Geschichten:Elmenbarths Lehre - Unter Freunden?

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Hesinde-Kloster St. Ancilla, Anfang Hesinde 1037 BF:

Yurika ließ ihren Blick durch die Halle der Hüter des Kloster schweifen. Es war ihre Aufgabe die Gäste ein wenig im Auge zu behalten und herauszufinden welche Interessen die Einzelnen verfolgten, denn nur um die Reliefstücke ging es hier kaum jemanden. So langsam füllte sich also die Halle, die geladenen Gelehrten, Magier und Geweihte trudelten ein. Nahezu jedes halbe Stundenglas hörte man das göttinnengefällige sechsmalige dumpfe Pochen am Schlangenportal. Seit dem unsäglichen Konkordat vor einem halben Götterlauf hatte das Kloster nicht mehr so viele Gäste beherbergen müssen.

Am Eingang der Halle stand der Abt Adran von Feenwasser mit Anaxios von Ochs in einem Gespräch vertieft. Ständige Begleiterin des Abtes dieser Tage war ein kleines Mädchen, sehr zur Verwunderung der Anwesenden. Viele fragten sich, was es wohl mit ihr auf sich haben würde, doch blockte der Abt bei Fragen nach ihrer Person ab. Sie war zu seinem Schatten geworden. Zwar war der Abt des öfteren in Begleitung von Novizen, doch zumindest den Bewohnern des Klosters war klar, dass dieses Mädchen nicht dem Kloster angehörte...

Auch der Abt verfolgte Ziele, die mitunter nichts mit den Bruchstücken zu tun hatten, das war auch Yurika bewusst. So war es ein offenes Geheimnis, dass er das Treffen nutzen wollte, um das Band innerhalb des Klerus, wie auch zwischen den Geweihten und den Magiern enger zu knüpfen. Der Tag der Schande in Perricum hatte schmerzlich gezeigt, was mit einer Stadt passieren konnte, wenn Klerus und Magierschaft nicht zusammenstanden. Was allerdings erst einem sehr kleinen Kreis bekannt war, der Abt strebte darüber hinaus danach hier im Kloster ein Kollegium zur Förderung der magischen Künste einzurichten und suchte dafür geeignetes magiekundiges Lehrpersonal...

Yurika ließ ihren Blick weiter schweifen. An der Südwand der Halle, vor dem Relief der Heiligen Ancilla, hatte sich eine kleine Gruppe um eine eher unscheinbare Frau versammelt. Es war Rudjahne von Sturmfels, Abtissin des in Waldstein gelegenen Wehrkloster Sankt Henrica, wie Yurika erkannte. Der Abt hatte Dossiers über vereinzelte angekündigte Gäste anfertigen lassen, die die Hesinde-Geweihte sorgfältig studiert hatte. Die Witwe des vormaligen Barons von Zweiflingen hatte sich nach dem gewaltsamen Tod ihres Gemahls in das abgelegene Kloster der Rondra zurückgezogen und schließlich die Weihen der Sturmhaften erhalten. Doch seit dieser Zeit, es mochten gut 15 Götterläufe gewesen sein, hatte die Abtissin die Klostermauern nicht mehr verlassen. Nun war sie also hier, ihr sehniger Körperbau noch immer der Leuin zum Wohlgefallen, doch wirkte sie verhärmt, ihre Gesichtszüge waren verhärtet. Lächeln sah man sie nie. Zu Linken der Abtissin standen der Bewahrer des Wissen Hesindion von Rossreut und der etwas zerstreut wirkende Praetor der Trutzburg der Weisheit zu Tannwirk Answin von Prailind. Zur ihrer Rechten die ebenfalls im Wehrkloster der Rondra lebende Geweihte Leumunde Rondralieb von Zweifelfels und die sehr alt zu scheinende Magierin Balphenie Ventamatrix. Allesamt Waldsteiner, wie Yurika interessiert feststellte! Die Abtissin diskutierte offensichtlich sehr lebhaft mit dem ebenfalls aus Waldstein stammenden Abt des Ingerimm-Klosters zu Essental, Noix, Sohn des Inoxos. Es ging wohl um die waldsteiner Lokalheiligen Henrica und Orgosch und inwieweit das mysteriöse Korgond mit ihnen in Zusammenhang stehen könnte. Nun, diese Herrschaften, so befand Yurika, hatten zumindest ein ernsthaftes Interesse an den Reliefstücken, auch wenn natürlich nicht ausgeschlossen war, dass sie noch andere Interessen verfolgten. So wandte sie sich von den Waldsteinern ab und ging weiter.

