren Innereien bereits zu Wurst verarbeitet und in der Hinterkammer des Backhauses geräuchert worden waren. Ihre Bestimmung war es, über der extra ausgehobenen Grube der Grenzreiter-Feldküche gegart zu werden. Morgen in der Frühe würde man sie für den Spieß vorbereiten. Käse und Wurst sowie einige Schinken und reichlich Brot waren bereits vorbereitet worden, um es der Gästeschar an nichts mangeln zu lassen.

Die meisten Gäste waren bereits eingetroffen und mit den letzten rechnete man eigentlich jeden Moment. So hatte der Baron die versammelten Adligen am Morgen aufgefordert, ihn auf eine Treibjagd zu begleiten. Einige - vierbeinige - Schwarzpelze würden hier in der Gegend durch den Wald streifen und sich hervorragend an einer Hochzeitstafel machen, wenn sie denn erst mal erlegt seien. So war man denn losgezogen, hatte einige der Hunde Gramhilds und zusätzliche Treiber mitgenommen und war in die umliegenden Wälder gezogen.

Da die Junkerin sowohl auf dem Pferd als auch auf der Jagd nicht besonders geschickt war, hatte sie dieses Vergnügen ihren Töchtern den Gästen überlassen und war weiter bei der Organisation der Feierlichkeiten verblieben. Am Nachmittag hatten einige Bauern sie irritiert, die verschiedene Steine aus dem ganzen Dorfe zusammentrugen. Dabei hatten sie damit begonnen, Stücke einer Trockensteinmauer zu entfernen. Als sie schließlich nachfragte, wozu das denn bitte dienen solle, zuckten die Bauern nur mit den Schultern. "Ja, weißt du, Herrin, ein Schmied hat vor vielen Jahren mal für ein Wurfspiel Steine geschlagen. Die waren alle extra abgewogen für die Runden. Und für Männer und Frauen. Wir brauchen die doch sonst nie. Da sind die hier wohl eingebaut worden. Die Zeichen da zeigen das." Die Burschen deuteten auf einige Symbole, die grob in die Steine geschlagen waren und wohl mal die zwölf Götter darstellen sollten. Mit einem Seufzen wendete sich Gramhild wieder anderen Tätigkeiten zu und ließ die Männer weitermachen.

Ausgelassen kam die Gesellschaft am Abend aus dem Wald zurück. Erfolgreich hatte man eine Rotte Wildschweine getrieben und zur Strecke gebracht, was einen Keiler, vier Bachen und ein knappes Dutzend Jungtiere als Beute brachte. Einer der Schäferhunde humpelte zwar schwer und ein weiterer der Treiberhunde war im Wald geblieben, aber alles in allem war man ganz zufrieden mit dem Tage und freute sich auf ein anständiges Dunkelbier aus den Kellern des Gutshauses. Den Transport der Jagdbeute hatte man den Bauern und Jagdhelfern des Barons überlassen, die vor Ort bereits damit begonnen hatten, die Schweine zu zerlegen, um sie einfacher ins Dorfe verbringen zu können.

Der Adel saß bereits im Hofe des Gutshauses beisammen, als sich eine weitere Gesellschaft dem Dorfe näherte. Im Scherz bemerkte einer der Gäste: "Wenn das mal nicht die Greifin höchstselbst ist." Ein Lachen ging durch die Runde, als die Junkerin ein wenig erschrocken um sich blickte und zur Begrüßung der Gäste eilte. Niemand hätte gedacht, dass der Scherz so schnell wahr werden würde!

Im Laufe der folgenden zwei Tage kamen noch viele Berittene und Kutschen, dass die gute Gramhild schon gar nicht mehr wusste, wie sie die Wagen und erst recht die Gäste unterbringen sollte. Zelte wurden aufgestellt, Teppiche und Decken als Lager hergerichtet, abseits des Dorfes wurde von den Grenzjägern eine neue Grube ausgehoben. Kaum dass ihre Ziehmutter am Vorabend der Feier angekommen war, wurde Gramhild ohnehin der Verantwortung enthoben und konnte schlichtend hinter der alten Schroffensteinerin eingreifen, die erst durch die Begegnung mit ihrer Schwester abgelenkt werden konnte.

