Geschichten:Turm auf Dame - Die Sorgen einer jungen Glucke
Baronie und Burg Gluckenhang, 30. Travia 1036 BF
Der kühle Wind des späten Herbst fegte ein paar gelbe und rote Blätter umher. Der kleine Tross stand zum Aufbruch bereit im Burghof. Einige Lastentiere, ein paar Trossleute, eine kleine, aber gut gerüstete Bedeckung und einen Heiler für den größten Notfall.
Geriane überprüfte alles noch einmal selber, sie wollte auf jeden erdenklichen Fall vorbereitet sein. Ihr Weg würde sie an den Arvepass führen, zu ihrem geliebten Oswin. Wenn er noch lebte. Denn Gestern waren erste Gerüchte von Osten her gekommen, dass Angareth angegriffen oder ein größerer Sabotageakt an der Burg verübt worden war. Es stand der Name des Erzverräters im Raum. Haffax.
Geriane war natürlich sofort zu ihrer Schwester geeilt und war darüber in einen großen Streit mit dieser geraten, was sie jetzt zu tun gedachten. Denn Rondira hatte erst einmal abwarten wollen, ob genauere Nachrichten, vielleicht sogar von Aldron oder Oswin selbst, kämen. Außerdem war ihre Hochgeborene Schwester sowieso nur halb anwesend gewesen bei der Unterredung, so hatte Geriane zumindest das Gefühl, Rondira war fast nur noch mit ihrem Tulamidentand beschäftigt. Das hatte sie vollends wütend gemacht und eine Stunde lang hatten sich die beiden nur angeschrien.
Als sie sich beruhigt hatten, hatte Geriane ihre Schwester gebeten, wenigstens sie selbst an den Pass reisen zu lassen, da sie sich unbedingt sofort selbst ein Bild machen wollte, um eine schnelle Reaktion der Baronie zu gewehrleisten und hatte Rondiras (eventuelle) Pflichten im Notstandsstab Aldrons als Argument ins Feld geführt. Rondira dagegen hatte Gerianes Aufgaben als Vögtin und ihre Schwangerschaft als Gegenargumente angeführt, aber irgendwann ein Einsehen gehabt, dass sie ihre Schwester nicht ohne weiteres hätte aufhalten können. Und hatte ihr dann lieber gleich noch einige gute Leute zur Seite gestellt, allen voran den mittlerweile inoffiziellen Hauptmann der Gluckenhanger Garde, Amar, ein Vertauter des Junkers Selo von Alxertis.
Geriane hatte daraufhin noch ein paar Dinge, für ihre Abwesenheit als Vögtin, geregelt und hatte nicht geschlafen, um jetzt hier im Hofe zu stehen und den Tross noch einmal zu inspizieren. Jetzt konnte es los gehen. Ihr schwante nichts Gutes.