Geschichten:Soldatengespräche

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"Hast du schon gehört, Jorgen? Die Seehof ist nun Rittmeisterin." Die Taverne war etwas stickig und nur spärlich beleuchtet. Es roch leicht säuerlich nach vergossenem Bier und Schweiß, aber das schien die beiden Soldaten, die sich an einem Tisch in einer Ecke gegenüber saßen, nicht zu stören. Sie genossen an diesem warmen Sommertag sichtlich das kühle Bier zur Erfrischung während der Rast. Jorgen stellte seinen Humpen ab und sah seine Kameradin an, nickte dann beifällig. "Das ging ja recht schnell. Aber sie hats ja auch verdient. Ist nich leicht unter dem kalten Oberst zu bestehen und dennoch seine Freundlichkeit zu bewahren. Was für ein Komando bekommt sie denn?" Die Soldatin zuckte mit den Schultern. "Ich habs von einem Stabsschreiber. Er meinte, eine Ulaneneskadron - die Siebte, "Rondras Wille" oder so." Jorgen runzelte leicht die Stirn und kratzt sich am Bart. "Die siebte Eskadron? Nie davon gehört. Ist das wieder so eine versteckte EInheit? Ich blick ja selbst nichtmehr durch, wer alles zu meinem Verband gehört. Damals, als es die Landgarderegimenter noch gab, da wußte man wenigstens, woran man war." Jorgen brummte und trank einen weiteren Schluck. Man sah dem Veteranen an, daß er nicht allzuviel von der neuen Heeresordnung hielt, die Wolfrat von Rabenmund ersonnen hatte. Seine Kameradin hingegen schüttelte den Kopf. "Nein, die ist hochoffiziell, soweit ich weiß. Und sie gibts sogar schon in echt und nicht nur auf dem Papier. Ich habe letztens in Rommilys welche von dem Haufen getroffen. Die "Tränenbringer" gibt es wohl auch schon wieder." Ein Knurren kam von Jorgen und er brummelte irgendwas in seinen Bart, daß wie "Stutzer" klang. "Jedenfalls sollen die wohl nach Tobrien geschickt werden. Irgendeinen Gesandten der Fürstin bewachen, damit Galotta ihn nicht klaut." Der Scherz der jungen Soldatin kam bei ihrem älteren Mitstreiter nicht sonderlich gut an. Er warf ihr einen finsteren Blick zu, woraufhin sie verstummte und beide eine Weile im Grübeln versanken.

Nach einer Weile brummte Jorgen mehr bei sich. "Das erklärt natürlich einiges." Neugierig sah sie ihn an. "Hm? Was erklärt was?" Jorgen zuckte mit den Schultern und fuhr dann etwas lauter fort. "Ich weiß nicht, obs was damit zu tun hat, aber vor ein paar Monden hab ich mal den Crongewaltvogt eskortiert zu einem Gespräch im Gallyser Stab. War etwas seltsam das Ganze. Ich stand draußen, während der Cronfeldherr mit dem Oberst geredet hat. Ich konnte ein paar Worte Aufschnappen: Es ging um Einmischung, Kompetenzen und irgendwelche Tobrier. Als er rauskam sah hatte der Oberst sonen Blick drauf. Irgendwie, als wenn er einen großen Klumpen Gold auf den Fuß bekommen hätte und nun versucht, nicht aufzuschreien, um dem Großzügigem nicht vorn Kopp zu stoßen." Ein Nicken antwortete ihm. "Ja, hast wohl recht. Passen würds - er soll ja schon lange hinter mehr Ulanen her sein. Ich war ja mit auf Randolphshall. Da hat er das auch schon vorgebracht. Er nimmt seine Aufgaben eben sehr gewissenhaft. Nur übertreibt ers dabei. Allein schon diese Reiterübungen für die Grenzgarde. Das hat doch keinen Sinn - in den Bergen können sie eh nicht in Formation kämpfen und müssen oft absitzen."

Jorgen faßte seinen Humpen und kippte ihn leicht an, um dessen Füllstand abzuschätzen, dann schürzte er leicht die Lippen, bevor er antwortete. "Vergiß nicht, daß die nicht nur im Gebirge kämpfen. Die Grenzer sind auch für die Grenzen nach Garetien und Weiden zuständig - da brauchts schon Pferde, um voran zu kommen. und kann ja nie schaden, sich auf nem Gaul auch verteidigen zu können." - "Und was ist dann der Tannenberg? Sollte ich vielleicht wissen, bevor wir auf dem Meidenstein ankommen. Rittmeister, oder?" Während sie nun einen Schluck trank, schüttelte ihr Gegenüber den Kopf. "Immer noch Hauptmann. Von echter Kavallerie sind seine Truppen noch ein Stück weg, auch, wenns vielleicht kleiner wird." - "Naja, aber die neuen Grenzer sahen auf dem Wehrexercitium bei Dorngras schon ganz gut aus auf den Pferden. Die haben den schweren Lanzern vom Leibregiment schon ganz gut zugesetzt, will ich meinen. Der Scharmeister hat ja dieses "Stürmt-den-Hügel"-Spiel gespielt mit denen und da konnten die Grünschnäbel ganz gut mithalten, hatte ich den Eindruck. Einer von denen hat sogar diesen Mukus Feldrainer vom Sattel geworfen."

Jorgen sah sie etwas erstaunt an. "Wer ist das denn?" Nun war es an der jungen Soldatin, erstaunt zu sein. "Hast du davon noch nichts gehört? Auf Dorngras gabs einiges an Aufruhr. Einer der Soldaten von den Immlinger Reitern soll irgenrdwas mit der Zofe der Junkerin gehabt haben, obwohl das strikt untersagt war. Rittmeister von Rappenfluhe hat das überhaupt nicht gefallen, die Firunslicht hat den Scharmeister von Mersingen ins gebet genommen und dann haben sie alle Antreten lassen zur Identifizierung. Das Mädchen hat ihn wohl erkannt und er wurde zum Verhör gebracht. Aber hinterher hieß es, es war gar nichts Ernstes und sie waren alle zufrieden. Weiß Phex, was da los war. Viel geredet haben die hohen Damen und Herren nicht. Ah, wo wir eben gerade bei Hauptmann Tannenberg waren: Der scheint sich da sowas wie einen Privatkrieg mit Rittmeister von Rappenfluhe geliefert zu haben. Mit deren Blicken hätte man gut schneiden können. Feldrich von Seehof mußte einmal sogar einschreiten, heißt es."

Jorgen nickte. "Ja, die Seehof ist schon in Ordnung. Hoffen wir, daß sie ihr Komando lange auskosten kann und nicht vor Ebelried verreckt. Komm, wir trinken auf sie und reiten dann weiter." Er hob den Humpen und beide stießen an. "Auf Rittmeisterin Inelde von Seehof!"