Geschichten:Von der Klärung des Schlunder Marmorstreits

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Die Vorgeschichte

Es begann im Frühsommer im Speisesaal des Hotels „Alter Kaiser“ in Gareth, als ein paar Begleiter der horasischen Delegation, die zur Aushandlung des Passus Rahjensis nach Gareth gekommen war, mit dem Baron von Uslenried und der Königlichen Vögtin von Mardershöh zu Mittag speisten. Im angeregten Gespräch mit dem Uslenrieder kam die Vögtin auf den Traviabund des Junkers von Dragenfels zu sprechen. „Nun, was denkt Ihr wäre eine gute Mitgift Hochgeboren?“ Bevor der Uslenrieder seine Meinung kundtun konnte, erhob der Signore von Masara die Stimme: „Verzeiht, Hochgeboren, wie wäre es mit dem halben Marmorsteinbruch?“

Die Vögtin rang um Atem, noch immer nicht gut auf den Dragenfelser Marmordiebstahl vor einigen Jahren zu sprechen. „Was fällt Euch ein über der Königin Marmor so zu sprechen? Der Junker wird es nicht wagen sich am Marmor zu vergreifen, so wie seine unselige Mutter es tat. Mit dieser Äußerung beleidigt Ihr ihn, und auch uns, seine Vögtin, die den Marmorbruch für die Königin verwaltet.“

Wutentbrannt verließ die alte Reckin den Saal, höflich gestützt von dem ebenfalls entrüsteten Baron von Uslenried.

Ein Brief aus Masara

Dion Aludrian ya Terelan di Masara, Signore di Masara, Capitan der Cavallerie ihrer kaiserlichen Majestät Amene Horas a.D., Träger der König-Khadan Schärpe, des Murak-Horas Sternes und der Wüstenblume 2. Grades, Protektor der Rahjatempel von Horasisch-Uthuria

Die Zwölfe zum Grusse, verehrteste Geschwister.

Welch Mittelreichsche Narretei ist diese???

Da erlaubt man sich einmal einen harmlosen Scherz (der in diesem Falle bestimmt auch nichts mit Garethischem Gestein von sicherlich minderer Qualitaet zu tun haben sollte) auf Kosten eines geschätzten und kultivierten Nachbarn meiner Person, namentlich seiner Hochgebohren, des Barons von Bethana und da kommt doch gleich so ein wichtigtuerischer Rebell daher und meint, man wollte ihm oder ihr die Finger an die wertlose Pfründe legen. Wer ist sie eigentlich, daß sie vermeinet, eine solche Rede gezieme sich? Ich will Ihr einen Zeitraum von drei Monden einräumen, einen Boten mit entschuldigender Depesche gen Masara, der Heimat des in aller Herren Länder gerühmten und geschätzten schwarzen Masara Marmors zu entsenden oder aber, was mir sicherlich das Herz wesentlich mehr aufgehen ließe ob des entzückenden Beispieles doch noch vorhandener Mittelreichscher Etikette, sich darselbst auf meinem Gute hoch über den Klippen einfinden, auf das mir die Entschuldigung in persona vorgetragen werde.

Gleiches erwarte ich im übrigen von unserem hochgemuten Junker vom Dragenfelse, der mir ja wohl bekannt ist ob seiner zweifelhaften Ansichten und seinem Mangel an Takt und Schweigen. Im Anschluß an einen solchen Besuch ließe ich mich dann auch sicher zu einer kleinen Führung durch meinen Besitz überreden, auf der Ihr die Schönheit des weißgeäderten Steines bewundern möget. Oder bevorzugtet Ihr die Beizjagd? Ein paar dumm und leichtfertig geäußerte Worte in Garethi sind ja noch kein Grund zu überschäumender Fehde, nicht wahr meine Herrschaften?

Möge Bishdariel Euch süße Träume senden

[Siegel und Zeichen des Herrn ya Terelan di Masara]

Schlunder Gespräche

Im Rittersaal der Burg Mardershöh:

Linnert, der erste Schreiber am Hof der königlichen Vögtin Giselda von Ochs auf der Mardershöh las laut und deutlich, aber mit zunehmender Rötung im Gesicht, den soeben eingetroffenen Schrieb eines liebfelder Geckens. Weder die unhaltbaren Vorwürfe über die angeblich mangelhafte Qualität des rosa, Mardershöher Marmors, noch die Schmähreden wider die Vögtin, noch die vor Unkenntnis über die rechtliche Lage strotzende Darstellung der Besitzverhältnisse, hielten die alte Vögtin und Veteranin des Maraskanfeldzuges davon ab, ihr Schwert, wie jeden Abend gründlich zu pflegen.

