Geschichten:Sturm über Drak - Der Sturm

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südlich Jagdschloss Drak - Morgengrauen, 5.Boron 1031 BF


Bedächtig ließ der Junker ein paar Tropfen Öl auf die Welle seiner Schlunder Kurbel fallen, so dass daraufhin nur ein leises Surren der Mechanik und Knacken des sich spannenden Stahlbogens zu hören war, als er die Jagdarmbrust spannte. "Haran, das wird heute unser letzter gemeinsamer Kampf fern des kalten Baches sein", sagte er, während er vorsichtig auf den provisorischen Wachturm zielte. Sie hatten es vor einer Woche schon gemeinsam beobachtet, gleich würde es wieder so weit sein.

Kleine geduckte Gestalten hatten sich schon seit Anbruch der Nacht in einer unglaublichen Langsamkeit robbend über die offenen Wiesen auf die vier Türme zubewegt. "Haran von Drachens Fels", antwortete der Ferkina, "es ist viel Ehre, doch ich freue meinen Fuß wieder in Kalter Bach zu baden." Er hob eine Hand an den Mund, um, etwas unpassend, den Ruf eines Bergadlers erschallen zu lassen. Alle robbenden Ferkinas erstarrten, als der Wachwechsel mit einer kleinen Laterne aus dem Eingang des Schlosses kam.

Sie würden, wie geplant, nach dem Wechsel die frischen Wachen ausschalten, hoffentlich machte ihnen der zunehmende Nebel keinen Strich durch die Rechnung. Simionas Söldner machten ihre Sache gut. Sie gingen von Turm zu Turm und tauschten jeweils nur einen aus, der die Strickleiter dann wieder hochzog. Jetzt würde sich zeigen, ob sich die Dragenfelser bei ihren Schützenfesten eher Schießen oder Trinken geübt hatten. Wenn sie alle vier erwischten, könnten die Golgariten fast bis vor das Schloss, ohne bemerkt zu werden. "Haran, jetzt geht es los", der Junker nickte auf seinen Turm, während das Licht der abgelösten Wachen gerade im Schlosseingang verschwand.

Der Ferkina neben ihm produzierte das klopfende Geräusch eines kopulierenden Rotpüschels (das war das einzige Naturgeräusch, was die Dragenfelser Schützen einwandfrei erkennen konnten), und die Ferkinas sprangen auf und hechteten die letzen Schritte auf Türme zu. Aus dem Schwung des vollen Laufes sprangen sie so hoch wie mögliche an die Turmpfosten und begannen den Aufstieg.

Es hatte den gewünschten Effekt: Die Wachen lehnten sich verwundert über die schützende Brüstung anstatt Alarm zu geben. In diesem Moment lies ein achtfaches Klacken die Bolzen von den Armbrüsten schnellen. Zwei Wachen vielen sofort hintenüber, die anderen hatten nur Zeit für kurze Schreie, dann waren die Ferkinas bei ihnen und beendeten die Sache. Sie würden sich die Ohren abschneiden, Lahor hoffte, die Golgariten würden beim Beerdigen ihrer Feinde nicht so genau hinsehen.

Vom Schloss kam keine Reaktion. Lahor fing an seine Rüstung anzulegen während die Ferkinas in den Schatten der Büsche zurückkehrten. Jetzt lag es an den Golgariten. Der Junker, der Haran und ihre Leute hatten nur noch dafür zu sorgen, dass keiner entkam...


östlich Jagdschloss Drak – Morgengrauen, 5.Boron 1031 BF


Nur schwach waren die Umrisse des Schlosses im Morgengrauen des Angriffstages zu erkennen! Ebenso mussten die Umrisse der beiden garetischen Federn vom Schloss aus kaum auszumachen sein! Zufrieden nickte Lüdegast und blickte auf den ehemals gepflegten Weg zu seiner Linken im Tal! Von dort mussten gerade die Eychgraser Truppen kommen – so wie er es geplant hatte!

Ungeduld machte sich bei seiner Feder breit, besonders weil die andere Feder aus dem perricumer Land das ganze so selbstverständlich hinnahm wie die nagende Kälte des nahenden Winters.

