Geschichten:Verschollene Eber - Nachhilfe in Sachen Kosch

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Nachdem Edelbrecht die Beratung für beendet erklärt hatte, erhob sich auch Ardo wieder aus seinem Sessel. „Ich leiste euch gerne noch etwas Gesellschaft, mein Prinz. Ich hatte im Gegensatz zu vielen anderen keine lange Anreise und kann gut auf eine oder zwei Stunden Schlaf verzichten. Außerdem bin ich begierig darauf, etwas mehr über den Kosch zu erfahren. Denn zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich eure Heimat noch nie bereist habe.“ Sein Weinglas ließ Ardo auf dem Beistelltisch stehen und trat dann an des Prinzen Seite.

Als der Prinz den Vergleich mit Eslamsgrund gezogen hatte, hoben sich Tyrians Augenbrauen und er wirkte für einen Augenblick sehr nachdenklich. Als Ardo sich dem Prinzen anschloss, leerte er seinen Becher und folgte ihm hinüber zum Prinzen. „Ein guter Gedanke, Wohlgeboren“, sagte er zu Ardo. „Ein wenig aus dem Kosch zu hören würde mir nun auch sehr gefallen. In der anderen Angelegenheit besprächen wir ob der späten Stunde leider nur noch wenig Erhellendes.“

Erleichtert erhob sich auch Answin von Boronshof, um dem Prinzen zu folgen. Ihm war es recht, etwas mehr über den Kosch zu hören - zusätzliches Wissen konnte nie schaden. Aber vor allem hoffte er darauf, das Magenknurren beruhigen zu können, das jetzt schon deutlich vernehmbar war.

Essen, welch vortreffliche Idee! Alaria wusste gar nicht, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte. Bei ihrer überstürzten Reise hatte sie schnell noch nach ein paar Äpfeln gegriffen, aber mehr hatte sie bei ihrer Reise nicht zu sich genommen.

Auch Timokles knurrte der Magen und so hoffte er, dass seine Mentorin auch noch ein Abendmahl zu sich nehmen würde; andernfalls würde er hungrig zu Bett gehen müssen. Oder vielleicht konnte er einen Kanten Brot und etwas Käse aus der Küche stibitzen. Aus seinen Gedanken wurde er erst gerissen, als er den Rittmeister an sich vorbeirauschen sah. An der Tür trafen sich noch ihre Blicke, doch dann war er schon verschwunden. Er durfte also dieses Mal Urion noch nicht begleiten oder vielleicht passte eher musste. Auf alle Fälle durfte er noch einmal ein warmes Nachtlager, sei es auch nur auf Stroh, genießen. Er hielt im Folgenden Blickkontakt mit Lyeria, um Informationen für das weitere Vorgehen zu erlangen. Seine eigene Meinung war nun wohl fehl am Platze.

Der knurrende Knappenmagen war kaum zu überhören. Als der Prinz die Versammlung aufgelöst hatte und auch die Golgariten den kleinen Jagdsaal verließen, flüsterte Lyeria ihrem Knappen zu: „Hast du Hunger? Dann mach dich auf und iss etwas.“

Bevor Timokles jedoch davoneilen konnte, hielt die Adjutantin den quirligen, jungen Mann sachte am Arm fest: „Ich weiß dein Engagement sehr zu schätzen, Timokles. Vergiss dennoch nicht, dass du dem Orden Gefolgschaft schuldest und nicht Urion von Reiffenberg dein Herr ist.“ Ihr lagen Timokles und seine Loyalität am Herzen. Sie fragte sich inzwischen, ob es eine gute Idee gewesen war, ihren Knappen dem Rittmeister zur Seite zu stellen. Doch nun war es zu spät. Etwas verärgert biss sich die Adjutantin des Abtes vom Kürenstein auf die Zunge.

Timokles antwortete auf die Worte seiner Mentorin: „Natürlich werde ich meine Treue zu Boron nicht versagen. Ich weiß, was ich dem Orden schulde. Doch der Rittmeister bietet mir Erfahrungen, mithilfe derer ich dem Orden noch besser dienen kann; außerdem wird unser Prior froh sein, wenn meine Neugier über kurze Zeit gelindert ist…“, wobei seine Augen bei den letzten Worten schelmisch blitzten. Dann verneigte er sich vor seiner Herrin und nach der Erlaubnis, wegzutreten, verließ er den Saal in Richtung der Küche, wo er noch einige Scheiben Brot mit kaltem Braten erbeuten konnte. Jedoch aß er von dem deliziösen Mahl nicht zu viel, schließlich sollte sein Schlaf nicht durch einen vollen Magen gestört werden. Morgen musste er früh aufstehen und der Tag zeichnete sich ab anstrengend zu werden.

Auch wenn Alderich seine Emotionen hinter einer Maske der Unnahbarkeit verbarg, blitzten seine steingrauen Augen auf, als ihm die Verlegenheit Lyerias auffiel. Er hatte nie verstanden, warum nicht er zum Stellvertreter des Abts bestimmt worden war. Mit einer höfischen Geste deutete er in Richtung Tafel. Lyeria sah aus ihren Gedanken gerissen auf und nickte dann. Alderich blickte ihr einige Augenblicke nach, ehe er ihr daran ging, seinen Hunger zu stillen.

Der Rittmeister wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte er sich kurz zum Prinzen um, grüßte und verabschiedete sich. „Euer Liebden, auch ich hatte genügend Gelegenheit mich auszuruhen. Ich mache mich sofort auf den Weg zum Marstall. Dort, oder auf dem Weg zwischen Rosskuppe und der Ruine der Mühlenburg, werde ich mit reichlich Proviant und frischen Pferden auf Euch warten. Ihr könnt also morgen früh zeitig aufbrechen. Und vielleicht gibt es ja am Lagerfeuer etwas Wildbret.“ Sprach es und verließ mit zügigen Schritten den kleinen Jagdsaal.

Im Pferdestall wartete bereits, wie von ihm angeordnet, der Knecht mit dem gesattelten ANTLITZ und seinem Proviantpferd. Urion warf ihm einen Heller zu, saß auf und trabte zum Tor. Die Stadttore waren zwar bereits geschlossen, aber sein Wappen und sein Auftrag sorgten für ein zügiges Öffnen. Und dann ging es endlich los…

Der Abend gestaltete sich in vielerlei Hinsicht erquicklich und es war weit über die Boronsstunde, dass die letzten Edlen beschwingt vom guten Quastenbräu ihren Lagern zustrebten. Edelbrecht hatte eine um die andere Anekdote über den Kosch zum Besten gegeben und so manches Mal war den Worten des Prinzen erst ungläubiges Staunen und dann schallendes Gelächter gefolgt. Doch als der Nachtwächter die Hesindestunde ausrief, waren alle Lichter erloschen und tiefe Atemzüge lagen über der Residenz.