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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 15:58 Uhr
Dramatis personae:
- Darian Ardor von Bieninger, Junker zu Altenbeek
- Jette von Bieninger, Darians Gattin
- Fredo Silberhain, Darians Verwalter auf Gut Bieninger
- Gero von Bieninger, Darians Sohn und Erbe
Gut Bieninger (Junkertum Altenbeek), 3. Efferd 1036 BF
Verschwitzt wälzte sich Darian von seiner Frau herunter und wühlte sich aus den Betttüchern. Der Morgen war noch früh und nur schwach drangen die ersten Sonnenstrahlen durch die Ritzen der Fensterläden ins Innere des Raumes. Seit einer Woche nannte seine Familie dieses Gut ihr neues Zuhause. Darian wusste es würde Arbeit mit dem Vieh geben, Arbeit auf den Feldern und Arbeit bei den Bienen. Doch auf ihn wartete das Lästigste von allem: Verwaltungsarbeit. Das einzige, das in den wenigen Tagen festgestellt werden konnte war, dass es dem Vorgänger an Ordnung gemangelt hatte und er zu früh gestorben war, um es in Ordnung zu bringen. Darian schlurfte zum Fenster und stieß die Fensterläden auf. Kühle Luft wallte ihm entgegen und sein keuchender Atem hinterließ weiße Wölkchen, die hinauszogen.
„Es wird regnen heute.“, sagte Darian, wischte sich den Schweiß von der Stirn und drehte sich zu seiner Frau herum. Sie blickte ihn ausdruckslos an und zog sich die Decke zum Kinn, um sich vor der kalten Luft zu schützen.
„Ich werde unten die anderen wecken lassen, vor allem Gero, und frühstücken. Soll ich warten?“ Während er sprach griff er nach einigen Kleidungsstücken, die er am Vorabend über die Truhe gehängt hatte. Auf seinem Hemd bemerkte er einen Weinfleck und ließ es daraufhin zu Boden gleiten.
„Ich werde gleich nachkommen.“, gab ihm Jette als Antwort zurück und verfolgte alles was er tat. Er öffnete die Truhe, zog ein frisches Hemd hervor, streifte es über und erhob sich mühsam. Wortlos und schnaufend verließ er den Raum.
Als Darian den Speiseraum betrat waren bereits einige Mägde damit beschäftigt den Tisch zu decken. Frisches, dampfendes Brot war aufgetragen, gebratene Eier, Schinken, eine Käseplatte und einige Krüge Buttermilch.
Er setzte sich und riss sich ein Stück Brot ab, während die Mägde weiterarbeiteten.
Als erstes erschien Gero, dann der Rest der Familie.
„Guten Morgen.“, ergriff Darian das Wort. „Setzt euch und esst reichlich. Wir haben heute viel zu tun.“ Während die anderen sich setzten griff er beherzt nach dem Schinken und einem Messer und schnitt sich etwas davon ab.
„Yolde, du wirst mit deiner Mutter zusammen weiter das Haus einrichten. Eberhelm und Fredegar werden euch sicher bei den schweren Dingen unterstützen. Ingalf, du wirst mir einen Brief aufsetzen, damit sich dieser…Dunkelwald hieß er…dass dieser sich hier meldet und den Lehnseid ablegt. Schlimm genug, dass ich ihn dazu auffordern muss und er nicht von sich aus hier vorstellig wird. Suche außerdem jemanden, der ihm diesen bringt. Ich denke da an Irian. Kann nicht schaden, wenn er mal was zu tun bekommt, nicht wahr Irian?“, dabei drehte er seinen Kopf zu ihm hin, welcher nur nickte und weiter aß.