Komtur Lüdegast blickte sich, kopfschüttelnd, nochmals zu seinem bunten Haufen um, der ihm da zugestellt wurde. Drei unerfahrener Knappen und zwei zu Krüppeln geschlagene Jungritter aus der Rabenmark!

Leise kamen ihm Zweifel ob er sein Anliegen auf dem Konsitorium richtig verstanden wurde. Er wusste ja nicht einmal ob die Ritter überhaupt noch zu gebrauchen waren! Entschlossen blickte sie ja durchaus drein, doch Vital kamen dem garetischen Komtur die beiden nicht wirklich vor. Nicht zu sprechen von diesem nervigen Knappen der ihm mit besten Empfehlungen aus Rabenhorst geschickt wurde und diesem jungen Weib welche zwar hübsch anzuehen war, jedoch sicherlich noch nie eine Waffe in der Hand gehalten hatte. Nur seiner treuen Knappin Rahjara traute er zu sich zu bewähren! War sie doch seit Monden von ihm persönlich auf ihr erstes Gefecht vorbereitet worden.

Antara versuchte ihren schwarzen Hengst zu zügeln, der nervös tänzelte. Mindestens genau so nervös fühlte sie sich selbst vor dem bevorstehenden Angriff. Innerlich verfluchte sie jede Stunde, die sie damit hatte zubringen müssen Briefe für den Landmeister zu schreiben und Botengänge zu erledigen, anstatt sich im Kampf zu üben. Der Herr ist mir Dir, im Leben und erst recht danach versuchte sie sich in Erinnerung zu rufen. Der junge rabenhorster Knappe neben ihr wirkte ebenfalls sehr angespannt und so bemühte sie sich um ein aufmunterndes Lächeln. Seine Miene hellte sich sichtbar auf.

Timokles hatte sich über seine leichte Kettenrüstung und seinen grauen Mantel noch eine Decke übergeworfen und trat von einem Bein auf das andere. Sein Pferd war an einen Baum angebunden. Es war zwar noch nicht so kalt, wie im Greifenfurter Land, doch ihm hatte die Kälte noch nie behagt. Er wünschte sich zurück an einen wärmenden Kamin oder wenigstens einen Schluck Tee. Er wusste immer noch nicht, was ihn dazu gebracht hatte, dass er diesem Trupp unter dem ehrenwerten Komtur zugeteilt wurde. Gut, es war eine Ehre, doch wären ihm ein gutes Buch und ein warmes Zimmer umso lieber gewesen. Sicherlich war es eine Intrige gegen ihn, er hätte sich auf dem Konsistorium letztes Jahr mehr zurückhalten sollen. Doch genug der Beschwerden, ich wollte etwas von der Welt sehen und nun bin ich soweit, dass ich sogar zum Ruhme des Ordens in den Krieg ziehen darf. Stolz blähte er seine Brust, doch dann kam ihn der andere Gedanke, er war im Reiten immer der schlechteste gewesen und nun sollte er in die Schlacht reiten. Sein Mund wurde trocken, sodass er schlucken musste. Doch er durfte keine Angst zeigen, nicht jetzt, wenn er eine solche Gelegenheit hatte sich zu profilieren, oder zu blamieren, oder zu sterben. Nervös trat er weiter von einem Bein auf das andere und schritt nervös durch die Reihen hindurch. Da erblickte er die hübsche Antara und alle dunklen Gedanken von sich weisend, kletterte er mühsam auf seinen Braunen und lächelte sie in Gedanken an. Wenigstens trete ich in schöner Begleitung vor Boron.

Movert sah sich um. Seine Mitstreiter wirkten angespannt. Er fragte sich wovor sie solche Angst hatten. Es waren nicht einmal Untote oder irgendwelche anderen Monstrositäten gegen die sie kämpfen sollten sondern einfache Söldlinge. Was konnten diese schon gegen Ordenskrieger ausrichten, die unter Borons Schutz standen? Schnell kontrollierte er ein weiteres Mal Rüstung und Rabenschnabel die selbstredend immer noch in gutem Zustand waren. Es konnte losgehen. Movert war bereit sein erstes Gefecht als Golgarit zu fechten. Ein hastiger Blick zur Praiosscheibe und ein letztes Stoßgebet zu Boron und er war bereit jeden Befehl der Ordensoberen auszuführen. Wirklich jeden.

