Geschichten:Spuren von Purpur - Die Klügste in der Familie

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Burg Trollhammer, 13. Travia 1044

Ein paar Tage später erhielt der Baron zu Hirschfurten einen weiteren Brief. Diesmal von seiner anderen Tochter Racalla aus Gareth. „Ein Brief von Eurer Tochter, Euer Hochgeboren!“ Der Schreiber Answin Bleibtreu überreichte Nimmgalf den gerade per Beilunker Reiter eingetroffenen Brief in seiner Schreibstube. „Von Racalla?“ wunderte er sich. „Wenn die jetzt auch wieder Geld haben will, dann ist aber Tobrien offen!“ Er öffnete den Brief hastig und las:


Liebster Vater!
 
 
 
 
Meine Ausbildung an der Akademie der Magischen Rüstung macht gute Fortschritte. Ich beherrsche inzwischen Zauber, die mich gegen physischen als auch gegen magischen Schaden schützen. Auch kann ich schon Hellsicht trüben und Illusionen zerstören. Nur das Beenden von Verwandlungen will mir noch nicht so recht gelingen. Aber das wird schon noch kommen. Für eine in Kürze anstehende Examinatio (das ist eine Prüfung) muss ich zwar noch einiges lernen, aber es motiviert mich sehr zu erleben, wie sowohl mein Wissen als auch meine magischen Kräfte von Tag zu Tag zunehmen. Mein Freund und Zimmergenosse Cereborn von Schallenberg hilft mir sehr dabei, mich ständig zu verbessern. Wir haben zufälligerweise am selben Tage unseren Tsatag, auch wenn er drei Jahre älter ist als ich. Ich glaube, er ist auch ein wenig in mich verschossen, aber für solche Dinge habe ich zur Zeit keinen Kopf. Die Lehrmeister sind sehr freundlich zu mir, ich trage offenbar einen guten Namen: nein, nicht Hirschfurten (das ist nur einer unter vielen hohen Adelsnamen hier), sondern den Vornamen einer ehemaligen Spektabilität und Erzmaga, deren Ansehen hier in großen Ehren gehalten wird: Racalla von Horsen-Rabenmund.

Ich freue mich, dass ich im nächsten Mond für zwei Wochen heimkehren kann nach Burg Trollhammer. Ich komme dann hoffentlich gerade rechtzeitig an, um noch an Deinem 50. Tsatag dabei sein zu können. Ist das nicht wunderbar? Ich freue mich schon so sehr endlich die Familie wieder zu sehen.

Jetzt aber zu etwas wichtigem: per Zufall habe ich eine Kopie von einem Bericht aus Luring einsehen können, und du weißt ja, welch gutes Gedächtnis ich habe. Der Hintergrund ist: die Magistra Haldana von Luring-Uckelsbrück und der Geweihte Odilon von Sanzerforst sind vor ein paar Monden in die Grafenstadt gereist, um einen Vorfall zu untersuchen, der an den letzten namenlosen Tagen im Luringer Zwinger stattgefunden hat. Dabei gab es mehrere Tote, und es sind wohl einige Diener des Rattenkindes dabei vernichtet worden, wenn auch leider nicht alle.

Doch ein Name auf der Totenliste hat mich gleich stutzig gemacht: Romin Westfall! Ist das nicht einer deiner Waffenknechte gewesen? Wenn ich mich recht erinnere, ist er damals spurlos verschwunden, nachdem sein Haus abgebrannt ist. Was bitte macht so einer jetzt in Luring bei den Dienern des Rattenkindes? Du solltest der Sache auf jeden Fall nachgehen, vielleicht lässt sich ja mehr herausfinden, als in den Berichten steht (eine Abschrift des Berichtes der Magistra lege ich dir bei).

Ich fürchte jedenfalls, dass wir von diesen Rattendienern nicht zum letzten Mal gehört haben, und ich denke, du solltest das wissen.

Ich vermisse dich, Vater!
 
 
 
 
Deine Racalla

gezeichnet am 10. Travia 1044 an der Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth


Nimmgalf musste tief durchatmen.

„Oh, Racalla! Meine liebe kleine Racalla! Du warst schon immer die Klügste in der Familie“, sagte er etwas aufgewühlt zu sich selbst.

„Answin?“
„Ja, Herr Baron?“ „Answin, schicke rasch einen Boten zu Tsaiane von Talbach nach Samlor. Sie soll sofort herkommen. Es ist sehr wichtig und duldet keinen Aufschub!“
„Ja, Herr!“, und der Sekretär tat, wie ihm geheißen.