Geschichten:Faust des Ostens Teil 19 - Tischgespräch

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Dramatis Personae:
- Aldron von Firunslicht, Heermeister, Landvogt am Arvepass, Junker von Matlakur
- Leodane von Firunslicht, Edle zu Salcaprea, seine Gattin


Durch die weit geöffneten Fenster wehte ein sachter Wind und ließ die Vorhänge leicht schwingen. Die Kerzen im Leuchter auf dem Tisch flackerten und Schatten tanzten für einen Augenblick auf den Resten des gespickten Rehrückens, die auf der Silberplatte in der Tischmitte ruhten. Leodane hatte das Stück selbst geschossen, wie sie ihrem nicht sonderlich überraschten Gemahl zu Beginn des Essens eröffnet hatte. Nun waren sie gesättigt und Aldron hatte sich zurückgelehnt, den Pokal in der Hand und schien nachzudenken. Leodane hatte sich vorgelehnt und beobachtete ihren Gemahl geduldig.

Schließlich hatte dieser wohl den Ansatzpunkt gefunden. "Oswin wird bald seine Schwertleite erhalten. Ingar schrieb, dass es pünktlich nächsten Mond soweit sein soll." - "Ja, in der Tat. Er läd nach Seeheim ein zu dem Anlass. Er hat mir auch geschrieben. Und ich denke, wir sollten es annehmen - immerhin waren wir schon lange nicht mehr auf Nirsengrund." Aldron nickte langsam. "Das wohl. Dann sei es so. Ich habe mit ihm ohnehin noch etwas zu besprechen. Ich hätte Jarin gerne für meine Regimenter." Leodane zuckte kurz mir den Schultern und Aldron fuhr fort. "Ebenso Oswin. Ich werde Wallbrord dazu anhalten, ihn nach seinem Ritterschlag zum Hauptmann des zweiten Banners zu bestellen." Leodane hob eine Augenbraue. "Ist das nicht das vorherige Kommando Malinas?" Aldron nickte knapp und trank einen Schluck. "Und die sind immer noch am Arvepass?" Ein weiteres Nicken folgte, bevor er wieder sprach. "Das wohl. So ist er versorgt und kann Erfahrung am Arvepass sammeln..." - "...um später deine Nachfolge dort antreten zu können. Ich verstehe. Aber ist er dafür bereit? Arvepass ist keine Kadettenanstalt." Nun zuckte Aldron mit den Schultern. "Das nicht, aber Inelde und dieser tulamidische Leutnant sind ja noch da. Von ihnen kann er genug lernen, zuförderst, dass man sich einem guten Rat nicht verschließen soll."

Leodane lehnte sich zurück in dem hochlehnigen Stuhl, der mit seinen Brüdern um die Tafel herum stand. "Sieht aus, als hättest du einmal wieder alles an deinem Zug bedacht. Verrate mir nur noch, warum du Oswin unbedingt im Heer haben willst. Könnte er nicht auch ohne dieses Kommando das Notwendige lernen?" - "Vielleicht. Aber ich brauche Offiziere. Solche, auf die ich mich verlassen kann. Und von denen ich weiß, dass die Ausbildung was taugt. Deswegen will ich auch mit Ingar über Jarin reden. Und deswegen habe ich auch Ciarda eine Grenzreiterschwadron anvertraut." - "Du meinst aber nicht die Tochter deiner Schwester, oder? Jene, die ein Bußjahr bei den Rondrianern aufgebrummt bekommen hat, weil..." Aldron hob die Hand und unterbrach sie. "Doch, jene. Ich habe mich umgehört. Sie hat in der Wildermark gelernt, kleine Einheiten effektiv zu führen, sich durchzusetzen und mit dem umzugehen, was sie bei der Hand hatte. Und sie hat eine gute Ausbildung zu Pferde sowie Grundkenntnisse der Rechtskunde. Vorallem aber weiß sie, was für sie auf dem Spiel steht." Leodane griff nach ihrem Weinpokal, nippte kurz an dem Peirrisher, der darin lag und stellte das schwere Gefäß wieder ab.