Ganz anders die Knappen die Praionna von Luring aufzubieten hatte!

Selbst ihm, der nun schon lange im Dienste des Ordens stritt, lief jedesmal ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ihm eines der Bälger des Bruder Abtes unter die Augen kam.

Misstrauisch kniff er die Augen zusammen und spähte in die weiten des Nebels zu seiner Rechten: Ihr mögt die Zukunft sein Krähenwachter, doch noch führen wir vom alten Schlag euren Geist!

Noch in Gedanken und starren blickes auf die Wipfel des Kaiserforstes, welchen er dort auszumachen schien, lenkte er sein Pferd an die Seite der Adjutantin: „Glaubt ihr er kommt, Schwester Praionna?“ Die Angesprochene erwiderte nur knapp: „Er weiß das ich im Namen des Abtes spreche, er würde sich nicht wieder setzen!“

Lüdegast hasste es wenn alle voller Ehrfurcht vom alten Ritter auf Krähenwacht sprachen!

Ja, ist er es den, der den Orden führt oder die Großmeisterin und ihre Komture?

Schließlich hatte er, Lüdegast von Quintian-Quandt dem Schwingenführer ausrichten lassen, ER möge sich an diesem Morgen zu Drak einfinden und nicht der greise Abt aus Nebachot!

Schon lange spielte Lüdegast mit dem Gedanken die autarke Schwinge der „Tränenlosen“ unter seine macht zu bringen! Schließlich war sie mit dem Schwingenträger Marborecht, seinem Schwingenträger, in den Weiten der Mark unterwegs!

Yendan starrte mit festem Blick nach vorne, niemand sollte ihm anmerken, wie mulmig ihm vor seinem ersten Gefecht war. Dabei war das doch eigentlich nur ein kleiner Kampf, den er hier im Namen Borons kämpfe würde, also sollte das eigentlich keine Problem. Trotzdem ging er noch einmal alles durch was man ihm über das kämpfen beigebracht hatte und was er jetzt beachten musste, er wollte ja endlich zeigen zu was er in der Lage war.

Doch während die Knappen noch so sinnierten, wurde die Stille plötzlich von seltsamen Geräuschen durchbrochen. Der schrille Schrei, wie der eines Adlers, ließ Timokles zusammenzucken. Was war das? Standen ihre Feinde etwa mit den Tieren im Bunde oder handelte es sich dabei um den Schrei einer Ausgeburt der Niederhöllen? Dem Knappen lief es allein bei dem Gedanken daran ganz kalt den Rücken hinab. Doch er merkte wie sich Unruhe in der Feder breit machte und so mancher, der abgesessen war, sich nun zum Pferd begab, so auch Timokles, welcher schnell sein Ross losband, was wegen seiner ob der Kälte steifgefrorenen Finger nicht so leicht war. Er saß auf und wartete auf die Befehle. Die ganze Feder war bereit sich in den Kampf zu stürzen. In Gedanken ging Timokles die Instruktionen, die er vom Komtur erhalten hatte noch einmal durch. Wir stellen nur eine Ablenkung, der wirkliche Angriff wird erst durch andere durchgeführt. Ich muss keine Angst haben, es ist kein Feindkontakt geplant. Aber genau das machte ihm Angst, es war keiner geplant, was nicht hieß, dass keiner stattfand. Der Knappe schluckte und umklammerte die Zügel so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Alles wartete.

Plötzlich einsetzender Kampfeslärm riss Lüdegast jedoch aus seiner Trance und er gab das Zeichen zum antraben!

