Geschichten:Eslamsgrunder Ingerimmsturnier 1047 BF - Die Rondra Andacht
Die Sonne stand hoch über Eslamsgrund, und ihr Licht brach sich in den blank polierten Klingen der Ritter, die sich am Schrein versammelt hatten. Die Luft war erfüllt vom metallischen Klang der Schwerter, die in festen, rhythmischen Bewegungen geführt wurden – nicht in Kampf, sondern in Andacht.
In ihrer Mitte stand Ardare von Schack, die Geweihte der Göttin Rondra, ihr rotes Gewand von feinem Goldfaden durchwirkt. Die Geweihte reiste eigens für das Turnier und den Rondra-Segen aus dem nächstgelegenen Rondra-Tempel an. Sie hob ihr Schwert, eine edle Klinge aus Samlors Schmieden, und ließ ihren Blick über die versammelten Kämpfer schweifen.
„Ritter des Reiches, Streiter der Ehre!“ rief sie mit klarer Stimme, die über den Platz hallte. „Eure Stärke ist nicht nur in Stahl und Blut begründet. Nein, wahre Macht liegt in der Unerschütterlichkeit des Herzens, in der Treue zum Eid, in der Reinheit der Tat.“
Die Predigt war keine bloße Rede. Sie war ein Ritual, ein Tanz aus Worten und Klingen. Mit jedem Satz vollführten die Ritter eine Bewegung in der rituellen Kata, ihre Schwerter führend in der Abfolge heiliger Griffe. Die Schwerter erhoben sich, kreuzten sich über ihren Häuptern, senkten sich in Respekt, drehten sich in fließender Harmonie – ein Ausdruck von Ehre und Hingabe.
„Ehre ist unser Schild, Mut unsere Lanze,“ verkündete Ardare und führte einen mächtigen Schlag aus, den die Ritter sogleich nachahmten. „Ein Ritter kämpft nicht für Ruhm, sondern für Recht. Er erhebt sein Schwert nicht aus Zorn, sondern aus Pflicht.“
Das Echo ihres letzten Wortes verklang, und die Schwerter sanken. Stille erfüllte die Umgebung des Rondra-Schreins, ehe sich alle Ritter mit einer synchronen Bewegung verneigten. Die Zeremonie war vollendet.
Mit ernstem Gesicht schritt Ardare zwischen den Kämpfern hindurch. Ein mahnender Blick sollte alle an die Ritterlichkeit erinnern.