Geschichten:Ehre dem Ritterlichen – Flucht vor der Geschichte

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Anfang Rondra 1035, Kaiserstadt Gareth, Pentagontempel der Hesinde zu Gareth

Nachlässig warf Edorian das Federmesser beiseite, mit dem er gerade seine Schreibfeder gespitzt hatte und wandte sich wieder dem vor ihm liegenden Buch zu. Zugegeben es war eine der besten Abhandlung der Geschichte des Neuen Reiches, die er seit langem gelesen hatte, aber es war auch unglaublich trocken geschrieben und es schien Stunden zu dauern sich nur durch wenige Seiten zu quälen. Auch das verklausulierte Bosperano des Autors und dessen Tendenz sämtliche Personen abwechselnd mit dem Namen ihres primären Lehens oder aber ihres Hauses oder ihrer Familie anzureden, ohne zur Unterscheidung Vornahmen oder sonstiges zu nennen, machte die Sache nicht leichter. Edorian wurde jäh aus seinen schon wieder einmal abschweifenden Gedanken gerissen, als es verhalten an der Tür klopfte. „Herein!“, rief er und fragte sich sofort schuldbewusst, ob er nicht gerade ein bisschen zu erleichtert geklungen hatte.

Die Tür öffnete sich und ein junger Scholar mit feuerroten strubbeligen Haupthaar streckte den Kopf herein. "Entschuldigt Euer Gnaden, an der Pforte ist ein Schreiben für euch abgegeben worden. Es stammt von Schloss Ritzewull, Herr.“

Edorian legte Feder und Buch beiseite und ließ sich das Schreiben geben. Nachdem sich der Scholar zurückgezogen hatte, begann er mit wachsendem Interesse zu lesen: Einen Schrein wollten sie für die vermeintliche Alriksreliquie also weihen lassen und ein Turnier zu Ehren Rondras veranstalten. Auch wenn ihn weder die Praios- und Rondrazeremonien sonderlich reizten, noch die Aussicht in der brütenden Sommerhitze zuzusehen, wie sich schwitzende Ritter im Staub prügelten, gefiel ihm der Gedanke dort seine alten Gefährten noch einmal wiederzusehen und vielleicht herauszufinden was es mit dieser Reliquie nun auf sich hatte. Bei seiner Rückkehr hatte er wenig Gelegenheit gehabt der Examinierung des Panzerhandschuhs beizuwohnen, da er dem im Entstehen begriffenen Stift nicht länger als nötig fern bleiben wollen und sich deshalb schon recht früh und unter Entschuldigungen von seine Gefährten getrennt hatte. Bisher hatte ihn noch niemand über die Ergebnisse informiert. Es war zwar eine Freude gewesen zu sehen wie weit die Arbeiten am Stift schon vorangegenagen waren. Doch er hatte auch festsellen müssen, dass seine Mutter ihn nun kaumnoch benötigte, da sie sich nun haupsächlich mit Schwester Esmeria austauschte. Außerdem waren wenigstens mittelfristig auch keine gravierenden Komplikationen in Sicht. So hatte er vor einigen Wochen angefangen sich wieder seinen Studien zuzwenden und es bald bereut seine Gefährtenso früh verlassen zu haben. Ein bischen frische Luft außerhalb der Mauern der Tempelbibliothek täten ihm sicher auch mal wieder gut. Freilich hätte er gerade ohnehin alles getan um diesem Wälzer zu entkommen.

Kurzentschlossen machte er sich auf den Weg zum Hause seiner Mutter. Es war schon später Nachmittag, aber wenn er schnell Pakte konnte er schon morgen in der Frühe aufbrechen. Eigentlich war es noch recht früh um anzureisen, aber wen störte das schon?