Das Zeichen war gekommen, nur eine ruckartige Geste des Komturs nach vorne, dem Feind entgegen, doch alle Reiter bewegten sich, wie eine Person vorwärts. Ruhig und ohne ein Wort zu verlieren. Zwei Federn setzten sich in Bewegung. Der beginnende Tag sendete bereits erste dumpfe Strahlen über die mit Raureif überzogenen Hügelkuppen und der brechende Harsch knirschte unter den Hufen der Pferde. Nur langsam trabten die Reiter an, doch schon bald wurde der Ritt immer schneller und schon bald galoppierten die Golgariten, die meisten mit gezogenen Rabenschnäbeln, wie rächende Alveraniare, auf das Schloss zu.

Bevor es los ging war Yendan noch einmal von der Angst gepackt worden, doch das war vorbei, er hatte alle störenden Gefühle beiseite geschoben, für ihn gab es jetzt nur noch die Mission. In diesem Moment, in dem er mit gezücktem Reiterhammer auf seine Feinde los preschte, galt seine ganze Aufmerksamkeit und sein ganzes Streben dem Gelingen seiner Queste.

Schon bald erkannte man Fackelschein von den Zinnen und Türmen von Drak und man konnte bemerken, dass der Kampflärm, das Geräusch von Stahl auf Stahl und die Schreie Verwundeter und Sterbender, von dort oben von den Zinnen kam. „Die Eychgraser machen ihre Aufgabe gut.“, dachte sich Lüdegast und gab kurz vor den Mauern Zeichen, dass der Anritt abgelenkt und an den Mauern vorbei führen sollte. Aufmerksamkeit hatten sie genug auf sich gezogen.

Doch der kalte Wind des gestreckten Galopps hatte Timokles‘ Aufmerksamkeit schwinden lassen und so hatte er seine wegen der Kälte tränenden Augen kurz geschlossen, war dadurch aber aus der Kolonne ausgebrochen und sah sich nun vor den Mauern des Schlosses wieder, während seine Kampgenossen daran vorbei weiterritten. Auch er gab seinem Pferd die Sporen, um aufzuholen. Er hörte seinen pochenden Puls in den Ohren und merkte wie ihm alles Blut in den Kopf stieg. Nun musste er seine bescheidenen Reitkünste unter Beweis stellen, da sah er, wie knarrend das Tor aufschwang. Timokles erstarrte, als plötzlich einige Reiter den Kiesweg erzittern ließen. Der Atem, der sich in weißen Schwaden vor des Knappen Mund bildete, ging schneller. Er war allein und vor ihm erschienen zwei, bis auf die Zähne bewaffnete Reiter. Einer mit einem Waffenrock, den er nicht kannte, doch der andere war umso bedrohlicher. Er trug eine schwarze Lederrüstung, auf deren Brustpanzer ein dunkelroter Drache prangte. Der Mann hatte ein Schild an seiner Linken und ein Langschwert bedrohlich erhoben, mit dem er nun wie wild auf den Knappen losging. Mit offenem Munde wartete Timokles auf seinem Ross, doch keinen Augenblick zu lang und er hatte seine Fassung wiedererlangt und zog sein Schild hoch, auf das mit einem Krachen das Schwert des Soldaten niederkrachte. Einige Splitter lösten sich und flogen ihm um die Ohren. „Boron, sei mir gnädig! Ich bin noch nicht bereit vor Dich berufen zu werden!“, stieß der verzweifelte Knappe hervor und ein weiterer Schlag trag auf sein Schild. Doch dieser Schlag war so heftig geführt, dass Timokles den Halt verlor und von seinem Pferd stürzte. Ein stechender Schmerz in seinem Rücken. Er rappelte sich wieder halb auf, noch völlig benommen, da sah er aus dem Augenwinkel die blinkende Klinge eines Schwertes. Doch geistesgegenwärtig zog er einen seiner Wurfspeere vom Rücken und stemmte ihn senkrecht nach vorne und das Unwahrscheinliche funktionierte. Der Speer bohrte sich in die Brust des Pferdes und zersplitterte in tausend Teile, doch der steigende Rappen warf auch den Söldner von seinem Rücken und er landete auf dem Kiesweg. Schwankend versuchte Timokles sich wiederaufzurichten und zog seinen Rabenschnabel, das zerborstene Schild hatte er abgeschnallt, wie sich vor ihm die bedrohliche Gestalt des Söldners aufbaute. Der Knappe nahm den Reiterhammer in beide Hände. „Du schuldest Boron noch einen Tod“, zitierte der Knappe, während er schon den dräuenden Tod erwartete. Doch da sah er wie sich eine Gruppe Reiter näherte. Mit dem gebrochenen Rad der Boronkirche auf der Brust!

