Geschichten:Das Schweigen im Walde I: Feuersbrunst - Teil 20

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Erinnerungen XVI – Reichscongreß

Puleth, Ingerimm 1028 BF

„Und so laden wir ein nach Punin, zur Kaiserkrönung am 15. Tag des Praiosmondes!“ rief Dom Rafik von Taladur in die Halle, und Selindian Hal warf seiner Schwester einen finsteren Blick zu. Dann verließen die Almadaner den Saal, wie es ein Jahr zuvor die Albernier getan hatten. Das einst so stolze Kaiserreich Rauls hatte seine nächste Spaltung erfahren.

Die Worte hallten bitter in Wulfs Kopf nach, während er auf dem Rücken seines Shadifhengstes durch die Straßen der Stadt ritt, in der er noch vor gut einem Jahr gegen die Schergen aus den Schwarzen Landen gefochten hatte. Das Reich hatte sich noch immer nicht von diesem Schrecken erholt, auch wenn die Zeit der Ungewißheit nunmehr vorbei war. Das Jahr des Feuers, so nannten manche die vergangenen zwölf Monate bereits, und wahrlich, wenn man sich an die Ereignisse erinnerte, mochte es einem wie ein Flächenbrand erscheinen.

Mittlerweile hatte er den Stadtrand erreicht und lenkte sein Roß in Richtung des Siegestempels, dessen Name nunmehr mehr Spott den Glanz verhieß. Der Tempel selbst kam Wulf vor wie ein Teil seines Schicksals, schließlich war er einer der ersten Befürworter der Bauwerks gewesen und hatte sich auch finanziell daran beteiligt, sowohl durch bare Münze wie auch Holz und Gestellung eines der Rudel der Waldsteiner Wölfe. Und das schicksalhafte Gottesurteil gegen Carten von Rhoda, welches kurz nach der Weihe des Rondraschreins ausgefochten worden war, würde er ohnehin sein Lebtag nicht aus dem Gedächtnis bannen können.

Vielleicht war es das Beste, dort wollte er noch einmal anzuhalten und im Tempelrund Ruhe und Einkehr von den Aufregungen des Reichscongresses zu suchen. So sprang er aus dem Sattel, wechselte einige Worte mit Arn Feuersturm, dem Praetor der Rondrakirche und Meister Ingmar, dem Diener Ingerimms, bevor er den Großteil seiner Reisebarschaft den beiden Geweihten als Spende übergab. Nach einer Stunde stillen Verharrens setzte er schließlich die Heimreise fort.