Geschichten:Das Schweigen im Walde I: Feuersbrunst - Teil 1

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Erinnerungen I – Aufbruch

Uslenried, Mitte Peraine 1027 BF

Die Kunde vom Durchbruch der Schwarzen Horden hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, daß sich gleich einem Steppenbrand in rasender Geschwindigkeit ausbreitete, ohne daß man seiner Herr zu werden vermochte. Botenreiter eilten durch das ganze Reich, doch die Gefahr, von der sie kündeten, war schon so spürbar und zum Greifen nah, daß man kaum die Zeit hatte, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Immerhin beruhigte es Wulf etwas, daß er schon vor der herannahenden Gefahr Vorbereitungen getroffen hatte, die sich nun als nützlich erwiesen. Anderen Baronen mochte es schlechter gehen. Dennoch war es fraglich, wie schnell sie dem Heer des Feindes entgegeneilen konnten, denn letztlich lag es nicht nur an ihm und Kämpen, mit denen er allein nicht den Haus einer Chance gegen eine Armee hatte. Nur, wenn das garetische Volk zusammenhielt – vom Bauersmann über den Städter bis hin zum Adel – nur dann würde man Hoffnung auf den Sieg haben können.

„Nun dann, es ist Zeit“, verkündete Wulf mit fester Stimme, oben auf der Treppen zum Palas der Burg Greifenklaue stehend. „Der Feind hat uns seine Ausgeburten entgegengeschickt, das Königreich zu unterwerfen, doch dies werden wir nicht zulassen. Puleth heißt unser erstes Ziel; dort werden wir uns mit den übrigen Truppen Garetiens vereinen, um Entsatz und Verstärkung für das kaiserliche Heer zu sein. Laßt uns aufbrechen!“

Auf dem Burghof, in welchem sich seine Kämpfer versammelt hatten, setzte sich der Zug in Bewegung, allen voran sein Vetter Garwin, Bannerträger der Ritterschaft des jüngeren Hauses Streitzig. Alle Streiter des Hauses hatten sich wie gefordert auf der Burg eingefunden und boten ein stattliches Bild. Doch auch die Edlen waren ihrer Lehnspflicht gefolgt und mit je etwa einer Hand voll Kämpfer erschienen. Ingesamt umfaßte seine Streitmacht, zusammengesetzt aus Ritterschaft, Landwehr und den Söldnern der Waldsteiner Wölfe nahezu vier Banner und damit weit mehr, als manche anderer Waldsteiner Baron aufbieten konnte. Doch ob sie alle zurückkehren würden, wußten nur die Götter.

Den linken Arm um die Schultern seiner Gemahlin gelegt beobachtete er den Aufbruch, die Rechte ruhte auf der Schulter seines Sohnes. Nicht mehr lange, und Corian würde in die Knappschaft gehen. Mit wachen Augen beobachtete der Knabe alles, was im Burghof vor sich ging und hatte sich zur Feier des Tages sogar mit seinem Holzschwert gewappnet.

Schließlich marschierten die letzte Kämpen durch das Burgtor. Wulf straffte sich. „Leb wohl, mein Sohn“, sagte er und wuschelte Corian durch das blonde Haar. Der Junge nickte und sah seinen Vater ernst an, als würde er verstehen, was Krieg und Kampf bedeuteten.

Sinya schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn an sich. „Paß auf Dich auf“, flüsterte sie.

„Das werde ich, versprochen.“ Wulf blickte ihr in die Augen. Vorsichtig wischte er eine Träne beiseite, die über ihre Wange perlte. Dann drückte er sie an sich. „Sorge Dich nicht zu sehr; mir wird schon nichts geschehen.“ Der Abschiedskuss schien eine Ewigkeit zu währen, bis Sinya ihn freigab.

„Möge der göttliche Fuchs seine Nebelschleier über Dich breiten“, sagte sie leise, während sie mit der Rechten das Zeichen Phexens auf seine Stirn zeichnete. „Nun geh, sie warten auf Dich.“

Wulf nickte. Dann ging er die Treppe hinab, schwang sich in den Sattel seines Schlachtrosses und folgte seinem kleinen Heer, welches sich auf dem Marktplatz mit den Troßwagen vereinte.

Sinya und Corian folgten ihm bis zum Burgtor und sahen ihm nach, bis der Heerzug in den Gassen der Stadt verschwunden war.