Feierlichkeiten

Dreihügeln, 15. Travia 1036 BF

Nach und nach waren in den letzten Tagen die Gäste angekommen. Baron Adran hatte die Junkerin ihre eigenen Kammern überlassen, damit die junge Familie des Kressenburger Barons die etwas größeren Gästezimmer für hohe Herrschaften nehmen konnten. Alle anderen Edlen waren auf die kleineren Gästezimmer oder verschiedene Bauernhäuser verteilt oder in mit Teppichen und Decken aufgebauten Zelten untergebracht. Die Dorfgemeinschaft selbst war etwas "zusammengerückt", damit all die fremden Gäste eine brauchbare Unterkunft zur Verfügung hatten. Der Laienbruder aus dem nahen Kloster hatte inzwischen die Umsorgung einer von dort angereisten Geweihten übernommen, der bei der Zeremonie zusammen mit Travhelm von Keilholtz den Bund der Brautleute besiegeln sollte.

Auf dem Dorfanger vor dem Gutshaus war also an diesem Morgen ein großer Tisch aufgestellt worden, auf dessen mit einem großen arangefarbenen Tuch bedeckten Oberfläche reichlich mit Gänsefedern und frischen Speisen wie Käsetörtchen, Brot und Braten, aber auch mit Most und Wein aufgedeckt worden war. Travhelm von Keilholtz und die Peraine-Geweihte Mechthild von Nardeshain sollten dort zur Praiosstunde den Traviabund besiegeln. Eine Person fehlte aber noch:

"Ohne Trautmunde mach ich das nicht, Mutter! Sie kommt bestimmt noch! Sie hat mir versprochen, dass sie rechtzeitig da ist und sie hat bisher immer ihr Wort gehalten." Rahjamunde war bereits fertig geschmückt, doch weigerte sie sich die Zeremonie zu beginnen, solange nicht die einzige Freundin da war, die sie bisher je unter Menschen gehabt hatte.

Währenddessen eilte eine junge Frau durch die Felder in Richtung des Gutes Dreihügeln. "Das ist ja wieder so typisch und kann auch nur mir passieren!" schimpfte sie mit sich selbst. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen Dutt gebunden, aus dem die ein oder andere widerspänstige Strähne bereits wieder heraus hing. Die junge Frau in den travianischen Farben gekleidet und als Geweihte der gütigen Göttin zu erkennen maschierte strammen Schrittes den Weg entlang, das Dorf war immerhin schon in Sichtweite. Einige Bauern, die die Geweihte sahen, waren kurz sprachlos ob ihrer Schönheit, die zeigte, dass sie auch von der Herrin Rahja sehr gesegnet war. Sie grüßten höflich und die Geweihte lächelte höflich und fröhlich zurück. "Travia zum Gruße, zur Hochzeit geht es dort entlang, richtig?" Ein wenig verwirrt nickten die Bauern. "Ja, Euer Gnaden. Ähm... die fängt auch bald an." Kaum ausgesprochen lief er auch schon knallrot an. Hatte er grade einer Traviageweihten gesagt, sie käme zu spät zu einer Hochzeit? Ein anderer Mann, womöglich sein Vater, gab ihm auch promt einen Klapps auf den Hinterkopf. Gütig lächelnd nickte die junge Geweihte und seufzte. "Ihr habt recht, ich bin spät dran und sollte mich sputen, vielen Dank." Dann eilte sie auch schon im leichten Dauerlauf davon, während die Bauern ihr verdutzt nachsahen. Das hatte man hier nun auch noch nicht gesehen.

Nur ein halbes Stundenglas später versammelte sich die Gästeschar bereits im Hof des Gutshauses. Auch die junge Travia-Geweihte war inzwischen angekommen und hatte sich ein wenig frisch gemacht. Die Geweihtenschaft hatte sich - währenddessen - bereits abgestimmt, wie die Trauungszeremonie zu verlaufen hatte. Die vorherrschende Stimmung konnte man am treffendsten als freudige Erwartung umschreiben.

