Geschichten:Die Pforte aufgestoßen - Namen Ansprüche und namhafte Ansprüche

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Burg Trollwacht, Baronie Zackenberg, 20. Hesinde 1046 BF

Hesindiane von Falkenstein saß in einem der Sesseln und genoss die Wärme des prasselnden Kaminfeuers. Gegen die dicken Scheiben rieselten die Schneeflocken und tauchten die Landschaft dahinter in ein weißes Kleid. Die Reise hierher war alles andere als angenehm gewesen. Die Zackenlander Landstraße war bis Feldhütten zwar gut ausgebaut, doch der Weg Richtung Zackenberg war dafür umso beschwerlich gewesen. Nachdenklich dachte sie an ihre Tochter, welche sich bald ebenfalls auf den Weg hierher machte. Hesindiane zweifelte nicht daran, dass sie ihr Ziel erreichen würde, immerhin hatte Timshal ihr zugesichert, Asmira in Knoppsberg in Empfang zu nehmen und sie von dort zur Burg zu geleiten.

Das Knarzen der Eichentür, welche sie aus ihren Gedanken riss, verriet ihr, dass soeben eine weitere Person in die kleine Bibliothek eingetreten war. Neugierig drehte Hesindiane sich im Sessel um und erblickte Salix von Hardenstatt. Der junge Mann war in grünen und braunen Kleidern angetan, welche trotz ihrer Robustheit eine gewisse Eleganz ausstrahlte. Ihr war nicht entgangen, dass dieser Salix einen gewissen Einfluss am Baronshof und innerhalb der Familie Zackenberg hatte. Soweit sie es überblicken konnte, war es ebenjener gewesen, der in Garetien den Traviabund zwischen ihr und Timshal eingefädelt hatte. Müsste sie raten, so würde sie vermuten, dass er die treibende Kraft hinter einigen weiteren Geschehnissen war. Aber vielleicht unterstellte sie ihm auch zu viel?

“Den Zwölfen zum Gruß, Euer Wohlgeboren, was bringt Euch zu mir?”, wollte die ehemalige Baronin zu Rallerspfort wissen.

Der Angesprochene verbeugte sich und schenkte ihr ein warmes Lächeln. “Ich hatte gehofft mit Euch sprechen zu können, es geht um die weiteren gemeinsamen Schritte zwischen Euch und der barönlichen Familie”.

Hesindiane nickte und deutete auf den Sessel neben sich. “Sicher, setzt Euch doch und erzählt mir, um was es genau geht”.

Salix nahm Platz, “nun nachdem der Bund zwischen den Familien Zackenberg und Falkenstein geschlossen wurde und sich auch zwischen Eurer Erstgeborenen und den Zackenbergs ein zartes Ästchen der Verbundenheit entwickelt, möchte eures Gemahls Familie dieses Ästchen stärken”. Er räusperte sich kurz, “der Grundstein für den Weg in eine blühende Zukunft will früh gelegt und vorbereitet werden. Die Familie Zackenberg möchte das zarte Band der Freundschaft stärken und zu einer stabilen Kette schmieden”.

Die Frau zog eine Augenbraue hoch, hatte sie der erster Eindruck doch nicht getrübt? Oder war er lediglich ein Bote? “Ihr schlagt einen Traviabund zwischen meiner Tochter und einem Mitglied der Familie Zackenberg vor?”.

Er nickte zufrieden, “ganz recht. Eine Verbindung zwischen Zackenberg und Rallerspfort, die über eine profane Knappenschaft hinausgeht. Ich denke beide Seiten würden von so einem Bund wahrlich profitieren. Bevor Ihr Eure Zweifel vortragt, lasst mich bitte ausführen. Wir alle wissen um des abscheulichen Verbrechens, welches man im Reichsforst an Eurer Tochter beging, als man statt ihrer einen Bürgerlichen zum Baron erhob”. Hesindiane zog scharf die Luft ein bei dem Gedanken daran, dass Haldan von Rallersgrund, dem Raulbrin so vertraut hatte, sie und ihre Familie so hinterlistig hintergehen konnte. “Die Zackenberger haben von Anfang an Euch zugesichert, dass sie Euren Bemühungen, Asmiras Erbe zu erreichen, nicht im Weg stehen werden. Nun wollen sie Euch aktiv unterstützen, ein Traviabund mit einem Mitglied der Familie Zackenberg würde eurem Kind die Unterstützung einer der einflussreichsten Familien Perricums zusichern”.

