Geschichten:Die gräflich Schlunder Bombarden - Erkenntnissuche

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Königlich Mardershöh, Binge Arabasch, PRA 1044 BF

Nachdem Thorin die Geschichte, um die durch den Drachen verunreinigte Quelle der Niffel und den Kampf mit dem Lindwurm den beiden Zwerginnen vorgetragen hatte, suchte er die Halle der Weisheit auf. Der junge Sgön Arobeschli aus der Arobeschsippe war ihm dabei ein guter und vor allem hilfreicher Begleiter, denn Sgön war im Dorf Wiesengrund aufgewachsen und nicht das erste Mal in den Gängen und Hallen seiner Ahnen unterwegs.

Das Wissen, das in den tiefen Höhlen unter dem Hügel verborgen lag, war mit den Geschichten der Ahnen der Sippe verknüpft und somit auf eine gewisse Weise verschlüsselt, so dass es sich nicht jedem sofort erschloss. Und auch wenn es zu bestimmten Themen eigene Hallen gab, so musste man Zeitzeugenberichte oder eben Ahnentafeln in den weit verzweigten Ahnenstollen aufspüren, um einzelne Wissensfragmente oder verschiedene Sichtweisen zusammentragen, so dass sich irgendwann ein Gesamtbild abzeichnete. Hierzu musste man gründlich zu suchen, Zeit investieren und bereit sein sich auf die Geschichte, der dort ruhenden Ahnen einzulassen.

Viele Kerzenlängen folgte Thorin dem jungen Sgön durch das Gewirr aus steilen Treppen hinab zu verschlungenen Stollensystemen in unzählige Hallen. Sie zogen viele, fast unzählige Steintafeln zu Rate, die zum Teil nur noch schwer zu entziffern waren. Alte Runen, deren Bedeutung nur noch im Kontext zu verstehen waren, stellten eine zusätzliche Schwierigkeit dar. Am Ende jedoch hatte die beiden der Halle der Weisheit zumindest einiges an Wissen entlocken können.

Als Thorin und Sgön in die Empfangshalle des Sippenoberhauptes zurückkehrte, war sich der Krieger aus Ârxozim sicher längst nicht alles von Interesse gelesen zu haben, verbargen die geräumigen Gewölbe doch einen immensen Wissensschatz, doch drängten ihn seine Aufgaben nicht allzu viel Zeit zu vertun. Er würde wiederkommen, soviel stand fest.

Was der Krieger aus Dumron Okosch erfahren hatte war, dass der Ursprung von Burg Unterhalben tatsächlich weit in der Vergangenheit lag. Zur Zeit als das alte Reich der Menschen in Finsternis verfiel, fanden einige verlorenen Seelen, die ihm alten Feydewald nach neuen Göttern suchten, den hellen Stein und fingen an ihn anzubeten. Ein paar Ahnen, deren Gedenksteine vor gut einem Jahrtausend Einzug in die Hallen gefunden haben mussten, sahen das mit Unmut und entschieden aus Furcht vor einer alten Macht den schwarzen Albensteyn einzumauern und wählten einen Wächter, dem sie einen finsteren Turm zur Wacht errichteten.

Worüber die Stelen hingegen geschwiegen hatten war die Herkunft der Albensteyne selbst. Kein Hinweis auf ihren Ursprung war zu finden gewesen und das wunderte den Krieger. Hatten die Vorfahren keine Untersuchungen, oder zumindest Vermutungen zu den Menhiren angestellt? Oder war es vielleicht so, dass man einfach nicht akzeptieren konnte, dass es einen älteren Anspruch auf die Region- das Desmetal gab, als den eigenen? Eine kuturschaffende Rasse, die schon weit vor den Angroschim im Gebiet des Schlundes gesiedelt hatte, passte womöglich nicht ins Geschichtsbild der Arobeschsippe. Die Reaktion der Sippenältesten auf die Frage nach den Monolithen jedenfalls, ließ diese Vermutung zu.

Was den von der Tochter der Indrascha angedeuteten ‘alten Zwist’ anging, so fand Thorin lediglich einige Andeutung, die jedoch wenig greifbare Substanz besaßen in seinen Augen. Es schien dem Krieger, als gäbe es einen in der Geschichte weit zurückliegenden Auslöser für besagten Zwist zwischen Hartsteen und Schlund, oder besser gesagt dem, aus den sich diese beiden Grafschaften einmal entwickelt hatten.

Mehrfach war Thorin auf Berichte zu Streitigkeiten zwischen Druiden und Waldarbeitern gestoßen. Einige Wälder schienen den menschlichen Geoden heilig gewesen zu sein und sollten wohl unangetastet bleiben. Daran hatte sich Streit entzündet. Aber Thorin zweifelte, dass dies der Zwist war, den die Zwergin angedeutet hatte.

Ebenfalls fanden Thorin und Sgön Steintafeln, auf denen Auseinandersetzungen von Angroschim mit Trollen oder Ogern festgehalten waren. Dies war vielleicht eine bessere Erklärung, aber lag er damit richtig? War das von Bedeutung für ihn? Dieser Punkt blieb leider ungeklärt- für dieses Mal zumindest.