Rahjamunde, die ältere Tochter der Junkerin und damit einstige Nachfolgerin als Perlvögtin, sollte - in Ermangelung ihres bereits verstorbenen Vaters - von Baron Adran persönlich zum Traualtar gebracht werden. Schon vor den ersten Sonnenstrahlen und dem Hahnenschrei war sie wach gewesen und einige Mägde waren gekommen und hatten begonnen, die junge Dame zu baden, ihr die Haare zu bürsten und sie in die feinsten und edelsten Gewänder zu hüllen, die ihr zur Verfügung standen. So trug sie heute ein rotes Kleid aus feinem Leinen, das an den Seiten mit zahlreichen Ranken und Blüten bestickt war. Vorsichtig hatte man ihre Wangen mit ein wenig Puder betupft und die Lippen leicht mit roter Farbe hervorgehoben, so dass ihre Blässe nur noch vornehmer wirkte. Kunstvoll hatte man ihren Reif, den sie selbst als Gesellenstück gefertigt hatte, in ihre Haare geflochten, die am Hinterkopf in einem hübschen Zopf mündeten, der sich mit spät blühenden Blumen verziert über ihre linke Schulter nach vorn legte. Als der Baron sie so an der Hütte abholte, verneigte er sich leicht vor der anmutig erscheinenden Braut und murmelte einige wohlmeinende Worte über die Schönheit der Jugend, bevor er Rahjamunde seinen Arm anbot.

Die Gäste waren bereits auf dem Dorfplatz versammelt. Zur Schonung der älteren Herrschaften hatte man die Bänke aus der Schankstube des Gutshauses nach draußen gebracht, so dass einige der Gäste wie die Mutter des Bräutigams und Großmutter wie Großtante der Braut, aber auch die Greifin tatsächlich nahe des Traualtares sitzen konnten. Die übrigen Personen hatten sich stehend versammelt und einige Männer standen noch nahe des ebenfalls in seine besten Gewänder gehüllten Herrn, der trotz seines ergrauenden Haares nervös wie ein Schuljunge die Hände hinter dem Rücken gefaltet hatte, um sie nicht ständig zu reiben. Wulfhart von Keilholtz schaute immer wieder zu dem Hause, in dem er seine Angebetete wusste, hatte sie aber in den letzten Tagen seit ihrer Ankunft kaum zu Gesicht bekommen. Zwar hatte man ihm erklärt, dass er sie vor der Heirat zwei volle Tage nicht sehen dürfte, sonst verhieße das Unglück, doch war es ihm - zu seiner eigenen Überraschung - zunehmend schwer gefallen, je näher der Tag ihres Bundes rückte.

Nun aber wurde Rahjamunde zu ihm geführt. Seine Söhne Ardo, Rondwin und Firnward zogen sich ein wenig zurück, um den anderen Gästen ebenfalls einen guten Blick als Zeugen dieses Traviaschwurs zu ermöglichen. Die Geweihten Travhelm und Mechthild hielten trotz der kurzen gemeinsamen Vorbereitungszeit eine wundervolle Rede und legten gemeinsam zur Segnung ihre Hände auf die Schultern der Brautleute und sprachen: "Möge Euer Bund den Göttern wohlgefällig sein, dass ihr Euch stets verbunden fühlt und einander achtet. Möge die Herrin TSA euren Bund mit Kindern segnen und ihr beide Glück und Zufriedenheit in der gemeinsamen Zukunft finden." Nach diesen Worten brach ein großer Jubel unter den Gästen und Dörflern aus und ohne Rücksicht auf Formalitäten konnte Rahjamunde sich nicht mehr halten und schlang die Arme um ihren Mann und küsste ihn vor allen Anwesenden mitten ins Gesicht!

Zur Feier des Tages

In ausgelassener Stimmung saßen die Gäste beim Essen und genossen die ihnen aufgetragenen Gänge. Immer wieder kam es zwischen den einzelnen Speisen zu kurzen Phasen der Aktivität. So wurde nach Suppe und Fisch zum Steinstoßen aufgefordert. Die Regeln dieses Spiels waren denkbar einfach: Man nahm einen Stein, stieß ihn möglichst weit und trank dann einen Schnaps. Jede Runde wurden die Steine schwerer und die Teilnehmer heiterer. Wer am häufigsten schaffte, den Stein am weitesten zu werfen, gewann.

