Geschichten:Gut angekommen
Gut angekommen
Im Winter 972 BF erreichte ein weiterer Brief aus Maraskan Burg Trollhammer. Voller Neugier öffnete ihn Baron Leberolf von Hirschfurten, und begann zu lesen.
Euer Hochgeboren,
Es freut mich sehr Euch berichten zu können, dass Radulf und ich gut und sicher in der Stadt Tuzak auf Maraskan angekommen sind. Die Reise war lang und nicht ganz ungefährlich. Zunnächst führte uns der Weg durch weitgehend vertraute heimatliche Gefilde und sichere Strassen, bis wir schließlich im Seehafen der Reichsstadt Perricum ein Schiff bestiegen. Es war eine Tulamidische Handelszedrakke, deren Kapitänin Jamilla bereit war, uns und die Pferde gegen ein angemessenes Entgeld zu befördern. So stachen wir also am 15. Boron in See, für Radulf und mich ein unvergessliches Erlebnis. Die Seereise dauerte mehrere Tage. Wir machten Station auf den Efferdstränen, in Llanka, Elburum und Korushkhand, die alle noch zum Mittelreich gehören. Es ist schon sehr beeindruckend, wie groß und vielseitig doch unser schönes Kaiserreich heutzutage ist. Dann erreichten wir den Golf von Tuzak und liefen schon bald im Hafen der maraskanischen Hauptstadt ein. Und wahrlich eine prächtige Stadt ist dieses Tuzak, von der Größe her kommt es in etwa der Stadt Perricum gleich. Viele Häuser - oder eher Wohntürme? - mögen gar 20 Schritt oder mehr messen. Überall nimmt man exotische Gerüche und Düfte war, die Maraskaner lieben ihre Speisen und Getränke sehr scharf, bisweilen zu scharf für den garetischen Gaumen, wie wir rasch feststellen mussten. Als Mittelreicher ist man hier ein Exot und fällt stets auf wie ein bunter Hund - und das obschon die Maraskaner 'bunt' anscheinend zur Maxime erklärt haben, denn nahezu jeder ist hier in schreiend bunte Kleider gehüllt. Es ist auch nicht leicht sich hier verständlich zu machen, denn die Menschen hier sprechen einer nur schwer verständlichen Dialekt, so dass man häufig nachfragen muss, bis die Verständigung klappt.
So gelang es uns nach einigen Mühen doch schließlich uns bis zur Botschaft des Mittelreiches im westlichen Teil der Stadt nahe des Königspalastes durchzufragen. An der Botschaft wurden wir gleich unserem Stande gebührend empfangen, und zu Prinz Reto von Gareth geleitet. Und es ist wahr, was man sich erzählt, der Prinz ist ein überaus beeindruckender Mann von Würde, Anstand und äußerst herrschaftlichem Auftreten. Er hat Radulf und auch mich freundlich willkommen geheißen und uns auch seinen älteren Knappen vorgestellt: einem Jüngling von 16 Sommern namens Answin von Rabenmund, der Enkel des Darpatischen Fürsten Helmbrecht von Rabenmund, nach dem auch ich benannt wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass die beiden noch gute Freude werden. Mich selbst hat Reto ebenfalls Eurem Wunsch entsprechend für die Dauer von Radulfs Knappschaft in seine Dienste übernommen.
Radulf läßt Euch ausrichten, dass er zwar Garetien und seine Familie sehr vermisst, aber trotzdem voller Vorfreude auf seine Knappschaft in diesem fremden Lande ist. Diese Einschätzung teile ich voll und ganz. Bitte lasst auch meiner Frau Ancilla ausrichten, dass es uns gut geht.
Euer treuer Vasall,
Helmbrecht von Rosshagen