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Bevor Thorin die Binge Arabasch wieder verließ, wollte er das Angebot Indras wahrnehmen und mit Meister Klingenbeil sprechen. Vielleicht vermochte der Historiker etwas zu dem erzenen Schwert in seinem Besitz sagen. Ganz gewiss aber würde Thorin jeden Moment in Begleitung Indras genießen.

Die Tochter der Indrascha führte den Krieger über eine Treppe von der Haupthalle hinab zur Stählernen Halle. Wände und Boden waren in Generationen über und über mit verzahnten und verschmiedeten Waffen, aber auch eisernen Werkzeugen und Alltagsgegenständen verkleidet worden. Äxte und Schwerter verschmolzen mit Spitzhacken und Spaten zu stählernen Wänden. Sie schritten über einen Boden, der aus Dolchen, Speerspitzen, Klingenwaffen, unzähligen Hammerköpfen und Axtblättern zusammengefügt war. In der Mitte der Halle jedoch thronte ein mächtiger Amboss, einem Altar gleich, an dem zwei junge Angroschim ein weiteres, abenteuerlich anmutendes Wandpaneel aus verschiedenen Zahnrädern zusammensetzen.

„Die ersten Siedler aus der alten Heimat lagerten hier einst ihre alten Werkzeuge aus Stahl- und Eisen. Ohne die Stahlöfen der alten Binge, die sie einst verließen, konnten sie sie nicht einschmelzen, doch es sollte auch nichts verschwendet werden. Als unser Vorfahren dann selber guten Stahl und Eisen erzeugen konnten, blieb der Brauch und es sammelte sich einiges an.” Thorin lachte. ‘Einiges’ war leicht untertrieben. “Vor Generationen brachten wir Ordnung in diesen Sammelplatz und noch immer finden hier Gegenstände her, die für ihren Besitzer einen ideellen Wert haben,“ erklärte die Angroscha weiter und fragte die beiden Jungen Angroschim, die am Amboss arbeiteten nach Meister Klingenbeil.

Dieser befand sich in einem wirren Durcheinander aus Stangen und Langwaffen, aber auch dem ein oder anderen Gartengerät, aus denen man im hinteren Teil des Höhlensaales einen wahren Irrgarten aus Regalen geschaffen hatte.

Klingenbeil war ein schmaler, alter Zwergenherr, auf dessen Kopf nur ein lockiger Haarkranz geblieben war. Er drehte gerade an einer Handkurbel und bewegte damit eine Regalkonstruktion, in der sich unzählige Schriftrollen und Exponate befanden, als die Tochter der Indrascha und Thorin ihn fanden. Unter Ächzen und Quietschen verschob sie sich ein paar Fuß und hab damit den Zugang zu einer dahinter liegenden Regalreihe mit Büchern frei.

Der Hügelzwerg, der mit seinem adretten Zwirn so überhaupt nicht zu den martialischen Waffen um ihn herum passte, zog ein fein besticktes Tuch hervor und wischte sich den Schweiß von der faltigen Stirn und auch die Hände ab, bevor er Indra mit einer krächzenden Stimme begrüßte, der Thorin am liebsten wie einem rostigen Scharnier ein paar Tropfen Öl spendiert hätte.

Der Alte wollte auch gleich wissen wer denn der feine Herr an ihrer Seite sei und holte ein kleines gebogenes Hörrohr aus Messing hervor, das er an sein Ohr führte. Die weite Öffnung richtete er dabei erwartungsvoll auf Indras Begleiter, bevor dieser zu einer Vorstellung ansetzen konnte.

Nachdem Thorin sich gebührend vorgestellt hatte, war es zunächst an ihm Fragen von Meister Klingenbeil zu beantworten, denn der alte Zwerg erkundigte sich sogleich nach dem Wohlbefinden einer Handvoll der ältesten Zwerge die Thorin aus seiner Heimat- Ârxozim kannte. Er als der Krieger all jene Fragen zur Zufriedenheit des Älteren beantwortet hatte, fragte dieser, wie er einem so weit gereisten Gast helfen könne.

Ohne Umschweife erklärte Thorin daraufhin sein Anliegen. Er erzählte Meister Klingenbeil vom Erzschwert und von dem Weg, wie es in seine Hände gefunden hatte. Um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, überreichte der Krieger aus Dumron Okosch das Artefakt an den Waffenkundler, so dass sich sein Gesprächspartner selbst ein Bild machen konnte.

Mit ungläubiger Miene nahm Meister Klingenbeil die Waffe entgegen und begann sogleich das Schwert aus reinstem Erz zu untersuchen. Längere Zeit war der alte Zwerg sprachlos und nicht imstande etwas von sich zu geben- Verzückung hatte von seinen Gesichtszügen Besitz ergriffen. Thorin aber war sich sicher, dass Klingenbeil die Waffe kannte- oder besser wusste, um was es sich bei ihr handelte. Die Reaktion und das Mienenspiel des Gelehrten ließ kaum eine andere Deutung zu.