Nachdem Baron Adran, der älteste Bauer und einer der Gäste - die Wahl fiel auf Baron Greifwin - gemeinsam die jeweils gekennzeichneten Steine der unterschiedlichen Gewichtsklassen mittels einer Waage auf ihre Gleichheit überprüft worden waren, nahmen alle Beteiligten einen Stein und stellten sich in einer Reihe auf. Seitlich dazu stellte sich Adran von Schmalfurt, der als Schiedsrichter fungierte. Selbstverständlich bekam er auch seinen Schnaps! Doch zur Sicherheit seiner Füße hatte er sich seine Kettenschuhe angezogen. Es konnte ja mal zu Querschlägern kommen. Das hatte bereits sein Vater so gehandhabt, sicher ist sicher.

Währenddessen schlossen sich Grüppchen von Zuschauern zusammen, die über die Steine, die Wurftechniken und das Trinkvermögen der Teilnehmer fachsimpelten, allen voran Yadviga und Ingrimma Keilholtz, denen keiner der Kandidaten gut genug erschien. [Hier fehlt eine Stattler & Waldorff - Episode] Nachdem die Hohen Herrschaften geendet hatten, durften die Knappen sich ebenfalls messen. Diese erhielten aber zu deren Enttäuschung lediglich Most statt dem Obstbrand.

[Weitere Spielbeschreibungen?] Einige Gänge später wurde wieder eine Unterbrechung eingeschoben, diesmal um sich dem traditionellen Pöhlches-Spiel zu widmen. Auf der großen Wiese hinter dem Haus konnten die Gäste auch ihr Geschick im Bogenschießen messen. Zudem war außerhalb des Dorfes eine Strecke abgesteckt worden, auf der am Nachmittag ein Hunderennen stattfand. Die robusten Alt-Greifenfurter der Perlvögtin überragten hier haushoch gegen die übrigen Dorfhunde, was am Ende in einer wilden Keilerei endete. Nicht wenige Tiere humpelten anschließend zu ihren Herrschaften zurück, einschließlich der schwarzen Tiere Gramhilds.

Zwillinge auf Kressenburg

Kressenburg, 29. Rahja 1036

Seit Tagen schon herrschte eine angespannte Ruhe in der Burg, wenn nicht gerade die Kleinkinder schrien und weinten, weil sie es nicht mehr ertragen konnten. Aufgrund des guten Wetters durften sie aber viel Zeit draußen verbringen, was ihre Laune enorm steigerte. Wulfhart von Keilholtz schritt immer wieder über den Hof, wie ein in einen zu kleinen Zwinger eingesperrter Hund, der voller Tatendrang auf und ab läuft und auf die Öffnung des Gatters hofft. Seiner Gemahlin ging es immer schlechter: Krämpfe schüttelten ihren Körper, Schmerzen durchzogen ihren zierlichen Leib und ihr angeschwollener Bauch schien in Kürze bersten zu wollen. Vor Tagen schon hatte er nach seinem Bruder geschickt. Nun trieb ihn nicht nur die Angst um seine Gattin, sondern auch um sein ungeborenes Kind um, ungeduldig auf die Ankunft des Peraine-Geweihten zu harren. Zum wiederholten Male war er kurz davor einen Knecht zu rufen und sein Pferd satteln zu lassen, um dem Bruder entgegen zu reiten. Aber dann konnte er sich doch nicht dazu durchringen. Was, wenn Rahjamunde in genau diesem Moment brauchen würde? Wenn ihr etwas geschah, nur weil er nicht rechtzeitig bei ihr war, um für sie zu sorgen? Er wollte ihr so gern beistehen, konnte den Gedanken kaum ertragen, dass auch ihr bei der Geburt etwas geschehen könnte. Niemand der Dienstboten wagte es derzeit ihn anzusprechen, aber stets war jemand in Rufreichweite, wenn er nach dem Befinden seiner Gattin fragte.

