Geschichten:Ein schöner Bart zu dieser Zeit – Der sinnesreiche Junker ist zurück

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Dorf und Junkertum Schönbartheim, Ingerimm 1042 BF

Es war ein wunderschöner Tag im Spätfrühling, im südlichen Perricum das, was im nördlichen Hartsteen schon ein stattlicher Sommertag gewesen wäre. Dementsprechend gut gelaunt stand der Junker Can, mit den Händen in die vollen Hüften gestemmt, vor der weit fortgeschrittenen Arbeit an der recht opulenten Statue seines Sohnes Haldan. Sie zeigte ihn als tapferen Helden an der Gaulsfurt. Die Handwerker waren gut und recht schnell, bald könnte das Bassin im Sockel mit dem Wasser gefüllt werden, dass er von seiner Reise zum Darpat mitgebracht hatte. Unweigerlich musste Can an sein dortiges Abenteuer denken, das nur wenige Monde zurücklag. Sein Sohn wäre stolz auf ihn gewesen, er hatte - zusammen mit weiteren Tapferen - einige Schurken zur Strecke gebracht und das am Ort eines seiner größten Verluste. Dieser Gedanke, die vorangehenden Arbeiten und das schöne Wetter erhellten sein Gemüt - und das Beste, es schien anzuhalten. Er hatte schon länger keine traurige Phase mehr. Was nicht nur ihn, sondern auch seine Tochter und vor allem seine geliebte Maia fröhlich stimmte. Und wenn die beiden fröhlich waren, war er es auch. Nichtmal der Umstand, dass seine Tochter Dalia immer noch ein finsteres Leben in Sebarin führte und sein anderer Sohn Rashid in die seltsamen Umtriebe seines noch seltsameren Schwiegersohns in Garetien verwickelt war, konnten diese Stimmung trüben. Ja, er war wieder beinahe der Alte, nein, er war besser, er war zurück. Stolz blies er sich Luft durch seinen prächtigen Schnauzer und rieb sich zufrieden den Wanst, über dem sein Wappen, der schöne Bart von She’bahat prangte. Als er über seinen Bauch rieb, bemerkte er plötzlich seinen alten Bekannten: Den Appetit.

Genüsslich schlenderte Can also Richtung Küche. Denn das ganze Überwachen der Handwerker und Sinnieren hatte ihn äußerst hungrig werden lassen. Da traf es sich hervorragend, dass vor wenigen Tagen eine Lieferung Kartoffeln bei ihm eingetroffen war. Der Händler hatte sie als die wohlschmeckensten Vertreter ihrer Art angepriesen und der alte Junker freute sich bereits darauf, sie nach den Anleitungen eben jenes Händlers zuzubereiten. Angeblich sollten sie vorzüglich schmecken, wenn sie in Scheiben geschnitten und mit Speck sowie Zwiebeln angebraten wurden. Can konnte sich das nicht ganz vorstellen, hatte aber in einem Anflug von Überschwänglichkeit sich zu diesem Versuch hinreisen lassen. Nicht ganz unschuldig war daran die zurückgekehrte Lebensfreude und die Erkenntnis, dass neue Dinge eine gute Ablenkung waren, außerdem waren sie der jungen Göttin wohlgefällig und unter Rabenstockern hielt man sich diese und ihren dunklen Bruder Boron gewogen.

In der Küche hatte das Gesinde bereits angefangen die Kartoffeln zu schälen und die Zwiebeln zu schneiden. “Schnäidet die Schaiben aber dünn! Es solltän eher Schaibchen sein und keinä ganzän Kartoffäln”., hielt Can noch mal für alle gut hörbar fest, während er langsam seine Runde drehte. “Und värgesst das Öl nischt!”, mit diesen Worten nickte er zufrieden - eher zu sich selbst als den anderen - und ging in das kleine Esszimmer, in welchem er sein Essen einzunehmen pflegte, wenn sonst niemand ihm Gesellschaft leistete.

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Can betrachtete das Gericht ganz genau. Er wollte alle Eindrücke in sich aufsaugen, der Geruch von ausgelassenem Speck, dieser üppig-deftige Fleischgeruch, gepaart mit Salz und Röstaromen. Gemeinsam mit dem Geruch von geschmorten Zwiebeln und den erdigen Kartoffeln lief dem Junker das Wasser im Mund zusammen.

Voller Vorfreude schaufelte er sich einige großzügige Portionen seines Mahls auf den Teller und nahm einen großen Bissen davon. Er brauchte einen kurzen Moment, um das Geschmackserlebnis zu begreifen, war dann aber überaus überzeugt von diesem Gericht. Wahrlich! Der Händler hatte ihm nicht zu viel versprochen! Der Speck harmonierte wunderbar mit den Zwiebeln und den Kartoffelscheiben. Er musste seine Entdeckung mit seiner Frau teilen, sobald diese aus Hassal'han Ammayin zurückgekehrt war!

Er wollte sich gerade noch eine Portion auf den Teller laden, da fiel ihm eine extrem Dünne Scheibe auf. Die anderen waren zwar ebenfalls dünn geschnitten worden, doch diese stellte alle anderen in den Schatten. Fast hauchdünn und durch das Fett golden-braun kross gebacken stach sie unter den restlichen Kartoffelscheiben hervor. Fasziniert griff Can nach dem Stück und steckte es sich in den Mund.

Es knackte, als er zubiss - dank dem Fett schmeckte die Scheibe nach Zwiebeln und Speck. Der Junker weitete die Augen, als er erkannte welch Köstlichkeit sich ihm hier gerade offenbart hatte!

Das war noch viel besser. Und…er konnte sich dies in noch anderen Varianten vorstellen, schlicht gesalzen, mit Ros-/Rahjenmarin, mit Essig, Paprika. Diese Kreation eröffnete quasi das Tor zu endlosen Welten. Die Ewigjunge hatte ihm gerade eine vielschillernde Eingebung geschenkt - und diese ging weit über diese Köstlichkeit hinaus.



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Ing 1042 BF
Der sinnesreiche Junker ist zurück


Kapitel 1

Kein Fall für die Noioniten
Autor: Jan, Vlad