Geschichten:Verschollene Eber - Schmalfurter Tischgespräch

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Der Eintopf wurde aufgetragen und Rowena bestand darauf, daß nun alle Platz nahmen und dann sprach die alte Hausherrin ein kurzes Gebet:

"Travia,
wir danken dir für das labende Mahl an deinem wärmenden Feuer,
daß Familie und Gäste hier Platz und deinen Frieden finden.
Segne diese Haus und hilf denen, die heute Nacht noch kein wärmendes Herdfeuer gefunden haben."

Ein vielfach gemurmeltes "So sei es!" beschloss das Gebet.

Dann trat alsbald für eine kleine Weile die Stille ein, die immer dann kommt, wenn eifrig Schüsseln geleert werden, man aber zufällig keinen Barden im Haus hat.

Der Baron von Zalgo schnaubte zufrieden und schob einen weiteren Löffeln in seinen Mund. Der Eintopf hatte viel Fleisch und das Brot war wunderbar frisch und knusprig. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sein Knappe offenbar schon bei der zweiten (oder dritten?) Schüssel war und diese schlürfend und prustend leerlöffelte. Seine hageren Wangen waren wieder rosig und die Ohren gerötet. Für eine Ohrfeige war er, wie Tyrian bedauernd feststellte, außer Reichweite. Aber die konnte auch warten. Dann schaute er Richtung Prinz Edelbrechts und lauschte dem Gespräch, welches sich dort entsponn.

"... und soweit wir wissen, hat es auch im Kosch derzeit besonders viel Schnee. Jedenfalls erzählte das der letzte Krambold, der von Praiosdank hierher kam", erzählte Adran von Schmalfurt.

"Nun, vielleicht sollte ich euch noch einige Decken zusätzliche Nahrung mitgeben, für den Fall, daß ihr unterwegs eine verirrte Seele im Schnee finden solltet", meine die alte Schmalfurterin nachdenklich. "Firun grimmt diesen Winter sehr." "Ich wäre euch dafür sehr verbunden", erwiderte Prinz Edelbrecht.

"Dies ist ein guter Gedanke, Frau Rowena", pflichtete der alte Geweihte bei, der kerzengerade auf seinem Stuhl saß. Dann wandte er sich an den Prinzen: "Wie man es auch betrachtet, ihr und eurer Begleiter stellt euch einer Herausforderung. Zaudert nicht und Rondra wird mit euch sein."

Nach einer kleinen Pause sprach er erneut: "Ich würde gern mit euch reiten. Vielleicht träfe ich meine Herausforderung, die mich endlich an Rondras Tafel bringt." Doch ohne erkennbares Bedauern fuhr er dann fort: "Aber mein Platz ist hier. Ich erzähle den Leuten hier von Rondra und ihren Tugenden. Und ich sorge dafür, daß die wehrfähigen Leute die Waffe richtig herum halten. Nicht, daß die Leute hier der Herrin Rondra ungefällig leben. Ihr müßt wissen, mein Prinz, Greifenfurter zu sein bedeutet, immer wieder aus Neue aufzustehen und sich den neuen Herausforderungen zu stellen."

Sein Blick schien kurz in die Ferne zu gehen als er leise sprach: "Ich frage mich oft, was Rondra mit einem alten Geschichtenerzähler wie mir an ihrer Tafel will. Vielleicht," sagte er und sah den Prinzen wieder an, "mögt ihr morgen vor eurem Aufbruch mit mir auf den Turm steigen. Wenn es dem Herrn Firun gefällt und er das Land nicht weiter in den weißen Mantel hüllt, dann kann man weit in den Kosch blicken." Dann fügte er mit einem Augenzwinkern noch hinzu: "Das ist meine allmorgendliche Herausforderung ..."