Fiebrig und blass klammerte sich eine weibliche Gestalt an ein schwarzgraues Fellbündel. Seit zwei Tagen wurde sie immer wieder von Krämpfen geschüttelt, die nach Aussage der Amme angeblich Wehen seien. Aber weiter tat sich nichts. Völlig entkräftet wimmerte Rahjamunde immer wieder, wenn diese unsäglichen Schmerzen sie zu zerreißen schienen. Immer wieder kam ihre Magd und tupfte ihr mit einem kühlen Lappen die Stirn und die Arme, doch in der frühsommerlichen Schwüle dauerte es nicht lange, bis die Haut der Edlen wieder feucht glänzte. Ihr Bauch war gespannt und prall und fühlte sich an, als würde er zerplatzen, wenn der nächste Schwall an Schmerzen über sie hereinbrechen würde. Bei dem Gedanken klammerte sie sich noch ein wenig fester und begrub ihr Gesicht in dem schwarzen Pelz. Die alte Hündin, der dieses Fell gehörte, lag ruhig da und schaute nur gelegentlich missmutig über die anwesenden Frauen, die ihrer Herrin nicht wirklich helfen konnten. Da Rahjamundes Mutter nicht selbst kommen konnte, hatte sie zumindest ihre Hündin Alrike geschickt. Nicht nur die Mutter, sondern auch die Hündin hatten schon viele Geburten begleitet. Je aufgeregter die Schwangere war, desto gelassener kuschelte das Tier sich an sie und leckte ihr gelegentlich über die Hand. Mehrfach schon hatte die Hebamme das Tier aus dem Raum werfen lassen wollen, doch Rahjamunde hatte eher ihren Gatten in dieser Stunde entbehren wollen, als dieses alte Tier. So hatte man es schließlich aufgegeben, da die Dame zumindest noch so viel Kraft zeigte, dass sie die Umklammerung nicht lösen konnten, ohne Gewalt anzuwenden.

Wieder war gerade ein Schwall an Schmerzen abgeebbt, als leise ein Mädchen mit einem Tablett in den Raum huschte. Die Köchin hatte sie mit ein wenig Brot und einer kräftigen Brühe nach oben geschickt. Doch die Schwangere rümpfte nur die Nase und drehte sich leicht auf die Seite und würgte. "Mir ist so schlecht! Wann ist das endlich vorbei?" Die Hebamme murmelte ein paar beruhigende Worte und wies das Mädchen nur mit einer beiläufigen Handbewegung an das Tablett in einer Ecke abzustellen. Sanft legte sie der jungen Adligen eine Hand auf die Stirn. "Das macht Ihr gut, edle Dame. Euer Kind ist sicher ein kräftiges Kerlchen, dass er sich so wehrt, Deres Antlitz zu erblicken!" Doch ihre Stirn zeigte Sorgenfalten. Irgendetwas stimmte nicht. Das Fieber der Frau stieg weiter, das Kind kam aber nicht, trotz der immer heftiger werdenden Wehen. Sie winkte das Mädchen zu sich und flüsterte ihr etwas zu, woraufhin das Kind groß schaute, einen Moment zögerte und fort eilte. Sie konnte nicht länger warten. Der Säugling musste noch heute geholt werden, sonst würde es die Mutter nicht schaffen. Vorsichtig legte die Hebamme ihre Hände an den Bauch der Adligen, was diese zu einem unterdrückten Schrei veranlasste.

Das Praiosmal stand noch hoch am Himmel, aber das Licht gab keine Wäre von sich. Er fühlte sich wie betäubt, als er dem Mädchen zunickte und sie entließ. Es zog ihn zu den Gemächern, in denen seine Frau solch elende Schmerzen litt, doch konnte er dort nicht helfen. Aber reiten konnte er! Die Zeit drängte, hatte man ihm gesagt. Eiligen Schrittes wandte er sich nun doch dem Stall zu und wunderte sich nicht einmal, dass sein Ross bereits fertig war und ein Knecht ihm nur die Zügel reichte. Flugs schwang er sich auf den Rücken des Tieres und preschte geschwind über den Hof und aus den Toren der Burg, um seinen Bruder zu suchen und Hilfe zu holen. Mehr konte er nicht tun und er würde sich nie vergeben, wenn er es nicht versuchen würde. Er wollte sie nicht verlieren. Nicht auch noch sie! Der spitze Schrei, der eben in dem Moment, da er die Burgmauern passierte, über den Hof schallte, ließ ihn das Pferd noch antreiben.