Nur kurz schaute sie, mehr verwundert, als erbost von ihrem Werk hoch, als Linnert jene Zeile las, in welcher ihre eigene Person in Frage gestellt wurde. “Mag ja sein, daß ich meine Zeit mehr im Kampf gegen Maraskaner, Oger und Orken verbrachte. Mag auch sein, daß die Taten der darpatischen und garetischen Truppen wider den Endlosen Heerwurm am Arvepass noch nicht bis ins Liebfeld vorgedrungen sind. Mag ebenso sein, daß es für den Ruf und die Bekanntschaft einer Person wichtiger scheint, sich in liebfeldischen Salons und Räucherzimmern zu räkeln, als für den Schutz und das Wohl der zwölfgöttlichen Landen zu sorgen.”

Als der Schreiber geendet hatte, zückte er seinen Kiel und einen leeren Bogen Pergament und fragte: “Was wollen Eurer Hochgeboren dem Signore di Masara kundtun?”

“Gar nichts, Linnert! Jeder Tuscheklecks, jede Unze des Pergaments ist zu viel! Aber nimm er ruhig noch weiteres Pergament hervor und schreib er diesen Schrieb getreulich ab, auf daß es folgende Personen zu lesen bekommen: Der Junker vom Dragenfels, da seine Wohlgeboren ebenso angesprochen ward, wie unsereins. Dem Kanzler in Gareth, da die Worte des Liebfelders königliche Güter betreffen und dem ehrwürdigen Grumbax Granit, da dieser als Sprecher des zwergischen Marmorbruchkonsortiums fungiert und sicherlich begeistert sein wird zu hören, wie seine und der anderen Angroschim Arbeit als minderwertig bezeichnet wird. Oh, und schreib er auch dem Grafen Ingramm, Sohn des Ilkor vom Schlund und den Geweihten des Angroschtempels am Schlund, meines Erachtens allesamt sehr interessiert an fachkundiger Kritik an jahrtausendealter zwergischer Steinmetz- und Bergbaukunst, insbesondere aus menschlichem Munde...”

Zwei Tage später auf dem Dragenfels:

Die Tür sprang auf und der junge Lahor rannte auf Hagen zu.

Hagen, schaut Euch doch einmal an, was für eine Frechheit sich dieser horasische Schönling erlaubt!” Mit diesen Worten wart er einen Briefbogen mit der Hagen wohlbekannten Handschrift des Mardershöher Schreibers auf den Tisch.

Während Hagen ohne mit einer Wimper zu zucken die Beleidigungen laß, ging Lahor im Schreibzimmer auf und ab. Hagen ließ den Brief sinken.

“Und? Was sagt Ihr?”, fragte Lahor ungeduldig.

“Das ist in der Tat eine Beleidigung.”

“Was sollen wir denn nun machen?”

“Nichts, die Vögtin wird sich schon darum kümmern.” Hagen faltete den Brief zusammen und wollte ihn zu den anderen Briefen auf dem Schreibtisch legen. Lahor riß ihm den Brief aus der Hand. “Nichts?” Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Herr Asquerion und Ihr habt mich beide, wenn auch auf unterschiedliche Weise, gelehrt, daß es wenig im Leben eines Ritters gibt, was ihm mehr bedeutet, als die Ehre. Und dieser Herr Dion tritt die meinige mit den Füßen.”

“Mäßigt Euch, denn Boron hat uns die Ruhe gegeben, um Entscheidungen zu treffen.”

Lahor nahm Hagens Krug vom Schreibtisch und schmiß ihn gegen die Wand, wo er zerbarst und eine Pfütze aus Bier und Scherben hinterließ. “Ich werde mich aber nicht beruhigen, ich werde nach Bethana reiten und diesen Schnösel fordern!”

Hagen lachte auf: “Bethana ist ja gleich hinter Hinterfelden, da seit Ihr ja morgen Abend schon da! Wenn es Euch so wichtig ist, Eure Ehre gegen einen ‘Bethaner’ zu verteidigen, dann gebt Euch nicht die Blöße, wie ein dummer Weidener den ganzen Weg zu ihm zu reiten. Ihr könnt Ihn doch einfach einladen, an einer garetischen Turnei teilzunehmen. Willigt er ein, so werden wir die Tjoste direkt im Königlichen Marmorsteinbruch aufbauen, ich denke Vögtin Giselda hat da nichts gegen einzuwenden.”