"Nun, da will ich dir nicht hineinreden. Wenn du meinst, dass deine Soldaten das verkraften können, dann sollen sie es tun. Ich bin für die nicht zuständig. Aber sag, hast du in all deinen Plänen auch schon einmal daran gedacht, dass es Zeit für ihn ist, vor den Altar zu treten oder sich zumindest zu verloben?" - "Er ist erst einundzwanzig!" Leodane lächelte schmal. "Mit zweiundzwanzig hatten wir beide zwei Kinder. Vergiß das nicht." Aldron brummte und nahm einen Schluck aus seinem Pokal. "Mach du das. Das liegt mir nicht."

Das Lächeln Leodanes wurde wärmer und sie nickte einmal. "Das werde ich. Kümmer du dich um Haffax, Globoman, Eslam und diesen Wasserdrachen. Ich denke, da hast du genug zu tun." Aldron richtete sich auf. "Wasserdrache? Was für ein Wasserdrache?" Leodane hob die Augenbrauen in Erstaunen. "Du mußt am Darpat doch davon gehört haben. Es hat schon wieder Angriffe durch einen Wasserdrachen gegeben. Bei Gaulsfurt wurde wohl ein Fischer vor den Augen eines anderen gefressen. Jedenfalls erzählt man sich das in Sabadonn." Aldrons Stirnfalte wuchs zusehens, als er den Worten seiner Frau lauschte. Langsam schüttelte er den Kopf. "In Perricum gab es keine Sichtungen. Ich hatte an sich gehofft, dass der Spuk vor einem Jahr geendet hat." - "Wie sagt man, die Hoffnung stirbt zuletzt. Wie es aussieht, ist er wieder da. Malina ist mit ihren Leuten schon losgezogen. Nedarna meinte, sie wollten ihre Waffenübungen am Darpat fortführen... nur für den Fall, dass sie gebraucht werden. Marbert hat sie auf seinen Wachritten getroffen. Ich habe ihn und seine Leute gleich wieder losgeschickt, als diese Gerüchte aufkamen. In der Matlakurah war es auch bislang ruhig." Die Anspannung fiel ein wenig aus der Miene des Heermeisters. "Du hast also schon Vorsorge getroffen. Das ist gut. Und auch, dass Malina vor Ort ist. Für alle Fälle werde ich einen schriftlichen Befehl verfassen, der Ciardas Schwadron als Reserve nach Gaulsfurt beordert. Sie hat ja schon Erfahrungen gesammelt im Kampf gegen Drachen, damals in Rappenfluhe. Kann nur nützlich sein, außerdem beruhigt es die Leute. Schick einen schnellen Boten damit nach Perricum. Ich kann mich momentan nicht persönlich darum kümmern, sondern muss weiter nach Brendiltal."

Leodane nickte knapp und lehnte sich vor, um sich noch einzuschenken, deutete dann auf den Pokal in Aldrons Hand in stummer Frage. "Werdet ihr auch Luring zur Sprache bringen? Graf Danos scheint jetzt ja ernst zu machen." Aldron stellte sein Trinkgefäß ab und schob es hinüber. Während Leodane nachgoss, schüttelte er den Kopf. "Nein. Da haben wir nichts zu schaffen. Kann sein, das Eslam was ausbrütet gegen den obersten Pfortenritter. Soll er machen, auch wenn an sich nicht schaden kann, dass Danos den Pfeffersäcken zeigt, wie Praios die Welt vorgesehen hat." Leodane musterte ihren Gatten aufmerksam, beließ es dann aber dabei bewenden und fragte nicht nach. ob in Perricum etwas vorgefallen war, dass seinen Groll schürte. "Wann wirst du abreisen? Morgen schon?" Aldron riss sich aus seinen Gedanken los, sah auf und erwiderte dann nach einem Augenblick: "Ich hatte vor, einige Tage vor den Anderen in Brendiltal anzukommen, aber es genügt, wenn ich übermorgen aufbreche." - "Wunderbar. Dann werde ich dir morgen zeigen, welche Fortschritte wir hier erzielt haben." Leodane hob den Pokal und Aldron tat es ihr gleich.