Leise fluchte Antara vor sich hin. Dieser Knappe aus Rabenhorst, der sein Mundwerk nie halten konnte, war anscheinend noch am schlafen und hatte ihre Wende nicht mitbekommen. Und nun steckte er in der Klemme! Gleich würde der Kerl vor ihm dem Knappen den Schädel einschlagen. Sie gab ihrem Rappen die Sporen und der Yaquirtaler flog dahin wie ein Pfeil im Wind, die anderen Pferde der Gruppe schnell hinter sich lassend. Sie hob den schlanken Reitersäbel zum Hieb. Der Söldner hörte den Hufschlag hinter sich und wendete sich von Timokles ab, dem neuen Feind zu. Aber mehr als noch sein Schwert verzweifelt vor sich zu halten konnte er nicht mehr tun, dann war der Rappe bei ihm und ein mächtiger Säbelhieb sauste auf ihn herab. Funken stoben, als Stahl auf Stahl prallte und der Söldling wurde von der Wucht des Schlages zurück geworfen und fiel rücklings zu Boden. Sein Langschwert flog in hohem Bogen durch die Luft und landete einige Schritt entfernt. Antara biß die Zähne zusammen, der mächtige Zusammenprall lies ihren Arm schmerzen. Aber zum Glück hatte sie sich an die Lektionen ihres Bruders Boraccio erinnert und ihre Waffe im eisernen Griff festgehalten, so daß sie den Säbel in der Hand behielt. Ihr Pferd war mittlerweile an Timokles und dem Söldner vorbeigeschossen und Antara mühte sich den Rappen zum Halten zu bringen und zu wenden. Endlich hatte sie ihn wieder unter Kontrolle und sie hielt Ausschau nach ihrem Gegner.

Sein Gegner war abgelenkt und diese Ablenkung brauchte Timokles auch, um seine Fassung wieder völlig zu gewinnen. Er spannte seine Muskeln an und ließ seinen geschwärzten Rabenschnabel auf den Feind niedersausen, welcher sich jedoch durch eine geschickte Drehung dem Schlag entziehen konnte. Ein wirklich fähiger Kämpfer. Doch als der Söldner versuchte sich wiederaufzurichten traf ihn der Reiterhammer schwer an der Schulter und einige Spritzer frischen Blutes verstreuten sich über dem vereisten, weißen Boden, als er den Schatten eines dunklen Reiters hinter dem Söldner auftauchen sah.

Doch noch bevor sich dieser Mann in den Kampf mit einmischen konnte war auch schon Yendan zur Stelle, der die Probleme des Knappens auch mit bekommen hatte und mit seinem Pferd zur Hilfe geprescht war. Der Söldner schien sein entgegenkommen zu bemerken und wand sich zu ihm um und rief dabei gehässig „komm nur du Leichenschänder“. Das Blut wallte in Yendan auf und er hätte sich beinahe zu einem ähnlichen Ausspruch hinreißen lassen, doch das konnte er gerade noch unterbinden. Er würde diesen Kampf schweigend durchführen wie es sich gehörte. Als er nah genug an seinen Gegner heran gekommen war ließ er seinen Reiterhammer mit aller in ihm wohnender Kraft auf seinen Widersacher niedersausen. Doch auch der Söldner schaffte es seinen Schild in den Angriff des Knappen zu bringen, so das der einfach an ihm vorbei preschte.