Lahor atmete tief ein: “Nun gut, Geduld ist eine Tugend, ich werde auf den Schnösel warten. Gebt mir schnell Papier und eine Feder, ich werde den Brief selbst schreiben, damit er sieht, daß es mir ernst ist.”


Gleichzeitig am Hof des Grafen Ingramm:

“Papperlapapp, was liest er mir da vor?!

Als ob wir nicht genug Sorgen mit den unbenennbaren Horden hinter den Trollzacken hätten! Nun soll unsereins auch noch ein Schreiben eines Großlings anhören müssen, welcher sich doch tatsächlich erdreistet, die Qualität unseres Marmors und der durch fachkundige Hände erfolgenden Bearbeitung in Frage zu stellen! Was für die Tempel und Herrenhäuser Gareths und viele Rahjatempel im ganzen Land begehrt ist, scheint dem Liebfelder wohl nicht gut genug!

So ordne ich, Graf Ingramm, Sohn des Illkor folgendes an:

Man möge dem Signore Dion Aldurian ya Terelan di Masara ein großes Faß Wandlether Wiesenschlößchen zukommen lassen, auf daß er seinen Ärger herunterzuspülen vermöge!

Des weiteren möchte ich nichts mehr von dieser Angelegenheit zu Ohren bekommen, schließlich sind schon wieder Untote auf den Trollzackenkuppen gesehen worden, keine 50 Meilen von der Grafschaftsgrenze entfernt!”

Einen Tag später im Gildenhaus der Steinmetze zu Arabasch:

(Falls man denn des Rogolan mächtig wäre, würde man folgendes vernehmen:)

Die Stimmung der an einem runden Marmortisch versammelten elf Angroschim hatte sich weiter verdüstert. Die schweren Bierkrüge wanderten immer häufiger von Tisch zu Mund und die Stirnfalten der achtbaren Väterchen wurden zusehends tiefer. Nicht nur, daß der vorgelegte Bericht noch immer von einer gedämpften Auftragslage infolge der andauernden Besetzung der östlichen Lande berichtete, jetzt mußte auch noch ein Liebfelder daherkommen, der gar dreiste Behauptungen anstellte.

“Vielleicht sollte man diesem vorwitzigen Burschen eine Liste mit allen aus unserem -mahnender Blick des Gildenobmanns- ‘tschuldigung, dem Marmor der Königin erbauten Tempel und Schlösser, zukommen lassen?”, fragte der oberste Gerätewart.

“Und dann?”, antwortete ihm der oberste Polier, “dann wird er uns eine ebenso lange, wenn nicht längere Liste zukommen lassen und nichts ist gewonnen.”

“Man kann sich ja einmal fragen, welche Gebäude aus weißem und rosafarbenem Marmor und welche aus schwarzem errichtet wurden?”, warf der oberste Punzer ein.

Ein Geraune ging durch die zehn anderen Steinmetze und wenn man genau hinhören würde, vernähme man etwas wie: “Seid bloß ruhig und wechselt das Thema, sonst wird er wieder von seinen Kriegserlebnissen geplagt.” Oder: “Wenn jetzt noch einer ‘Rot’ sagt, dann beginnt er wieder zu schreien...” Und: “Zum Glück ist unser Marmor rosa und nicht rot...”

Später in der Nacht:

“So sind wir also zu einer Entscheidung gelangt?”, fragte der Gildenobmann rhetorisch. Das Nicken der anderen achtbaren Väterchen bestätigte dies. “So werden wir also diesem Herrn Dion anbieten, eine Gruppe von fachkundigen Steinmetzen, Angroschim werden selbstredend bevorzugt, zum Mardershöher Steinbruch zu entsenden, um die geäußerten Bedenken an der Qualität des Marmors ein für allemal vor Ort zu zerstreuen. Gleichfalls soll eine Zweiergesandtschaft von uns, den genannten Liebfelder Steinbruch Masara inspizieren und sich nebenbei einmal um die Namen der Abnehmer jenes schwarzen Marmors zu kümmern.”

Aus angroschgefälligen elf Kehlen erklang: “So sei es, Angrosch will es!”