Es dämmerte, als das Pferd mitsamt Reiter begleitet von einem kleinen Wagen, der von einem Esel gezogen wurde, wiederkehrte. Wulfhart blieb so beherrscht er konnte, als sein Bruder schon nach seiner Tasche griff und den Karren stehen ließ. Er sprang vom Pferd, warf einem Knecht die Zügel zu und führte den Bruder zu den Kammern seiner Gemahlin. Es war still, als sie dort eintrafen. Zögernd betrat er mit dem Geweihten die Kammer und war entsetzt, als er das bleiche Antlitz seiner Liebsten in den zerwühlten Kissen sah. Ihr lagen tiefschwarze Ringe unter den geschlossenen Augen, die Haut glänzte fiebrig in einem gelblichen Ton. Der Leib schien geschwollener als noch am Morgen, als man ihn fortgeschickt hatte. Auf ihrer Brust lag der Kopf der Hündin mit traurigem Blick, den sie nicht einmal hob, um nach den Eintretenden zu schauen. Die Hebamme lehnte an der Wand und wischte sich die Haare aus der Stirn, während sie den Männern zunickte. Zwei weitere Mägde waren im Raum und wuschen die Adlige mit feuchten Tüchern. Hätte ihr Körper nicht gezittert, man hätte sie bereits für tot halten können. Still ging Wulfhart um das Bett herum und setzte sich an das Kopfende, um niemanden im Wege zu sein. Dann griff er nach der zarten Hand seiner Gemahlin und streichelte sie behutsam. Rahjamunde reagierte nicht.

Der Bruder Roderich ließ sich von der Hebamme genau erzählen, was in den letzten zwei Tagen passiert war, seit die ersten Wehen eingesetzt hatten. Dann erst legte er sachte seine Hände auf die Stirn der Frau, bevor er sie genauer untersuchte. Er nickte der Hebamme anerkennend zu und schickte nach frischem Wasser, heißem und kaltem, sowie frischen Tüchern. Er nahm einige Kräuter und begann sie zu zerstoßen, kaute auf einem anderen Zweig und schob dann den Kräuterbrei in Rahjamundes Mund. Kaum dass die Wassereimer antrafen, schob er seine Ärmel nach oben und begann mit der Arbeit, gab Anweisungen und schimpfte, wenn die Mägde und Knechte nicht schnell reagierten. Wulfhart saß weiterhin unbeachtet in einer Ecke und rührte sich nicht, hielt einfach nur die Hand seiner Gattin.

Etwa zwei Stundengläser später saß er mit einem Bündel auf dem Schoß im Kaminzimmer. Neben ihm saß die junge Amme, die ebenfalls ein Bündel hielt und wiegte. Stolz blickte er auf seine Kinder. Kein Wunder, dass Rahjamunde so schwer zu tragen hatte, wenn gleich ZWEI Kinder in ihr herangereift waren. Es fühlte sich an, als sei es erst Herzschläge her, dass man ihn in der Ecke hatte sitzen sehen und ihm den zweiten Säugling in die Arme drückte. Kaum war das zweite Kind zur Welt gebracht, hatte man ihn mitsamt der Amme fortgeschickt. Er wollte nicht gehen, aber sein Bruder versicherte ihm, dass er sich um Rahjamunde kümmern müsse, dazu aber Ruhe brauche. Er versprach ihm, alles zu tun um sie zu retten, aber dazu er müsse gehen und über die Kinder wachen. Die ganze Zeit war sie still dagelegen, hatte nicht reagiert, als man ihre Kinder holte, hatte nicht mal mehr geschrien. Ihr Puls war so schwach gewesen, dass der Ritter mehrfach fast dachte, er habe sie verloren, aber jedes einzelne Mal traf ihn ein Blick seines Bruders, der ihm aufmunternd zunickte. Wulfhart wusste nicht, wie lange er hier bereits saß und wartete. Es war tiefschwarze Nacht. Das Kind wurde von der Amme mitgenommen, als sie sich mit den Säuglingen zur Nachtruhe zurückzog. Er wartete. Er bangte. Er konnte nicht schlafen.

Es dämmerte wieder, der Morgen kündigte sich an, als Roderich mit feuchten Ärmeln und einem fleckigen Überwurf nach unten kam und sich in einen weiteren Sessel setzte. Müde schaute er in die Flammen, doch ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. "Sie wird Ruhe brauchen. Ein paar Tage darf sie das Bett nicht verlassen. Aber sie wird es schaffen." Tief seufzte Wulfhart und merkte erst jetzt, wie angespannt er gewesen war. Seine Schultern entspannten sich, seine Fäuste lockerten den Griff um die Armlehnen und sein Blick traf dankbar auf seinen Bruder. "Ich weiß nicht, wie ich dir danken kann."

