Heroldartikel:Traviabund im Märchenschloss

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Traviabund im Märchenschloss

Königreich Garetien. Eine prächtige Hochzeit feierte die garetische Adelsgesellschaft Anfang Rondra 1042 BF in der Grafschaft Waldstein, zu der auch einige hochangesehene Nordmärker anreisten. Denn der Bräutigam war niemand geringeres als der umtriebige Enkelsohn von Isora von Elenvina, Trisdhan Ulaman von Hartsteen, der lange Jahre in der etwas verschlafenen Herzogenstadt am Großen Fluss für einen Hauch von Anrüchigkeit und Aufregung sorgte.

Noch immer flüstern die Elenviner hinter vorgehaltener Hand über die Eskapaden des „Lüsternen Junkers“, wie der heutige Pfalzgraf von Kaiserlich Sertis bereits vor seiner Zeit als Vertreter des Hauses Hartsteen in der Verwaltungshauptstadt des Mittelreichs genannt wurde. Welche Dame soll er nicht alles um den Verstand gebracht haben, wenn es nach dem Geschwätz der Fischverkäuferinnen ginge. So mancher hochangesehene Name der Nordmärker Damenwelt – der nicht in dieser Postille genannt werden soll – wird amourös mit ihm in Verbindung gebracht, aber auch einfache Mägde und hübsche Gauklerinnen brüsten sich damit, in ihm einen zärtlichen Liebhaber gehabt zu haben – nur die Herrin Rahja wird wissen, wer die Wahrheit spricht, auch wenn unzählige Nordmärker Väter, Brüder und Ehemänner bei seiner Abreise erleichtert aufatmeten.

Nachdem der garetische Adlige seinem – völlig unrealistischen – Anspruch auf den Fürstenthron von Albernia öffentlich vor seinem Vetter Finnian (müssen wir daran erinnern, dass dessen Großmutter Idra die Schwester der tragischen Isora war?) entsagte, berief die Kaiserkrone ihn als Pfalzgraf als Nachfolger seines Vetters Hilbert von Hartsteen – einem korrupten Reichsrichter, der in die Verbannung geschickt worden war – auf die Kaiserpfalz Breitenhain im tiefsten Reichsforst. Die Ansprüche auf das frühere nordmärkische Lehen Klippag dagegen, welches nach dem tiefen Fall Isoras an ihre Schwester Idra und nicht an Trisdhans Mutter Emeralda vergeben wurde, hält der junge Pfalzgraf noch aufrecht und gedenkt nicht, sie lautlos und ohne Kompensation abzutreten.

Breitenhain, ein verwunschenes Märchenschloss mit vielen Türmchen und einem wunderschönen Rosengarten, droht von Jahr zu Jahr vom wuchernden Wald verschluckt zu werden. Als Kulisse aber für eine romantische Hochzeit zwischen dem prominenten Mitglied des garetischen Grafenhauses Hartsteen und einer garetischen Landadligen eignet sich die Pfalz hervorragend, auch wenn ein bemerkenswerter Todesfall das fröhliche Fest überschattete, auf dem auch zahlreiche Nordmärker Weggefährten anwesend waren.

Ysilt Grimwige von Wysberg, die manchem Gefolgsmann Isoras noch gut bekannte frühere Hauptfrau Isoras während des Albernia-Konflikts, wurde tot im Schlossgraben mit zertrümmertem Schädel am Morgen nach der Zeremonie gefunden. Auch wenn einzelne Stimmen hinter vorgehaltener Hand von einem Mordanschlag durch nachtragende Albernier munkelten, wollte Pfalzgraf Trisdhan keine öffentliche Anklage erheben, sondern sprach lediglich von einem schweren tödlichen Unfall. Er hege keinen Groll gegen seine albernischen Brüder und Schwestern, vor allem könne er es sich auf keinen Fall vorstellen, dass sein Vetter Finnian Kenntnis oder gar Urheber eines solchen feigen Mordanschlags sein könne.

Die anschließende Jagd, die den Adel tief in den verwunschenen Reichsforst führen sollte, begann daher mit einer gedämpften Stimmung, doch entwickelte sie sich schnell für manch einen Adligen, auch aus den Nordmarken, zu einem gefährlichen, aber auch wundersamen Abenteuer, von dem man noch lange sprechen wird.

Hesindiago Wagenknecht