Zwei Tage später am Rande des bodenlosen Schlundes:

Ruad, Sohn des Ruis, zweiter Geselle des Bewahrers des Feuers und des Hochgeweihten des Angrosch, bemerkt das angedeutete Nicken von Dagad, Sohn des Duis, als er noch einmal kurz zum dritten Gesellen blickt. Ohne ein Wort zu verlieren, streckte Ruad seine graue rechte Hand aus und ließ ein beschriebenes Blatt Pergament in den Schlund fallen. Nur kurz fiel dieses, bis es Feuer fing und die übriggebliebenen, verkohlten Stücke durch den heißen Atem Angrosch, welcher stetig aus der bodenlosen Tiefe aufstieg, nach oben getragen wurden.

Auf halbem Weg zurück zum Tempel grummelte Dagad: “So ist menschliche Politik, veränderlich und unbeständig, wie der Wind und das Wetter.” Nach einer längeren Pause sprach er weiter: “Wichtig ist das Beständige, wichtig ist der Fels und das Erz, alles Wichtige ist aus Stein.” Und schließlich, als sie bereits das große Portal durchschritten hatten, antwortete er auf die ungestellte Frage Ruads: “Es ist nicht notwendig Antworten zu geben, denn was schert es den Fels, wenn der Wind ihn umspielt?”

Die Forderung

Werter Signore Dion Aludrian ya Terelan di Masara,

auch wenn Ihr meintet, Eure Scherze auf Kosten des Marmors der Königin, wären nur eine Narretei, und trotz Eurer freundlichen Einladung, müssen Wir Euch bitten, für Eure Worte einzustehen. Dies wird geschehen, indem Ihr Euch auf den Dragenfels begebt, um Euch Uns in einer kleinen Turnei zu stellen. Hierbei gebt Ihr Uns die Gelegenheit, die schwarzen (Marmor-)Flecken auf Unserer Mardershöher Seele zu tilgen.

Aus gegebenen Anlaß werden wir uns im Koeniglichen Marmorsteinbruch duellieren. Wir forderten Euch und nannten den Ort, also wählt Ihr die Waffen und die Zeit!

Als weiteren Preis stellen Wir ein Set Figuren für das Rivaspiel aus rosafarbenem Mardershöher Marmor, und bitten Euch ein eben solches aus dem vielgepriesenen schwarzen Masara Marmor zu fertigen. Dem Gewinner sollen, als Symbol für die ausgeräumten Mißverständnisse, beide Sets gehören.

In Rondragefälliger Erwartung auf den Kampf,

Hochachtungsvoll,

Lahor Vandass von Dragenfels, Junker auf dem Dragenfels, Streiter der Sichelwacht

PS: Solltet Ihr wünschen, mehrere Duelle gegen Uns zu führen oder aber mit mehreren Combattanten antreten wollen, so teilt uns dieses mit, Wir sind auch damit einverstanden.

Die Turnei im Steinbruch

Hagen nahm einen Stock und zog einen großzügigen Kreis in den trockenen Marmorstaub des Bodens. Er räusperte sich, auf den Lippen ein Lächeln über die Formalia: „Werte Herren, Willkommen zur Dragenfelser Turnei. Es wird nach folgenden Regeln mit scharfen Säbeln gefochten: Primo, gewonnen hat wer zuerst eine blutende Wunde schlägt. Secundo, verloren hat ein Kontrahent außerdem, so er diesen Kreis verläßt.“ Hagen deutete auf den gerade erstellten Kreis. „Tercio: Der Kampf soll in Rondras Namen und ihren heiligen Regeln entschieden werden. Der Preis soll dieses Rivaspiel sein, außerdem soll aller Hader um den Schlunder Marmor beseitig sein.“ Hagen stellte zwei Schatullen mit den Figuren auf den Tisch, dann nickte er den Kontrahenten zu.

Lahor gab seinem Pagen sein Obergewand, so daß er nur mit lederner Hose und Stiefeln bekleidet vor dem Signore stand. Dieser entledigte sich nur dem nötigsten und stand dem Junker in seiner schwarzen Kavallerieuniform gegenüber. Der Golgarit nahm zwei Säbel von dem Tisch, und reichte dem Gast den ersten, den dieser prüfend in der Hand wog. Dann trug er den zweiten zu Lahor, der ihn sofort fest in die rechte Hand nahm. Hagen schaute beide an und beide nickten und betraten den Kreis. „In Rondras Namen. Beginnt!“

Die beiden Kontrahenten standen sich gegenüber, der Signore in der typisch liebfeldschen Haltung eines Degenfechters, leicht in den Knien, den Säbel locker in der Hand. Dem Junker dagegen sah man an, daß er diese Waffe nicht so genau zu führen weiß. Beidhändig den Säbel umklammernd, stand er angespannt, das rechte Bein leicht angewinkelt vorangestellt, seinem Gegner gegenüber.

