Geschichten:Verräter und Getreue - Wie man sich trifft

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An der Alling-Furt bei Kesseling am frühen Morgen

Morgennebel lag über dem Tal der Alling und das andere Ufer jenseits der Furt war kaum zu erkennen. Die Sonne war gerade aufgegangen und tauchte die Szenerie in ein rottrübes Licht. Der Schemen eines einzelnen Reiters tauchte dort auf, wo die Bugenhoger Landstraße von der Kesselinger Ebenheit herabkommend die Talsohle erreichte. Das musste er sein! Brinian von Allingen überprüfte noch einmal den Sitz seiner Rüstung, schwang sich dann auf sein Pferd und lenkte es auf die Straße, dem anderen den Weg zu versperren. Irgendwo auf der anderen Seite des Flusses schnarrte eine Krähe.

„Halt!“ Scharf erschallte sein Ruf und sofort zügelte der andere sein Ross. Misstrauisch beäugten sich die beiden Reiter aus sicherer Entfernung – und erkannten einander.

„So trifft man sich also wieder, Allingen. Ich vermute mal, dass Ihr mich nicht vorbeilassen werdet.“

„Wahrlich, Steinfelde, die Umstände könnten besser sein. Und Ihr liegt richtig. Ohne Kampf werdet ihr nicht weiterkommen.“

„Zu schade. Warum tut Ihr Euch das an?“

„Das bin ich meinen Freunden schuldig.“

„Und ich den meinen.“

„So sei es.“

Brinian schloss das Helmvisier und zog sein Schwert, der Steinfelder tat es ihm gleich. Dann setzten sich die zwei Ritter in Bewegung und stürmten aufeinander los. Brinian hackte im Vorbeireiten mit einem wuchtigen Hieb von oben eine tiefe Kerbe in den Schild seines Gegners, der ihn hingegen verfehlt haben musste. Sofort wendete er sein Pferd um nachzusetzen. Doch anstatt ebenfalls zu wenden war der andere einfach weitergaloppiert: Hohe Wasserfontänen aufspritzend jagte der Steinfelder durch die Furt. Brinian schoss jäh der Gedanke durch den Kopf, dass sein Gegner gar nicht die Absicht gehabt hatte zu kämpfen!

Erbost wollte Brinian sein Ross ebenfalls durch das flache Wasser treiben, um den Steinfelder zu verfolgen, da gewahrte er die sich aus dem Uferschatten lösenden Gestalten auf der anderen Seite, die den Ritter begrüßten. Der drehte sich nun doch um, klappte sein Visier hoch und rief: „Es tut mir leid, Allingen, aber ich habe gerade keine Zeit zu verlieren. Ein andermal vielleicht.“

Sprach‘s und verschwand im Nebel.