Geschichten:Sturmesernte Teil 5
Grafschaft Eslamsgrund, Baronie Gallstein, Burg Mor'Tres
Der Schmerz war ihr ständiger Begleiter geworden. Zuerst hatte dieser stinkende bärtige Halunke ihr mit einem dämonischen Grinsen im Gesicht den Finger abgeschnitten und dann hatte man sie entkleidet und in die Gemächer dieses aufgeblasenen Horasiers gesteckt. Mit groben Stricken ans Bett gefesselt hatte sie einen wahren Albtraum erdulden müssen.
Ihr geschundener Leib schmerzte an zahllosen Stellen und ihr gebrochener Stolz lag neben ihrem Gemüt am Boden.
In den frühen Morgenstunden hatte man sie zurück in den Kerker gebracht und dort lag sie nun.
Die Tür wurde rumpelnd entriegelt und Claudio trat leichtfüßig ein. „Guten Morgen werte Dame,“ sprach er leise und fröhlich. „Ich dachte mir, Ihr hättet vielleicht Interesse daran mit mir ein kleines Frühstück einzunehmen. Ihr seht noch müde aus, es scheint als hättet Ihr nicht sonderlich gut geschlafen. Das kann ich verstehen, das rahjagefällige Akt war ja auch ein wenig anstrengend.“
Sie kniff die Augen zornig zusammen und spuckte di Conserrano wortlos vor die Füße. Der Horasier schüttelte immer noch lächelnd den Kopf. „Eure Manieren lassen deutlich zu wünschen übrig, meine Liebe. Wenn Ihr nicht mit mir frühstücken wollt, dann kann ich das natürlich verstehen. Auch wenn ich es sehr bedauere. Da Ihr aber etwas frühstücken müsst, schlage ich vor, Ihr nehmt das Frühstück zusammen mit dem werten Herrn Isgerion hier ein.“
Der breit gebaute Folterknecht betrat den Raum, in seinen Pranken ein hölzernes Tablett mit Brot, Käse und einer Mettwurst.
„Sei nett zu ihr, ja?“ Claudio zwinkerte verschmitzt mit einem Auge und trat zurück, während der Folterknecht das Tablett auf den strohbedeckten Boden stellte. Verzweifelt zerrte Selinde an ihren Ketten, doch der alte Stahl gab natürlich nicht nach.
„Das könnt Ihr nicht machen!“ schrie sie wütend. Die Tür zur Zelle schloss sich und Isgerion beugte sich, einen gierigen Blick in den Augen, über sie. „Is’ schon selten, dass wir hier so’n hohes Fräulein zu sehen kriegen.“
„Bitte, ich mache auch alles, aber lass mich…“ flehte sie verzweifelt. Das Rütteln an den Ketten, hatte den Schmerz in ihrer Hand wieder erstarken lassen und sie spürte, wie die ersten Tränen wieder in ihre Augen stiegen.
Die groben Hände des Knechtes fühlten sich wie raues, stumpfes Eisen an, als er ihr Nachthemd nach oben zog.
Sie wehrte sich mit aller Macht, schrie und fluchte, doch kein Gott und kein Mensch wollte sie erhören.
„Schrei doch nicht so, da geht doch die ganze Stimmung verloren“, murrte der Folterknecht und riss den dünnen Stoff mit einem harschen Ruck entzwei.
Begeistert vom Anblick des nackten Körpers löste der Folterknecht bereits die Schnüre seiner Beinkleider. Er hatte sich eine kleine Belohnung wirklich verdient, schließlich schuftete er hier für die hohen Herren auch ordentlich.
Claudio stand vor der Tür und lauschte dem Schauspiel einige Augenblicke. Das Gekreisch der Edlen, als der Folterknecht wie ein Tier über sie herfiel, belustigte ihn. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie tun würde, was er wollte.