Dion lächelte, „Nun Wohlgeboren, Euch gebührt natürlich der erste Schlag.“ Andeutungsweise öffnete er ein ganz klein wenig seine Deckung. „Herzlichen Dank Signore...“ Auch der Junker lächelte. Dann verzehrte sich sein Gesicht und er holte von rechts über den Kopf aus, auf Seite des Signores zielend. Aber der war schon zur Seite gesprungen und holte nun zu einem Hieb auf Lahors Bein aus, den der Junker noch gerade aus dem Schwung seines vorhergehenden Schlages weit genug zur Seite ablenken konnte, um ein Stück zurück zu springen. Aber schon wieder schlug Dion zu. Lahor war diesmal deutlich besser vorbereitet und parierte. Die Säbel schepperten aufeinander und Lahor wurde weiter und weiter an den Kreisrand gedrängt. Kurz vor diesem ging Dion tänzelnd rückwärts in die Kreismitte, ohne um Atem zu ringen und sagte: „Nun, sehr gut Wohlgeboren, sehr gut. Wollt Ihr nun aus dem Kreis treten oder weiter fechten?“ Lahor atmete tief ein und aus, um seinen Atem zu beruhigen. „War das alles Signore?“ Dann rannte er los während er einen schnellen Schlag auf Dion ausführte. Dieser dreht sich zur Seite und lenkete den Hieb ins Leere um sofort seinerseits auf den Junker einzustechen. Aber der Junker war vorbei und schlug, den Säbel mit beiden Händen wie ein Langschwert führend, von oben auf den Signore ein. Aber Dion zog den Säbel aus dem Stich nach oben und fing die Waffe ab. Das laute Klirren der beiden Waffen hallte im Steinbruch wieder. Dann glitt die Waffe links an dem Signore vorbei, der diesen Hieb einhändig nicht auffangen konnte. Doch trotzdem hatte dieser Hieb mehr Kraft als Verstand und Geschick des Junkers gezeigt, denn nun war er zu nah an Dion herangekommen, der zu einem letzten Schlag ausholte, der den zurückweichenden Junker am linken Oberarm traf. Lahor knurrte und wollte auf den lässig rückwärts schreitenden Signore einschlagen, als Hagens laute Stimme die plötzliche Stille durchbrach. „Einhalt Lahor!“

Mit enttäuschtem Gesicht ließ Lahor die Waffe sinken und schließlich aus der Hand in den Staub fallen. „Exzellent Wohlgeboren!“, wieder lächelte Dion süffisant. Der Junker holte tief Atem. „Die Komplimente gebühren Euch, Signor, Ihr seid ein wahrhaft geschickter Säbelfechter, Euch gebührt der Sieg und der Preis.“ Der Signor gab den Säbel seinem Pagen und zog ein Schnupftuch aus der Tasche, das er ihm hinhielt. „Haltet es auf die Wunde, bevor Euer Blut unnötig der Königin Steinbruch besudelt.“ Dann ging er auf den Golgariten zu. „Danke auch Euch für Eure Assistenz!“ Hagen nickte und übergab dem Signor die beiden Schatullen. Das Spiel auf dem Turm

Lahor hatte sich endlich wieder gefaßt. „Signor, Wohlgeboren, gebt Ihr mir die Chance einer Revanche auf dem Spielbrett heute abend auf Burg Dragenfels? Vielleicht nach dem Abendessen auf dem alten Turm?“ Dion deutete eine Verbeugung an. „Sehr gerne, Junker, sehr gerne.“

Und so traten die beiden in der lauen Sommernacht auf den Zinnen des alten Turmes im Rivaspiel gegeneinander an. Unter dem bleichen Licht der Mada begann Lahor mit einer typisch offenen Paavi-Eröffnung, die Dion mit einer offen vorgezogenen rechten Schiffreihe rechterhand blockte. Mehr und mehr verkeilten sich die Figuren. Länger und länger dachten die Kontrahenten über ihre Züge nach, bis kurz vor den ersten Strahlen des Praios der Junker endlich das feindliche Flaggschiff mit seinen großen Triremen in die Ecke zwang, woraufhin der Signore sein Schlachtschiff seufzend vom Brett nahm. „Nun, da habt Ihr Eure Revanche, Junker!“ Lahor stand auf und streckte sich, „Gut, dann sind wir gleich und der Streit ist entgültig entschieden...“


zusammengetragen aus Gerüchten im Schlunde
vom Geschichtenerzähler und Barden Waldfried aus dem Hafenviertel