„So, nun zu dir Gero. Du hast ja auch schon gesehen, was uns der Rothental für ein Chaos hinterlassen hat. Wir werden es sortieren müssen und Fredo Silberhain war so großzügig uns seine Hilfe anzubieten. Wer weiß wie weit wir heute überhaupt kommen, aber es sah nach einer Menge Arbeit aus.“
…
Nach dem Frühstück begaben sich Darian und Gero ins Arbeitszimmer, ein muffig riechender Raum, der aber hell genug war , um auch abends noch schreiben und lesen zu können, wenn es sonst nirgends mehr im Haus ging. An den Wänden standen Regale mit Büchern und Mappen und Stapeln von Unterlagen, Blättern, Tintenfässchen, Federn, geschnitzte Figürchen, Weinflaschen und Becher. Der Schreibtisch und alles andere im Raum war leicht verstaubt und die Kerze auf dem Tisch runter gebrannt.
Darian öffnete das Fenster, wischte mit der Hand den Staub vom Tisch und holte den ersten Stapel Blätter aus dem Regal.
„Was ist los? Lass uns anfangen.“, sagte er als er bemerkte, dass sich sein Sohn noch immer nur im Raum umsah. „Von allein erledigt sich hier überhaupt nichts.“
In diesem Moment trat Fredo Silberhain in den Türrahmen. „Seid gegrüßt Euer Wohlgeboren.“, sprach er und neigte kurz den Oberkörper nach vorn.
„Lasst diesen Unsinn mit dem Verneigen und seht Euch lieber das hier an. Scheint eine Art Schuldschein zu sein, welchen ich noch auszulösen habe…für einen Brand…1029. Die große Mühle zu Farningen. Ich bin dort durchgekommen und die Mühle war ganz. Wofür also das Geld?“
Fredo trat näher heran, warf einen Blick auf das Schreiben und räusperte sich kurz. „Auf Schreiben wie dieses werdet ihr in nächster Zeit häufiger stoßen. Ich meine damit auf alte, nicht unbedingt auf Kosten. Der werte Herr Rothental, die Götter mögen ihm gnädig sein, war kein großer Verwalter. Er meinte es scheinbar gut mit dem Müller und versprach ihm Hilfe beim Wiederaufbau, der nun bereits erledigt ist.“
„Nun gut…legt es auf den Kostenstapel…fahren wir fort.“
„Ihr möchtet Euch die Mühle, für welche ihr zahlt nicht zunächst ansehen? Wenn ich so frei sein dürfte Euch einen Vorschlag zu unterbreiten?“
„Macht nur.“
„Sortieren wir die Unterlagen nach Dörfern beziehungsweise der Herrschaft und dem Junkertum und ihr reist anschließend zu den Orten, um dort mit den einzelnen Personen reden zu können und euch ein Bild von der Lage machen könnt.“ Darian legte den Stapel auf dem Tisch ab und setzte sich auf den Stuhl dahinter, welche ein dumpfes Knarzen von sich gab.
„Vater, ich finde die Idee hervorragend. Wir werden hier noch ewig beschäftigt sein, wenn wir nicht einmal die Leute und die Dörfer kennen.“, meldete sich Gero zu Wort.
„Ja. Ihr habt beide Recht. Wir sollten die Menschen kennen, über welche wir hier bestimmen. Doch dauert mir die Reiserei zu lange. Ladet sie ein Fredo. Alle Bittsteller und einige Andere, die ihr für wichtig genug haltet. Wir gründen eine Art Kennenlernrunde…einen Stammtisch. Den Altenbeeker Stammtisch! Wir erfahren alles aus den Dörfern aus erster Hand und sie erfahren direkt was wir davon halten. So profitiert jeder davon und ich muss mir die Geschichten nicht auf der Reise anhören. Die Dörfer anschauen kann ich jetzt die Tage im Eilverfahren machen… So sei es.“ Zufrieden erhob sich Darian und ging zum Regal, um eine Weinflasche zu nehmen.
„Und wo soll dieser Stammtisch stattfinden, Euer Wohlgeboren?“
„Na in der großen Mühle zu Farningen…schließlich habe ich sie wieder aufgebaut.“ Schmunzelnd öffnete er die Flasche und schenkte in drei Becher ein.