Geschichten:Verräter und Getreue - Lüge und Wahrheit

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Burg Orbetreu, Anfang Travia 1033 BF

Voltan empfand den Aufstieg immer als anstrengend, doch irgendwie schienen sich die Brüder Hadrumir und Halmar sehr ähnlich zu sein, was den Ort ihrer Besprechungen anging. Beide schienen den „schwarzen Turm“ zu lieben. Und so war Voltan seufzend der Bitte des Rondrageweihten nachgekommen. Halmar hatte ihn erwartet. Er lehnte mit dem Rücken an der Brüstung und schaute zum Aufgang.

Sie lügt!“ eröffnete Halmar das Gespräch.

Voltan war überrascht und kämpfte gegen einen inneren Drang an, Rondrara zu verteidigen. Er schaute abwesend über das Umland. „Weshalb seid Ihr Euch da so sicher?“ fragte er trotzig.

„Sie behauptet, der Auftrag, Hadrumir zu unterstützen, stamme von Darulf von Corish und von Praill!“

Voltan ging auf und ab und rang mit seinen Gedanken. „Warum sollte er nicht den Auftrag gegeben haben? Er ist ihr Onkel!“

Halmar schnaufte verächtlich auf. „Und warum sollte der Baron von Fremmelsfelde Interesse daran haben, das ein hartsteenscher Ritter Kronvogt auf Puleth wird?“

Voltan blieb stehen. „Woher soll ich das wissen?“

Halmar lehnte immer noch an der Brüstung. „Ich sage Dir, dass da irgendwer Anderes hinter der Sache steckt!“

Voltan schüttelte energisch den Kopf. „Weshalb sollte sich Rondrara auf ein solches Spiel einlassen? Das hat sie doch überhaupt nicht nötig!“

„Du scheinst sie ja sehr gut zu kennen!“

Voltan wirkte leicht betreten. „Seit ich von Euch den Auftrag erhalten hatte, sie hierher zu verbringen, haben wir uns einige Male unterhalten.“

Halmar wurde stutzig. „Und?“

„Sie ist nett und scheint mir aufrichtig zu sein!“

Halmar lachte laut auf, so dass Voltan rot anlief. „Sag mir nicht, dass du dich in sie verguckt hast!“

Voltan fühlte sich irgendwie ertappt. Halmar hob beschwichtigend beide Hände. „Keine Angst! Ich werde niemandem davon erzählen!“ Halmars Miene wurde wieder ernst. „Ihr Onkel Darulf ist jedoch seit gut anderthalb Jahren tot! Er kann ihr also nicht den Auftrag übergeben haben!“

Voltan war erstaunt. „Woher wisst Ihr das?“

„Es wurde in Gareth erzählt!“ „Also hat jemand Anderes den Auftrag erteilt!“ Halmar nickte.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Voltan.

Halmar schaute sich um. „Rondrara kann nicht hier bleiben!“

Voltan schluckte kurz. „Was willst Du damit andeuten?“

Halmar hob überrascht die Augenbrauen. „Ich will gar nichts andeuten!“

Mit diesen Worten begab sich Halmar zum Abgang.

Voltan war verwirrt. „Und was hast Du jetzt vor?“ fragte er.

Halmar drehte sich noch einmal zu ihm um: „Ich denke, dass ich mit jemandem sprechen muss!“

Voltan blieb allein zurück und versank langsam in Gedanken.