Geschichten:Das Erbe der Pfortensteiner - Fliegende Fäuste
Burg Trollhammer, Mitte Ingerimm 1046 BF
Auf Burg Trollhammer, der stolzen Festung des Barons Nimmgalf von Hirschfurten, herrschte reges Treiben. Zwischen den harten Steinwänden und den historischen Hallen lernte der Knappe Hal von Ehrenstein die Künste des Schwertkampfes und der Ritterlichkeit. Doch an diesem Tag sollte sich sein Leben für immer verändern.
Hal saß in der großen Halle der Burg und überflog einen neuen Zeitungsartikel des Garether und Märker Herolds, den er gerade erst in die Hände bekommen hatte. Die Schlagzeilen brannten sich in seine Augen: „Skandal im Haus Ehrenstein: Wer ist der wahre Vater von Hal II. von Ehrenstein?“ Mit einem Schlag riss ihm Dere den Boden unter den Füßen weg. Er las weiter: „War es Leobrecht von Ochs, das greise Oberhaupt des Hauses Ochs? Oder vielleicht sein Sohn, Wolfaran von Ochs? Oder gar der mysteriöse Magier Anaxios von Ochs?“
Hals Kopf schwirrte vor Fragen und Verwirrung. All die Jahre hatte er geglaubt, Rondradan von Pfortenstein sei sein Vater. Die Wahrheit fühlte sich wie ein scharfes Messer an, das ihm ins Herz gestochen wurde. Wer war er nun?
Getrieben von Wut und Verzweiflung suchte er nach einer Antwort und stieß dabei auf Trisdhan von Ochs, seinen Knappen-Kameraden. Trisdhan war dabei, mit dem Schwert zu trainieren, als Hal auf ihn zuraste. „Ich hasse euch Ochsen!“ schrie er.
„Du bist nicht mein Bruder!“ rief Trisdhan aufwiegelnd - zu ihm hatte sich der Artikel schon herumgesprochen - als er Hals zorniges Gesicht sah.
„Vielleicht nicht, aber vielleicht doch!“ brüllte Hal zurück. „Dieser Artikel sagt, dein Vater könnte auch meiner sein!“
Die Anspannung zwischen den beiden Jungen eskalierte schnell. Beleidigungen flogen hin und her.
„Du bist ein Lügner und ein Bastard!“ schrie Trisdhan. „Mein Vater würde niemals so etwas tun, vor allem mit Deiner Mutter nicht!“
„Ach ja? Und was ist mit deiner Mutter? Vielleicht bist du ja gar nicht ihr Sohn.“ konterte Hal, seine Stimme vor Wut zitternd.
„Nimm das zurück, du elender Wicht!“ fauchte Trisdhan und stürzte sich auf Hal.
Die ersten Fäuste flogen durch die Luft. Sie prügelten sich, wild und ungezügelt, ihre Schreie hallten durch die Gänge der Burg.
„Hört auf, sofort!“ schrie eine Stimme. Es war der Baron Nimmgalf von Hirschfurten, der von dem Tumult alarmiert worden war. Er trat zwischen die beiden Jungen, trennte sie und zwang sie, zur Ruhe zu kommen.
„Was soll das bedeuten?“ fragte der Baron streng, während er die zerschlagenen Gesichter der Knappen betrachtete.
„Ich… ich weiß nicht, wer mein Vater ist,“ stammelte Hal, während die Tränen in seinen Augen brannten. „Dieser Artikel sagt, dass Rondradan von Pfortenstein nicht mein Vater ist, und dass es einer aus dem Haus Ochs sein könnte.“ Er wedelte mit dem Garether und Märker Herold herum.
Der Baron seufzte tief und legte eine Hand auf Hal's Schulter. „Manchmal, Junge, ist die Wahrheit schwerer zu ertragen als das Schwert. Aber wir werden es herausfinden. Bis dahin musst du lernen, mit deinen Emotionen umzugehen. Das ist auch Teil des Ritterseins. Und gleiches gilt für Dich Trisdhan. Ihr könnt doch nicht die Fäuste erheben, weil ein Schmierfink etwas abdruckt. Wo kommen wir denn dahin?“
Hal nickte langsam, während Trisdhan sich schuldbewusst abwandte.
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