Geschichten:Im Sturm - Ankunft in Feidewald

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Festung Feidewald, Abend des 7. Travia 1030 BF


Müde blickte Tanira auf die aufragende Feste vor sich. Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen. Fast wie in Trance hatte sie die letzten anderthalb Tage auf dem Pferderücken verbracht. Obwohl sie das Pferd mit den weichsten Gangarten in der Stadt bestiegen hatte, war sie gezwungen gewesen ihre ganze Selbstbeherrschung aufzubieten, um mit den sie begleitenden Männern Schritt zu halten. Kurz dachte sie an den letzten Morgen zurück, an dem sie ein Gespräch mit Eberhelm Geismar von Greyfentrutz geführt hatte, der in die Stadt gekommen war, um seinen Sohn zu Grabe zu tragen. Hadrumirs Ratschläge hatten sich als nützlich erwiesen und sie hatte die Führung der militärischen Kräfte innerhalb der Stadt in die Hände Eberhelms legen können, während der Stadtvogt für die Aufräum- und Aufrüstungsarbeiten in der Stadt zuständig sein sollte. In Natzungen sollte also für die nächsten Tage für alles gesorgt sein. Nur der Windischgrützer dürfte sich nicht so schnell wieder sehen lassen.

Sie blickte über die Gruppe, welche sie geleitete. Hadrumir mit einigen seiner Reitern sowie der Baron von Hutt mit zwei Getreuen. Immer näher kam man der Feste und wurde schließlich von den Wachen durchgewinkt, welche die Wappen Anselms und Hadrumirs erkannten. Anselm veranlasste, dass Tanira ein angemessenes Gemach zugewiesen bekam. Er selbst lies sich beim Grafen anmelden.

In ihrem Gemach sank Tanira aufatmend auf einen Sessel und schloss erst einmal die Augen. ’Hoffentlich erwartet er die Huldung nicht noch heute’ dachte Tanira erschöpft. Im Hof hörte sie Hadrumirs markante Stimme, als dieser die Unterbringung seiner Männer veranlasste. Sie war irgendwie erleichtert, dass er sie begleitet hatte. Vielleicht würde diese Verbindung in der Tat viel mehr Möglichkeiten eröffnen, als sie in den ersten Stunden davon erwartet hatte. Nur diesen Anselm konnte sie nicht wirklich einschätzen, was sie sehr verwirrte. Wo lagen die Vorteile für Anselm?


Feste Feidewald, Privatgemach Geismars, zur selben Zeit


Gesättigt vom frugalen Abendmahl hörte Geismar sich den Bericht Anselms an. „Der Schwingenfelser hat es also tatsächlich geschafft? Erstaunlich!“

Ein weiteres Mal bestätigte Anselm dies, um dabei seine eigenen Verhandlungen zu unterschlagen. „Ich sagte Euch doch, dass er der richtige für diese Aufgabe ist."

Geismar sah ihn ungnädig an. Auch wenn er einen Erfolg errungen hatte, er konnte diesen Hadrumir mit seinen Eigenmächtigkeiten nicht ausstehen.

„Allerdings ist Tanira verletzt, offenbar schwerer, als ich erst erwartete. Wenn sie stirbt, war das alles umsonst. Daher würde ich vorschlagen, dass Ihr ihr die Gelegenheit gebt, bis morgen zu ruhen und erst dann den Eid abzulegen. Dann hat auch Dero Gnaden noch etwas Zeit, sich vorzubereiten", fuhr Anselm fort.

„Der Pfaffe hat doch sonst nichts zu tun!" antwortete der Graf unwirsch, „aber gut, lasst sie meinetwegen morgen schwören. Aber wenn sie es sich noch anders überlegt..."

„Keine Angst, das wird sie nicht. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer!"