Nardesfelder Landwehr

Dreihügeln, irgendwann im Herbst

Es war mal wieder an der Zeit: Die Ernte war vorrüber, die Abgaben sollten zum Baron gebracht werden, die jungen Burschen sollten auf Burg Schmalfurt vorstellig werden. Es war mal wieder Zeit, dass der Rondra-Geweihte, der den Burgschrein dort pflegte, die Burschen im Umgang mit den Waffen schulte. Also wurden die Halbstarken mit den Wagen die zwei Tage dauernde Reise nach Schmalfurt geschickt.

Weitere Beschreibung in Schmalfurt:

  • von Landwehr-Burschen, die aus verschiedenen Teilen der Baronie kommen, um Steuerabgaben zu bringen und eine grundlegende Waffenausbildung zu erhalten.
  • Beschreibung des Städtchens

Bittstellung um einen Traviabund

Gwynna Olpurga von Eychgras saß in der Küche der kleinen Innocensier-Abtei zu Eychgras und putzte Gemüse. Neben ihr saß die jüngere Schwester im Glauben Barmhilde, die sich um die Entsteinung frischen Obstes zum Einkochen kümmerte. Die jüngere schaute immer wieder zur älteren Geweihten hinüber, sagte aber schon seit geraumer Zeit nichts. Über dieses Verhalten wunderte sich Gwynna schon lange nicht mehr, war das doch eine Angewohnheit, die Barmhilde schon als Kind eigen war. Wenn sie es nicht mehr aushielt, würde sie schon etwas sagen.

Diesmal dauerte es nur etwa 1 Stundenglas, bis die jüngere Geweihte unruhig auf ihrem Schemel hin und her rutschte und sich fast in den Finger schnitt, weil sie nicht mehr auf das schaute, was sie zu tun hatte. "Schwester Gwynna, darf ich um einen Rat bitten?" Mit anchsichtigem Schmunzeln schaute die ältere Geweihte auf, legte das Messer demonstrativ zur Seite, mit dem sie gerade Rüben geputzt hatte, und blickte die andere Frau direkt an. "Warum heute so förmlich Barmhild? Ich kenne dich, seit du mit sechs Jahren hierher gekommen bist. Sprich frei heraus!" Seufzend schaute Barmhild zu Boden, um ihre sich rötenden Wangen zu verbergen, die ihr Gesicht immer ein wenig runder wirken ließ.

"Mein Bruder, also den jüngeren meine ich, der hat mich bei seinem letzten Besuch auf dem Markt gefragt, ob ich nicht jemanden wüsste, mit dem er den Traviakreis beschreiten könne. Bulwarth möchte so gern endlich auf eigenen Füßen stehen und vom Hof meines älteren Bruders Owilmar fort. Aber er traut sich nicht recht, die Damenwelt auf seinen Heiratswillen anzusprechen. Er ist jetzt immerhin auch schon bald 30 Götterläufe und hatte noch nie ein rechtes Liebchen, dem er den Hof gemacht hätte. Alle haben sie Furcht, glaubt er, dass er eine Braut für seinen Bruder sucht. Wie kann ich denn dem jüngeren eine Braut anempfehlen, wenn Vater und ich doch vergeblich nach einer Braut für den älteren suchen?" Mit einem Seufzen schloss sie ihre Rede und schaute die Ältere Geweihte erwartungsfroh an. Sie wusste, dass sie bei anderen genau diesen Fragen stets souverän und bestimmt antworten konnte. Aber so sehr ihr die Erfahrung der letzten 30 Jahre in diesem Tempel half, den Bauern und Bürgern des Umlandes mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, so war sie wie verloren, wenn es um ihre eigene Familie ging.

Düstere Schatten

Düstere_Schatten_—_Briefspielreihe

Ledrige Schwingen

siehe Geschichten:Düstere Schatten - Ledrige Schwingen

Alte Knochen

siehe Briefspielreihe