Geschichten:Faust des Ostens Teil 11 - Marsch, Marsch!

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Perricum, Hesinde 1033 BF

Wallbrord von Löwenhaupt-Berg war nach seiner überraschenden Ernennung zum Befehliger des Regiments 'Trollpforte' nur eine kurze Zeit der Ruhe und zur Inspektion seines Kommandos vergönnt gewesen. Ihm waren Berichte über einen ebenso brutalen wie gut geplanten Überfall einer größeren Bande Piraten unbekannter Herkunft zugetragen worden. Hatte der Baron diese Meldungen zunächst als Gerüchte oder zumindest stark übertrieben abgetan, so mußte er rasch erkennen, daß die Lage offenbar erheblich ernster war als ursprünglich angenommen, denn nun berichteten nicht nur ebenso einfache wie verwirrte Fischer von dem Angriff, sondern selbst ein erfahrene Händler, der an der Küste Brendiltals nur knapp der wartenden Piratenflotille entkommen waren. Schließlich ließ er seinen Stabschef, Hauptmann Arnwulf von Rothenfels, zu sich kommen, um ihm das weitere Vorgehen auseinanderzusetzen.
"So kann es nicht weitergehen Hauptmann. Offenbar geht es in der Baronie Brendiltal mittlerweile drunter und drüber, wenn die Berichte auch nur zur Hälfte stimmen. Und ein auch nur halbwegs genaues Bild der dortigen Lage haben wir auch nicht, zumal diese verbohrten Nebachoten in ihrem übertriebenen Stolz auch alles versuchen, um die Situation kleinzureden, vermutlich aber ohne selbst der Lage Herr werden zu können."
"Was gedenkt ihr zu tun, Hochgeboren?", fragte von Rothenfels, obwohl er die Antwort bereits ahnte.
"Na was wohl? Ich werde mir die Sache mal selbst anschauen! Der Aufgabenbereich des Regiments umfaßt ja unter anderem die Sicherung des Darpatmundes sowie der Kapitale Perricum. Und ich denke, die Sicherung der Baronie Brendiltal fällt da durchaus drunter."
Der Hauptmann räusperte sich beinahe verlegen, bevor er einwarf: "Ich möchte nicht respektlos erscheinen, Hochgeboren, aber euer, wie soll ich sagen, gespanntes Verhältnis zu den Nebachoten ist allgemein bekannt und unabhängig davon, dürften sie es fast schon als Kränkung auffassen, wenn reguläre Truppen, deren Angehörige größtenteils nicht einmal aus dem Landstrich stammen, nun in ihren Landen auftauchen, um dort für Ordnung zu sorgen. Wäre es nicht besser, erstmal mittels eines Kuriers beim Baron anzufragen, ob ihm an eine Unterstützung durch uns überhaupt gelegen ist? Und auch die Regentin sollte vorher befragt werden."
Wallbrord hatte seinem Stabschef erstaunlich ruhig zugehört und entgegnete nach einer kurzen Pause: "Bei Praios, wir sind doch keine Bittsteller, die nur dann kommen, wenn es den Herren gerade genehm ist oder sie sich bereits so tief in die Scheiße geritten haben, daß sie alleine nicht mehr rauskommen! Unsere Aufgabe ist die Verteidigung der Provinz vor inneren wie äußeren Feinden, das zählt doch wohl mehr als ein paar beleidigte Nebachoten! Und die Regentin hat mir diesen Posten auch aus diesem Grunde übertragen und erwartet von mir wohl zu Recht, daß ich derlei Dinge selbst in die Hand nehme, anstatt jedes Mal bei ihr nachzufragen. Sonst hätte sie keinen Kommandeur sondern einen Lakaien an die Spitze des Regiments setzen müssen. Und ein militärisches Oberkommando hat es hier - warum auch immer - nicht, bei dem wir weitere Befehle hätten erfragen können. Genug diskutiert: Informiert das 1. und das 4. Banner und teilt ihnen mit, daß sie sich unverzüglich zum Abmarsch bereit machen sollen. In zwei Tagen werden wir beim ersten Praiosstrahl ausrücken und zwar soweit möglich in Eilmärschen. Wir haben hier schon genug Zeit vertrödelt. Ich werde wie gesagt persönlich den Befehl übernehmen; ihr bleibt hier in der Stadt und vertretet mich solange."
"Wie ihr wünscht, Oberst.", antwortete von Rothenfels knapp, ein Kopfschütteln nur mühsam unterdrückend. In einem mußte er seinem Vorgesetzten allerdings zustimmen: Ein zentrales Oberkommando fehlte in der Markgrafschaft tatsächlich.

Am nächsten Morgen schon befanden sich die beiden Banner wie vorgesehen auf den Marsch gen Brendiltal, beständig von einem übellaunigen Oberst Wallbrord zur Eile getrieben.