Geschichten:Spuren von Purpur - Jemand zuhause?

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Ort: Auf der Reichsstraße 6 in der Halsmark, 20.Eff nachmittags

„Schau mal, Cousine, da drüben kannst du die Türme von Schloss Hohenlitzen sehen. Imposant, nicht wahr?“ Ludolf bemerkte, dass Irnfrede zwar die ganze Zeit aus dem Fenster der Kutsche blickte, jedoch nicht in die von ihm gewiesene Richtung.

„Hallohooo! Jemand zuhause?“

Irnfrede zuckte zusammen. „Was? Ich… ach so, jaja.. das Schloss. Ich äh… hatte mir gerade die Landschaft da drüben angeschaut. Hübsch, oder?“ Sie lächelte etwas gezwungen.

„Was soll es da schon zu sehen geben? Ein paar Äcker und weiter hinten ein kleiner Weiler.“ Ludolf grinste. „Kann es sein, dass du dir eher etwas anderes angeschaut hast, beziehungsweise jemand anderes?“

„Wie bitte? Ich glaube du phantasierst, Vetter!“ entgegnete Irnfrede empört und wurde rot. „Wenn überhaupt habe ich nur das edle Pferd begutachtet, auf dem dieser Ritter da drüben reitet. Ein wirklich schönes Tier, meinst du nicht auch?“

„Pffft, ein Elenviner Vollblut, so wie die meisten unserer Pferde. Nix besonders. Jetzt gib es schon zu: seit wir aufgebrochen sind, hast du deine Blicke keine fünf Herzschläge lang von unserem Aufpasser abgewendet.“ Er deutete auf Ritter Geromel, der die Kutsche ein paar Schritt weiter vorne zu Pferd begleitete.

„Du irrst dich, Ludolf. Ich… ich …“

„Was denn? Gib doch zu, dass du ihn magst!“

Irnfrede errötete noch stärker und senkte ihren Blick.

„Und… und wenn es denn so wäre? Was würde es schon bedeuten? Erstens bin ich für ihn doch nur ein ‚Auftrag‘ seines Herrn, und zweitens würde Vater einer wie auch immer gearteten Verbindung zu einem einfachen Rittersmann niemals zustimmen.

Ludolf lachte: „Na, dann versuch‘s doch einfach mal ohne seine Zustimmung! Sollst ihn ja nicht gleich heiraten. Aber was spricht dagegen, ein wenig Spaß zu haben? Oder glaubst du, dass ich bislang immer um Erlaubnis gefragt habe, wenn ich Rahjas Ruf vernahm?“

Irnfredes Herz schlug heftiger und ihre Gedanken überschlugen sich. Sie wünschte sich einerseits, dass sie längst am Ziel wären, damit sie endlich auf andere Gedanken käme, doch ein Teil von ihr wünschte sich auch, dass diese Reise niemals enden würde.