Movert schwang seinen Rabenschnabel mit tödlicher Präzision. Einem Gegner hatte er bereits die Waffe aus der Hand geschlagen und bereitete sich vor ihm den Schädel zu zertrümmern, als er einen stechenden Schmerz in seinem linken Arm verspürte. Movert geriet ins Taumeln und spürte warmes Blut seinen Arm herunterlaufen. Ein Bolzen hatte sich in sein Fleisch gebohrt und bereitete ihm niederhöllische Schmerzen. Der Gegner von dem er für eine Sekunde abgelassen hatte sah seine Chance und versuchte den Dolch den er soeben gezogen hatte in Moverts Hals zu stechen. Im letzten Moment gelang es Movert noch einige entscheidene Finger den Kopf zurück zu ziehen, doch hatte er den Vorteil nicht mehr auf seiner Seite und versuchte sein Gleichgewicht wieder zu finden. Der Söldner sprang mit dem Mut der Verzweiflung auf ihn zu doch diesmal war Movert schneller und liess seinen Rabenschnabel auf ihn niederfahren. Sein Gegner konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und mit einer klaffenden Wunde im Kopf ging er zu Boden.

Antara trieb ihren Rappen wieder an und lenkte ihn auf ihren vorigen Gegner, den Reitersäbel zum erneuten Schlag erhoben. Zur ihrer Überraschung stand aber mittlerweile Timokles bei dem Söldling. Verflixt, wo kommt der denn so schneller her? Sie senkte den Säbel wieder, um nicht ihren Kameraden versehentlich zu treffen, schaffte es aber nicht mehr ganz ihr Pferd zum stehen zu bringen oder ausweichen. Und so traf ein Huf des Yaquirtalers den Söldner. Ein deutliches Knacken war zu vernehmen und der so Getroffene ging wieder röchelnd zu Boden. Anscheinend machte er keine Anstalten mehr sich erheben zu wollen, was Antara aber nicht mehr bemerkte, da sie wieder bemüht was die Kontrolle über ihr Pferd zu behalten und ihren Ordenbruder nicht über den Haufen zu reiten.

Yendan war nach dem er erst einmal an seinem Gegner vorbei geritten war zurückgekommen. Bei einem erneuten Schlagwechsel hatte der Söldner seinen Rabenschnabel abfangen und hatte dem jungen Knappen im Gegenzug eine Wunde an der Schulter verpasst. So das er dort durch sein Kettenhemd einen Schnitt abbekommen hatte.

Gerade hatte er noch gegen seinen Gegner gekämpft, schon lang dieser nun röchelnd und sich krümmend auf dem Boden und Timokles blickte von seinem Feind auf, da bemerkte er, dass seine Ordensschwester, die den Söldner geradeeben niedergestreckt hatte, fest am Zügel zerrend auf ihn zukam. Doch das Pferd wollte nicht stehenbleiben und kam ohne zu zögern auf ihn zu. Doch kurz bevor er von den Hufen zermalmt wurde, konnte er auf die Seite hechten und landete wiederum auf dem harten, vereisten Boden. Er erkannte, dass Antara, die Schönheit, die er schon zu Beginn der Schlacht beobachtet hatte, ihn gerettet hatte und auch bald ihr Ross wieder in ihre Kontrolle brachte. Timokles‘ Blick verweilte einen Moment auf ihr, dann nickte er ihr knapp zu und dann packte einen seiner Wurfspeere aus dem Rückenköcher, wiegte ihn kurz in seiner Hand. Etwa zehn Schritt war der andere Söldner von ihm entfernt. Dann holte er aus und sein Geschoss verfehlte sein Ziel nicht, sondern bohrte sich tief in die Schulter des Söldners, welcher Yendan entgegen taumelte.

Durch den Speer war sein Widersacher so irritiert das Yendan ihn mit einem kräftigen Schlag von seinem Pferd zu Boden riss. Jetzt würde es ein Kinderspiel werden denn Mann aus zu töten. Etwas anderes blieb ihm ja überhaupt nicht übrig. Also ließ er seinen Reiterhammer wieder und wieder auf den Mann nieder sausen der sich äußert behände wieder Aufgestellt hatte. Doch gegen diesen wüsten Ansturm des Knappen hatte er nichts entgegen zu setzen, so dass er nach wenigen Schlagen zusammen brach. Doch auch das reichte Yendan nicht, er prügelte so lange auf den um gnade winselnden Söldner ein, bis dieser sich auf den Weg zu Boron machte.



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5. Bor 1031 BF
Der Sturm
Gut Ibelstein


Kapitel 3

Tränenlose