"So sagt mir, was ihr von der Waffe haltet Meister", bat Thorin den Gelehrten schließlich, nachdem dieser das Schwert mehrfach in Händen gedreht und jedes Detail ausgiebig begutachtet hatte. Meister Klingenbeil aber sah, wie aus der Trance gerissen auf und teilte seine Vermutungen in stockenden Worten mit Thorin.

”Dies Schwert ist nicht die einzige Waffe aus reinster, elementarer Manifestation”, erklärte der Forscher. “Es existieren sechs- für jedes der Element eine. Dies ist meine Überzeugung.”

Nach seinen Recherchen zu urteilen, so fuhr Klingenbeil fort, war es möglich, oder aber sogar wahrscheinlich, dass die Elementarwaffen bei Bau des Kaiser Hall Kanals in Syrrenholt gefunden wurden, gemeinsam mit elfischen Artefakten, wie einer kunstvoll geschnitzten Laute.

Der Graf habe ihn auf Gerüchte hin ausgesandt, es wären uralte Schwerter gefunden worden, gesehen habe er sie jedoch nie, bis heute, da er eine von ihnen in Händen hielt.

Weiter erklärte Klingenbeil, dass ihm Informationen vorlägen, wonach fünf der Waffen gestohlen worden waren und das sechste- das Erzschwert zuletzt in den Händen des umtriebigen Barons von Hellburg gesehen wurde, jenem Mann, der mitsamt seiner ganzen Familie beim ‘Höllensturz’ ums Leben kam. Danach verlor sich die Spur des Erzschwertes.

In einer Sache waren sich Thorin und Klingenbeil einig, man müsse jemanden finden, der im Jahr 1024 BF bei den Grabungen in Syrrenholt dabei gewesen war, als man auf die Waffen stieß. Thorin nahm sich vor in dieser Sache beim Baron Erlan von Zankenblatt, dem Mann, den Klingenbei ihm als Bauleiter benannte, vorzusprechen.

Der Waffenkundler jedoch war noch nicht am Ende. Er mahnte Thorin, dass es wahrscheinlich sei, dass auch seine Waffe- das Erzschwert gesucht würde. Irgendjemand versuchte offenbar mit allen Mitteln die Waffen an sich zu bringen. Dies schloss in diesem Falle auch unlautere Mittel mit ein.

"Lasst die Waffe hier bei mir in Arabasch. Ich werde sie untersuchen und einen Bericht für den Grafen verfassen", schlug Klingenbeil daher vor. "Hier ist sie sicher." Ein Argument, dass Thorin nicht einfach von der Hand weisen konnte.

"Gut, ich lasse sie hier bei euch”, entschied Thorin aus dem Bauch heraus. Arglos jedoch war er nicht. “Ihr aber gebt mir dafür euer Wort, dass ihr das Schwert für mich verwahren werdet und sie nicht in die Hände eures Herren gebt. Ich habe nicht vor sie zu veräußern bevor ich weiß, warum der Allvater sie in meine Hände spielte."

Auch wenn Klingenbeil das Schwert allzu gerne gleich seinem Herren- dem Grafen offeriert hätte, so schien er sehr erfreut über die Antwort. Die Chance sie zu erforschen wollte er sich nicht entgehen lassen. Daher sprach er feierlich: "Bei Hesinde- der Allwissenden, ihr habt mein Wort. Und seid beruhigt. Der Herr Graf wird euren Anspruch nicht in Frage stellen und er weiß wohl über den Unterschied zwischen einem Besitzer und einem Träger zu unterscheiden. Aber er wird sich sicher bemühen euch ein angemessenes Angebot zukommen zu lassen, über das ihr bei Zeiten entscheiden dürft, wenn ihr es für richtig haltet. Der Graf ist ein Sammler, kein Träger." Thorin nickte. Es war also beschlossen.

Der Meister der Stählernen Halle nahm die Handkurbel aus dem Mechanismus des Regales und führte die beiden Gäste in den Irrgarten. Er verschob dort mehrmals das eine oder andere Regal, wobei er diverse Male den Kopf der Kurbel, wie verschiedene Schlüssel wechseln musste. So ergaben sich ganz neue Gänge, bis schließlich unter einem Waffenständer eine Treppe zum Vorschein kam, die in eine kleine, tiefer gelegene Kammer führte. Hier standen unzählige, verschlossenen Truhen und steinerne Sarkophage dicht an dicht beieinander gedrängt.

Meister Klingenbeil suchte dort längere Zeit nach einem geeigneten Lagerplatz für das Erzschwert, bis er schließlich um Hilfe bat. Gemeinsam verrückten der Waffenkundler und Thorin eine massive Steinplatte unter der das Artefakt aufbewahrt werden sollte.

Der alte Zwerg klopfte an die Steinwände der Kammer, als Thorin jene, auserkorene Ruhestätte betrachtete. Sie war aus Koschbasalt.