Die Frau mit den grünen Augen musterte ihren Gegenüber. Es würde sicherlich nicht schaden, wenn eine solche Familie ihre Bemühungen unterstützen würde. Dass die Zackenberger von Anfang an erklärt hatten, dass sie den Bemühungen nicht im Weg stünden und auch Asmiras Ausbildung zu Ende bringen wollten hatte sie ihnen hoch angerechnet. Dass sie nun sogar anboten aktiv für Asmiras Anspruch zu kämpfen überraschte die Dame dann jedoch. Sie stutzte, wo war der Haken, denn den gab es immer, das hatte sie aus der Begegnung mit der Ratte Haldan gelernt. “Ein großzügiges Angebot, reden wir doch über die Einzelheiten, welche sicherlich schon vorbereitet wurden”.

“Direkt in die Sache, sehr schön”, stellte Salix anerkennend fest. “Natürlich können wir nicht versprechen, dass der Anspruch eurer Tochter tatsächlich durchgesetzt werden kann. Doch wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen. Als Ehepartner schlägt die Familie Praiosin von Zackenberg vor. Er ist in einem ähnlichen Alter wie Asmira, das erstgeborene Kind der jüngeren Schwester Eures Gatten, stammt mithin aus der direkten Baronslinie der Zackenberger”.

Sie nickte verstehend, “eine Garantie für die Durchsetzung kann mir niemand außer der Graf geben. Das ernstliche Bemühen ist mir jedoch ein wichtiges Ansinnen. Darüber hinaus ist es mir wichtig, dass mein Kind aus der Ehe mit Raulbrin die Baronin zu Rallerspfort wird, nicht ihr Ehepartner!”, stellte sie entschieden fest.

Salix lächelte mild, “natürlich, nichts anderes wollten wir vorschlagen. Wir kämpfen dafür, dass Asmira Baronin wird, nicht Praiosin”. Er machte eine kurze Pause und atmete durch, “jedoch… Möchten wir darauf bestehen, dass die Kinder, welche aus der Verbindung Asmira - Praiosin erwachsen, den Namen Zackenberg tragen und vor Asmiras Geschwister erbberechtigt sind”.

Hesindianes Augen verengten sich, das war es also, worauf der Hardenstätter und letztlich die Familie Zackenberg abzielten. Sie wollten auf lange Sicht eine Baronie im Königreich erlangen und Asmira war der Schlüssel dazu, zumindest theoretisch. Denn ob dieser Schlüssel jemals seine Möglichkeit bekommen sollte, das passende Schloss zu finden, wussten nur die Götter.

Ihr Gegenüber schien ihre Bedenken erkannt zu haben, denn er fuhr fort. “Sollte aus dieser Verbindung kein Kind erwachsen, so hat selbstredend Hardane den Erbanspruch, nicht Praiosin. Darüber hinaus können wir, wenn Ihr wollt, auch Yesatan von der Erbfolge ausschließen. Euer Ansinnen ist es doch, dass Eure Tochter ihr Erbe antreten kann und mit unserer Hilfe könnte sie tatsächlich Baronin ihres Vaters Baronie werden”.

Die Grünäugige biss sich auf die Unterlippe. Der blonde Adlige hatte recht, ihr ging es in erster Linie darum, dass ihre Tochter das ihr zustehende Erbe erhielt. Ein Unterfangen das sich als äußerst schwierig erweisen würde, wenn sie bedachte, dass sie im rallerspforter Niederadel und am reichsforster Grafenhof keinerlei Verbündete hatte, wie sie nach dem Tod Raulbrins schmerzlich festgestellt hatte. Nur die Götter wussten, wie es Haldan geschafft hatte, den Grafen davon zu überzeugen, ihn zum Baron zu machen. Dazu kam, dass aus dem rallerspforter Niederadel keiner gegen dessen Entscheidung aufbegehrt hatte. Lediglich Alandro von Leuchtenfels hatte ihr versprochen, sich für sie auszusprechen. Der Rest scharte sich damals um den Zerbelhufen und Böckelburg, welche Raulbrin bis zuletzt die Auseinandersetzung 1036 nachtrugen. Sie blickte dem Edlen zu Zackenberg tief in die Augen, “also gut. Die Kinder aus dieser Verbindung tragen den Namen Zackenberg”.


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20. Hes 1046 BF zur mittäglichen Traviastunde
Namen, Ansprüche und namhafte Ansprüche
Der Grundstein


Kapitel 6

Die Zusatzklausel
Autor: Vlad