Geschichten:Verschollene Eber - Firuns Element

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Gut Waldschatten, Königsgau

Greifbert stolperte über die Wurzeln, die hier in den Tiefen des Reichsforstes aus der aufgeweichten, regennassen Erde ragten. Dem jüngsten Büttel des Gutes Waldschatten war die Aufgabe übertragen worden, die vor drei Tagen aus Greifenfurt eingetroffene Nachricht zu seinem Herren, dem Edlen Ernfried zu bringen. Und da dieser wieder einmal mit seinem Bruder Firunian einen ihrer berühmt-berüchtigten Streifzüge durch die weiten Waldgebiete unternahm, musste er nun tagelang zwei erfahrenen Waldläufern durch ihre Jagdgebiete folgen. Sein aufgeschlagenes Knie schmerzte noch immer und der Wappenrock war auch mehr braun als grün. Zum Glück wusste er, dass sein Herr heute an der Einhornkuppe sein würde, die nur noch zwei Meilen von ihm entfernt aus den Bäumen ragte. Doch würde der junge Büttel vorher noch den Wildbach überqueren müssen, der am Rande des Greifenfurter Reichsforstes durch das Dörfchen Apfelbach floss.

Klitschnass schleppte er sich hügelan, denn die Steine des Baches waren tückischer und glatter gewesen, als er dachte. Von der Spitze des Hügels hörte er die Stimmen seines Herren und dessen Bruders in der Sprache des alten Reiches. Es klang wie ein Gebet, doch diese liturgischen Worte hatte Greifbert noch nie vernommen. Als er den Waldrand erreicht hatte, starrte er gebannt und schweigend auf die Szene, die sich ihm bot. Firunian, der Bruder des Edlen und seines Zeichens Firungeweihter des hiesigen Waldtempels des alverianischen Jägers, hielt in seinen Händen eine Schneeflocke von der Größe eines Kinderkopfes. Diese erhob sich unter den Worten der beiden Männer langsam gen Himmel, stieg immer höher und verschwand alsbald in den stahlgrauen Wolken, die turmhoch über den Himmel zogen.

Als sie den Blicken entschwunden war, beendeten die beiden Männer auf der Hügelkuppe ihr Gebet. Der Edle von Waldschatten erhob sich von seinen Knien und drehte sich zu Greifbert, der noch immer fassungslos versuchte, einen letzen Blick auf die Flocke am Himmel zu erhaschen. „Hey, Junge! Was führt dich zu mir? Es muss äußerst dringlich sein, so wie du aussiehst.“

„Ja...Ja, Herr! Der Prinz benötigt eure Hilfe und hat euch nach Greifenfurt geladen. Ich habe die Nachricht so schnell ich konnte hergebracht. Aber... aber was war das für ein Wunder des Eisigen Herrn, das ich eben erleben durfte?“, stammelte der Büttel.

„Es war der letzte Schnee des alten Jahres. Und es ist der erste Schnee des neuen Jahres.“ Langsam kam Ernfried den Hügel hinab, den Bogen in der einen und seine kleine Flasche mit dem Apfelbrand in der anderen Hand. „Aber jetzt zeig mir die Nachricht.“