Geschichten:Die Gneppeldotzin - Irmhelde kümmert sich

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Gut Lugenrode/Kaiserlich Bugenhog, Praios 1022 BF

Tante Alwide! Tante Alwide!“, Irmhelde stieß die Tür zum Laboratorium auf und stürmte mit einem Blatt Papier in der Luft wedelnd die Wendelstufen hinunter in das geräumige Gewölbe, das der Ritterin zu Gerstenscheuch als reich ausgestattetes Laboratorium diente. Die junge Frau hielt inne und sah sich suchend um, wobei sie das Papier sinken ließ. Nur wenig Tageslicht fiel durch die engen Scharten herein und eine einzelne fast herunter gebrannte Talgkerze blakte noch in einer Nische neben der Treppe. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft, der seinen Ausgang von einem zähflüssigen bräunlichen Gemisch in der gläsernen Retorte über dem erkalteten Ofen nahm. Die Retorte war mit einer komplizierten Apparatur aus Röhren, Filtern und Sieben, mit leeren oder mit verschiedenen Substanzen gefüllten Kolben und Phiolen verbunden. Aber kein Zischen, Blubbern oder Knistern war zu hören, wie das sonst der Fall zu sein pflegte. Was auch immer ihre Tante hier versucht hatte, der alchemistische Prozess war zum Erliegen gekommen.

„Tante Alwide?“, Irmhelde trat stirnrunzelnd von hinten an den hohen Lehnstuhl heran. Die Herrin von Gerstenscheuch saß reglos und starrte ohne zu blinzeln in einen Lichtstrahl über dem von einem Wust an zerfledderten Büchern und bekritzelten Zetteln bedeckten steineichenen Tisch. Winzige Staubfäden tanzten darin ihren Reigen, verwirrend wie all die rätselhaften Symbole auf den vergilbten Pergamenten, deren Bedeutung Irmhelde bisher verschlossen geblieben war. Unendlich langsam drehte die gesetzte Dame schließlich den Kopf in Richtung ihrer Nichte, reckte ebenso behäbig den Zeigefinger ihrer von einem fleckigen Lederhandschuh geschützten Rechten in die Luft und hauchte kaum hörbar: „Meinen Tee.“

Irmhelde lebte jetzt schon lange genug auf Lugenrode, um die Schrullen ihrer Verwandten kennengelernt zu haben. Ohne das Gebräu aus Mibelrohr, dessen Grundbestandteile ihre Tante selbst persönlich um das Schloss herum anbaute und seit einiger Zeit für allerlei alchimistische Experimente nutzte, würde diese nur schwer ansprechbar sein. Doch das war jetzt dringend vonnöten und so machte Irmhelde kehrt, um das Gewünschte zu besorgen.

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Eine Stunde später im Salon

Der Mibelrohrsud hatte seine Wirkung zuverlässig getan und wie verwandelt ging Alwide von Sturmfels nach einem stärkenden Imbiss mittlerweile rastlos auf und ab, wobei Ihr Geist Funken zu sprühen schien: „Ich muss noch einmal anders...der große Paramanthus hat doch...vielleicht, wenn die Temperatur....“, murmelte sie vor sich hin, während sie das Papier mit dem garetischen Fuchssiegel achtlos in der Hand zerknüllte, das ihr Irmhelde überreicht hatte.

„Wegen der Königin...“, unterbrach diese schließlich die Gedankengänge ihrer Tante.

„Ach ja. Übermorgen kommt sie hier vorbei, sagst du?“

„Der Bote hat ihre Ankunft für den Mittag angemeldet. Ihre Majestät wünscht mit ihrem Gefolge auf dem Weg gen Rommilys in Hennenfeld Rast einzulegen.“

„Selbstverständlich. Kümmere du dich darum, Irmhelde. Ich muss wieder ins Laboratorium. Falls ich die Purifikation beschleunige, dann...jajaja, so könnte es gehen!“

Mit einem halb verärgerten, halb erleichterten Seufzen sah Irmhelde der ergrauten Dame nach, als diese voller Tatendrang hinaus rauschte. Ärgerlich darüber, dass ihre reiche Tante das Anliegen der Krone rundweg ignorierte und die damit verbundenen Aufgaben so selbstverständlich an ihre Nichte übertrug, als wäre diese nur dafür da. Erleichtert, weil die Durchreise der jungen Königin Garetiens in ihrer glanzvollen Pracht eine willkommen Abwechslung und besondere Bewährungsprobe in dem täglichen Durcheinander von Anweisungen an des Dienstpersonal, streitenden Bauern und bettelnden Flüchtlingen aus den östlichen vom Feind überrannten Reichsprovinzen versprach. Irmheldes Augen blitzten vor Vorfreude: Oh, wie würde sie sich kümmern!


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Pra 1022 BF spät am Mittag
Irmhelde kümmert sich
Der schöne Gerding


Kapitel 4

Auf eisige Pfade
Autor: Steinfelde