Geschichten:Im Sturm - Ein Briefwechsel

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Festung Feidewald, Abend des 3. Travia 1030


„Wie kann sie es wagen?" Graf Geismar tobte. „Dieser Brief ist eine Frechheit! Diese Schlange will sich doch nur wieder herauswinden."

Anselm setzte zu sprechen an.

„Nein, ich werde mich nicht beruhigen!" wischte der Graf den Beschwichtigungsversuch beiseite, bevor er überhaupt ausgesprochen war. „Wisst Ihr eigentlich, was Ihr da angerichtet habt?! Dieses Luder tanzt uns auf der Nase herum! Ich hoffe, sie hat wenigstens die Beine für Euch breit gemacht!"

Anselm unterdrückte ein Schmunzeln, als diese übliche Unterstellung Geismars auch diesmal kam. Er hörte nur mit halbem Ohr die weiteren Beschimpfungen seines Lehnsherrn. Schließlich erwischte er eine Atempause, um einzuhaken: „Lest nochmals die Anrede, Euer Hochwohlgeboren, fällt Euch etwas auf?"

„Da ist mein Name, ja und?" Geismar fuchtelte wild mit dem Pergament hin und her.

„Ja, Euer voller Name, mitsamt Eurem Titel. Damit erkennt Tanira von Natzungen Euren Anspruch auf die Grafschaft an."

„Papperlapapp. Das ist doch Unsinn. Wenn sie mir den Lehnseid leisten will, dann soll sie das anständig tun und nicht so herumeiern!"

„Sie leistet ihren Lehnseid gemäß alter garetischer Sitte der Königin - vermittels ihres Grafen. Ich kenne die Formel, ich habe es ja nicht anders gemacht."

Geismar sah ihn an - und nickte schließlich. Weit ruhiger als zuvor antwortete er: „Ich werde einen Antwortbrief aufsetzen. Den werdet Ihr persönlich schnellstmöglich der Natzungerin übergeben. Und dann bringt sie unverzüglich her, dass sie in Persona hulden kann."

Anselm lächelte: „Mit dem größten Vergnügen, Euer Hochwohlgeboren."