Geschichten:Ein schöner Bart zu dieser Zeit – Kein Fall für die Noioniten

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(Kurz vor) Festung Haselhain, Praios 1043 BF

Selbst die dunklen Tage hatten es nicht geschafft seine Laune zu trüben, es schien wahrlich überstanden. Stattdessen hatte er den Jahreswechsel damit verbracht, seinen Liebsten vor Ort, also hauptsächlich Maia, mit seinen neusten kulinarischen Experimenten vollzustopfen. Angefangen mit seiner Erfindung, den krossen Kartoletten oder Cart’amahi, die er mittlerweile perfektioniert und zig fach variiert hatte. Mit Paprika, Rahjenmarin, Salz und Pfeffer, Essig, Zwiebeln und Knoblauch ja gar nicht Oliven und regionalen Früchten. Doch er war mittlerweile noch ein Stück weiter gegangen, er hatte Soßen zum Dippen und Beilagen dazu entwickelt, bis aus den Beilagen und Soßen wieder eigene Gerichte geworden waren und sein Leibkoch nahezu arbeitslos und seine Maia “gemästet wie eine trächtige Sau” war und vorerst “keine weiteren Experimente” brauchte. Weshalb er sich für den Mond des Götterfürsten vorgenommen hatte, seine Tochter Fatime zu besuchen und ihr Leben mit seinen Genüssen zu bereichern, sie war eine Künstlerin, sie würde das verstehen. Und so, hatte er sich auf den Weg gen Norden gemacht. Seine Tochter wechselte zu dieser Zeit häufig ihren Wohnort, zwischen Festung Haselhain und Gut Schwarzfächerheim, dem Gut seines Sohnes Rashid, der von seinem Schwager nun offenbar in eine unsägliche Fehde Garetiens gerissen wurde. Kurz war da im Hintergrund wieder diese Schwermut, doch war es ihm mittlerweile ein Leichtes sich davon loszureißen. Vor allem als er die Türme, Zinnen und Mauern der Festung Haselhain erblickte. Er freute sich auf seine Tochter Fatime.

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Diese war aber wie so oft schwer beschäftigt. Seine “Fleckige” wägte alte und neue Bündnisse ab, hatte sich eine eigene Leibgarde geschaffen und anscheinend wurde mal wieder Blut vergossen bei den östlichen Nachbarn, schrecklich gar. Das erinnerte Can daran, nach einer Möglichkeit zu suchen, seine andere Tochter Dalia aus diesen verrohten Landen zu holen, weg von diesem Schlächter. Doch auch diese düsteren Gedanken schüttelte er erneut ab, als er in die tiefen, braunen Augen mit dem Bernsteinfarbenen Riss seiner Fatime blickte. Sie hatte das Beste von ihm und viel wichtiger, das Beste seiner geliebten Maia. Stolz driftete er mit den Gedanken ab und hang dem sanften Klang Fatimes Stimme nach. “Hörst du mich, Vater?”, drang sie letztlich wieder zu ihm durch.

Can blickte erschrocken auf und blinzelte ehe er etwas verlegen zu seiner Tochter, “Entschuldigä mainä jamil Azila (schöne Wildrose), maine Gädankän sind davongeflogen wie Kras… Was hast du gäsagt?”. Er musste sich etwas zusammenreißen, nicht dass seine Jüngste anfangen würde zu denken, er sei reif für die Noioniten! Aber das war er ganz gewiss nicht, nicht mehr!

Mit einer Mischung aus Unverständnis und liebevoller Vertrautheit schaute die Tochter den Vater doppeldeutig an, lächelte dann aber: “Mein lieber, verträumter Vater, mein Blut, eine Wildrose wächst nur so schön, wie ihre Wurzeln es zulassen. Aber es ist gut, dass ich in Sachen Aufmerksamkeit nach Mutter komme. Ich sagte, dass ich deine Erkenntnisse wundervoll und bereichernd finde, vorallem für dein Gemüt, aber auch darüber hinaus. Aber - und das sage ich dir nicht nur als eine Tochter, sondern auch eine Frau des Geistes, du solltest deine Forschungen intensivieren und vorallem festhalten. Dein Verstand ist weit und lässt dir Flügel wachsen, jedoch fliegen deine Gedanken oft sehr weit in die Ferne und so solltest deren Federn nicht nur zum dahingleiten nutzen, sondern auch zum schreiben. Denke an unser Familienmotto: “Der Feder ruhiger Strich ist stark.” Dazu kann sicherlich ein Besuch in Rashia’Hal nicht schaden, dort beschäftigen sich die Priesterinnen schon seit Jahrhunderten mit der Lehre von den Gewächsen und Früchten, sie werden dir weitere Erkenntnisse geben. Und wenn du schon dabei bist schau doch mal im Kolleg in Sichlingen vorbei, nicht nur der Erkenntnisse wegen, auch für mich.”

Nachdenklich kratzte er sich am Kinn, dann nickte er langsam. “Ja, du hast räscht. Isch solltä maine Gädankän auf Papier bannän! Äin härvorragändär Plan!”. “>>Des schönen Junkers schönes Buch der Schönheiten<<, >>Cans Buch des Lebens<<”, das waren nur zwei mögliche Titel für sein Werk, welche ihm sofort in den Sinn kamen. Eine hervorragende Idee, warum war er nicht auf so etwas gekommen? Die Schönheit des Landes, des Lebens, sollte nicht nur ihn erfüllen und erfreuen, sie sollte allen zugänglich gemacht werden, die sie sehen wollten! Doch was war das mit Sichlingen? Er sollte für seine Tochter dorthin? Ein fragender Ausdruck blieb auf seinem Gesicht zurück, “Was soll isch dänn in Sichlingen?”. Fatime liebte die Unbeschwertheit ihres Vaters, diese wollte sie nicht über Gebühr strapazieren, also antwortete sie schlicht: “Hatah, azizahni Abu’Hatah, gibt man einem Pfohlen einen Namen bevor es geboren ist? Nimm dir deine Zeit und du wirst den Namen finden, den dein Werk braucht. Ich kann und werde dir dabei helfen. Du hast immerhin eine Künstlerin und Gelehrte zur Tochter. Und Sichlingen, nun auch dieser Ort soll für Erkenntnisse sorgen, wenn diese auch noch nicht nach meinem Geschmack sind. Vielleicht kann ein Meisterkoch wie du etwas Würze in die Wände des Kollegs bringen.” Im Grunde wollte sie nur, dass die Anwesenheit ihres Vaters dort hesindegefällige Verwunderung mitsichbrachte, ab davon, dass ein solches Umfeld ihrem Vater vielleicht helfen konnte. “Meine Schreibschule kannst du schon Morgen besuchen, ich wollte ihr ohnehin einen Besuch abstatten.”

Der Junker mit dem prächtigen Schnauzer kratzte sich nachdenklich am Kinn, nickte schließlich und lächelte seiner Jüngsten entgegen, er konnte ihr nur selten etwas abschlagen.