Geschichten:Hülle & Fülle – Dürsten-Darrenfurt, Shahinesh und Verwandte

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Durch Regen kamen wir etwas schlechter voran, nachdem wir die Grenze von Haselhain nach Dürsten-Darrenfurt überschritten hatten. Unser Trost war allerdings, dass es der anderen Gruppe vermutlich ähnlich erging. Die Landschaft im Osten von Dürsten-Darrenfurt unterschied sich von Haselhains nur wenig, sie war etwas schroffer und wilder vielleicht. Aber grundsätzlich gab es auch hier viele Felder und Weiden, doch wechselten sie sich hier noch selten mit steppenähnlichen Gebieten, Wäldern oder Hügelketten ab. Am Horizont bildete man sich bereits den noch fernen Wall ein. Zu unser rechten türmte sich in etwas Entfernung die Darrenfurter Sichel auf, die sogar aus der Weite ihre mannigfaltigen Farbschichten preisgab und über der etliche Greifvögel kreisten. Die Sichel senkte sich relativ steil und schnell ab in das hügelige Land, das die hiesige Straße beherbergte, auf der wir ritten. Bunte Felsen, Sträucher, braune Echsen und Felder und Ziegenweiden kreuzten unsren Weg, bis man sich Morganabad näherte. Die Stadt war ein altertümliches Relikt in dieser lieblich-schroffen Landschaft. Bis zuletzt eigentlich nur für die Nebachoten Perricums von größerer Bedeutung, war Morganabad nun synonym für eine neue Zeit in Perricum geworden. Die ‘Einigung von Morganabad’, bei der Kaiserin des Mittelreichs und Shah von Aranien in ihren Augen schlicht einen alten Grenzkonflikt lösten, hatte eine größere Bedeutung für Perricum (und Nordbarburien/-palmyra) erlangt, als die Beteiligten damals geahnt hatten. Die Konflikte um die ehemaligen Aranierinnen und ihre neuen Umstände, die wir schon bemerkt hatten, bestimmten in Südperricum den Alltag, das war uns auch hier schnell ins Auge gefallen. Jetzt wo man wusste, wonach man schauen musste, erkannte man überall Kleinigkeiten die darauf hinweisen - und war es nur ein selbstaufgestelltes Schild mit gezeichneten Warnhinweisen oder improvisierte Zäune und Mäuerchen, die um Felder und Häuser gezogen wurden. Je länger wir durch Südperricum ritten, desto klarer wurde uns, was das für eine politische Fundgrube für unsere Herrinnen sein könnte. Doch Morganabad hatte auch sein eigenes Gesicht verändert, früher in erster Linie bekannt durch den Wettstreit der babur-nebachotischen Stämme um das schönste und opulenteste Stadttor, war die Stadt der neun Tore nun viel mehr ein Hort des Soldvolkes, welches uns bereits vor den Toren immer deutlicher gewahr wurde, als reguläre Patrouillen oder Begleitung von Handelszügen. Die Mietlinge hatten die Stadt mittlerweile in ihrer Hand und das bemerkte man an einem raueren, aber halbwegs diszplinierten Ton in der Stadt, in der wir unser Nachtlager im Gasthaus “Zum Ammayin-Tor” aufschlugen. Der neue Wind in der Stadt wäre alleinig eine Erfahrung und einen weiteren Tag dort wert gewesen, aber wir wollten unseren vermeintlichen Vorsprung nicht vertrödeln und setzten daher am nächsten Tag unsere Reise fort. Auf dieser ritten wir am ausladenden Gut Salbarya der Familie Darrenfurt vorbei und gelangten schließlich nach Shahinesh. Dort sprachen wir bei Nazirs Anverwandten Hamedan vor, den er schon von Reichsgard aus über seine baldige Ankunft informiert hatte, so dass Hamedan und sein Lehensherr und ritterlicher Geliebter Ramin von Aimar-Gor beide den Dürsten-Darrenfurter Hof kurzzeitg verlassen und hierher gereist waren. Natürlich unter vorgeschobenen anderen Gründen, war ihr Herr, der Baron, doch ein Paligan-Getreuer, bei dem man nicht so genau wusste, wie er zu den Aimar-Gors und Hengefeldts stand und vorallem sollte auch dieser nicht zu früh von ihrer Queste erfahren. Die alt-aranischen Ritter Hamedan und Ramin wiederum standen ihrem Baron zwar nahe, aber wenn die Familie rief, hörten sie sich ihr Anliegen zumindest an, unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Und obwohl Hamedan und Nazir sich auf eine bestimmte Weise ähnelten und irgendwie doch nicht, waren sowohl Hamedan als auch Ramin sehr interessiert an unserer Aufgabe und unseren bisherigen Ergebnissen und versprachen uns zu helfen wo es ging, wenn eben auch eher heimlich. So waren wir offiziell nur zufällig auf der Durchreise gewesen und hatten sie hier bei ihren Aufgaben als Lehnsherren angetroffen und würden uns der Kurzweyl hingeben. Als wir nach alten Hinterlassenschaften bzw. nach dem Alter des Gutes fragten, entgegneten sie uns, dass das eigentliche Gut noch gar nicht so alt wäre, aber dass ältere Gebäudeteile zum Teil als Grundstein des nahen Volierenparks dienten. Ein Garten, der - und das ließ uns aufhorchen - auch den Namen Herrinnengarten trug.
Ritter Hamedan ergänzte mit sichtlichem Stolz noch, dass dort hauptsächlich Volieren für die berühmten Shahinesher Falken stünden, die sogar für den Markgrafen und aranische Adlige gezüchtet würden. Dennoch hatte er begonnen den Park zu erweitern, u.a. in dem er eine neue Voliere für zwei junge Pfauenpärchen hatte bauen lassen. Dies schien uns der logischste Ort für unsere Suche und so verabredeten wir uns für den nächsten Tag zu einem unschuldigen Picknick im Volierenpark unweit des Guts.