Vor dem übergroßen Gemälde, das den Abt zeigte und gerade noch rechtzeitig vor dem Treffen von Meister da Yaquirion fertig gestellt wurde, erblickte Yurika die wohl schönste Frau die je vor ihr Antlitz getreten war. Es handelte sich um Rahjalieb Bugenhog, Rahja-Geweihte und Bademeisterin des Rahja-Tempels zu Gareth. Sie galt mithin als schönste Frau Gareths und als mögliche Nachfolgerin von Tempelvorsteher Llabaduin. Ihre Anwesenheit war keine Überraschung, dürfte doch sowohl die Rahja-Kirche, als auch die garether Patrizierfamilie aus der Rahjalieb stammte, ein Interesse an dem Relief haben. Interessant war der Umstand, dass die Bugenhogs mit der Magierin Gyldana ein weiteres Familienmitglied vor Ort platziert hatten. Oder war letztere im Auftrag von Spektabilität Thiron von Uckelsbrück hier? Allerdings, so erinnerte sich Yurika dunkel, war nicht die kürzlich angereiste junge Novizin des Nandus, Nandurna hieß sie wohl, die Tochter eben jenes Leiters der Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth? Yurika riss sich selber aus ihren Gedanken und fokussierte sich nun auf den Gesprächspartner der holden Rahjalieb. Eine sehr dubiose Persönlichkeit wie sie empfand. Arth Baldus stammte aus einer angesehenen Familie von Rechtsgelehrten aus Gareth und diente viele Götterläufe der Baronin von Erlenstamm. Doch war sein Handeln dort ein ums andere mal undurchsichtig. Nach dem Tod der Baronin – man sagt sie hatte sich von einer Turmzinne in die Tiefe gestürzt – hielt sich Meister Baldus nun am Reichsforster Grafenhof auf. Es war Yurika nicht klar, was der Gelehrte im Schilde führte, Fakt war, dass er ein Empfehlungsschreiben des Reichsforster Regenten vorweisen konnte, sowie eine stattliche Spende an das Kloster überbrachte. Die Geweihte nickte den beiden Herrschaften nur kurz im Vorbeigehen zu und ließ ihre Blicke wieder kreisen.

Neben der Büste der verstorbenen Abtissin Melissa von Falkenstein standen die Vogtvikarin des Garether Tempels der Sterne Neetya Triffon und die Magierin Indra von Teckelwitz, die sich angeregt über die Macht der Sterne und die Traumdeuterei unterhielten. „Und Ihr meint, selbst unser Cantzler istnun auf die Macht der Sterne gekommen?“ Hörte Yurika die Teckelwitz reden, als ein uralter, kahlköpfiger Mann an die Hesinde-Geweihte herantrat.

„So so, keine Adligen? HA, das ich nicht lache. Die ganzen gelehrten und geweihten Herrschaften hier tragen doch alle ein `von´ in ihren Namen.“ Der Alte kniff seine Augen zusammen und starrte Yurika mürrisch an.

„Aber Eure Gnaden Efferdan, so beruhigt Euch doch, wir sind alle hier weil wir ein gemeinsamen Sache dienen wollen. Der Klerus, die Magier und die Gelehrten zusammen. WIR dienen den Menschen.“

„Pah, einen Seeschlangenscheiß tut Ihr, junges Ding!“ Der Alte schaute nun weitaus verächtlicher drein.

„Ihr seid doch nur ein Handlanger Eures Vaters“, mischte sich nun der als streitlustig bekannte und gefürchtete Bruder Arnhold in das Gespräch ein, „und die da“, der Tsa-Geweihte deutete auf die gerade vorbei gehende Abtissin Ährengard von Spornstein-Nettersquell, „die ist bestimmt Spionin der Natter. Ihr seid alle nur Gefangene Eurer hohen Geburt.“

Es war schließlich der gutmütige schlunder Hesinde-Geweihte Ogdalf Gutkorn der die beiden Geweihten etwas zur Seite nahm und beruhigend auf ihn einredete.

Irgendwie hatten sie ja Recht, dachte Yurika und ihr wurde schlagartig bewusst wie schwierig es sein wird, diese gelehrten und geweihten Männer und Frauen unter einen Hut zubringen. Denn eins war klar, noch so ein Desaster wie das Konkordat konnte sich das Kloster nicht erlauben. Dieses Treffen war zum Erfolg verdammt, egal wie!



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Texte der Hauptreihe:
P10. Briefe
K83. Zweifel
6. Hes 1037 BF zur mittäglichen Efferdstunde
Unter Freunden?
In der Teestube


Kapitel 32

Die Ankunft der Neun
Autor: Bega