Geschichten:Die Schlacht im Tal der Kaiser - Geschütze bereit!

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Auf dem Weg ins Tal der Kaiser, irgendwo in Gräflich Eslamsgrund, 4. Efferd 1045 BF

Bärfried ließ seinen Blick schweifen. Vom Rücken seines Tulamiden aus, hatte er eine gute Sicht auf die vor ihnen liegende Straße. Die Landschaft hier unten hatte etwas für sich; sanfte Hänge, hübsche kleine Wäldchen und saftige Wiesen säumten den Weg. Doch für all das hatte der Hardenstätter keinen Blick. Es gab derzeit nur eines, was ihn antrieb, umtrieb und vorantrieb.

Wir müssen rechtzeitig zur Schlacht kommen!

Wochenlang waren sie den Großfüchsen hinterhergerannt. Hatten versucht sie zu stellen, einzukesseln und niederzuringen. Doch die Kaiserlichen waren zu langsam gewesen und der Einäugige kannte auch den Grund für ihre Trägheit. Es waren eben jene Feldgeschütze, die noch im Rondra in Grambusch hergestellt worden waren.

Sicher, ihre Geschütze würden in den Reihen des Ritterheers der Füchse eine verheerende Wirkung entfalten, doch man musste auch erst mal in Reichweite kommen. Das wusste dieses Pack selbstverständlich auch und hatte deshalb leichtes Spiel beim Ausmanövrieren gehabt. Bärfried hatte des Öfteren die Stimme seines Hauptmanns in den Ohren gehabt, „zu unbeweglich“.

Doch ausgerechnet heute, wo die Bombarden weit abgeschlagen war, kam es zur alles entscheidenden Schlacht! Gegen Vormittag hatte ein Reiter in kaiserlichen Farben die Bombarden erreicht und von der bevorstehenden Schlacht im Tal der Kaiser berichtet. Im Tal der Kaiser! Warum nicht näher? Warum musste es so weit weg sein? Der einäugige Perricumer hatte innerlich gestöhnt und geflucht. Selbst mit doppelt so vielen Mannen würde er doch niemals rechtzeitig ankommen!

Aber es half nichts, er hatte den Befehl zum Vormarsch gegeben und seine Maulwürfe angetrieben, dass sie schneller machen sollten. Maulwürfe und schneller… Das war ein Unterfangen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war! Als wäre das nicht genug gewesen, musste man selbstverständlich auch auf überraschende Angriffe des Füchse auf ihren Trupp achten. Immerhin waren die Maulwürfe nur mit Schwertern bewaffnet und leicht gerüstet. Ein einfaches Ziel also.

Doch den blonden Adligen aus den Zacken beschlich das Gefühl, dass ihr Gegner vom eigenen Idealismus gelähmt wurde. Wie ehrenhaft wäre das Niederreiten von Geschützmannschaften, die nicht auf einen Kampf vorbereitet waren? Er schnaubte verächtlich bei dem Gedanken, dass auch ihn vor nicht allzu langer Zeit der Idealismus in seinem festen Griff gehabt hatte. Doch Bärfried hatte sich geändert, er hatte erkannt, dass es in der Schlacht nicht drauf ankam, besonders ehrenhaft zu kämpfen. Das war dem Duell vorbehalten. In der Schlacht, wo nicht Ritter gegen Ritterin kämpfte, sondern Heerhaufen gegen Heerhaufen, war derjenige Siegreich, der ALLE Vorteile nutzte!

Der Leutnant riss sich aus den Gedanken und blickte hinter sich. Seine Maulwürfe mühten sich redlich ab, die schweren Geschütze voranzutreiben. Doch ihm kam es so vor, als ob die Zeit um sie herum zäh wurde und sich alles nur äußerst langsam bewegen konnte. „Du da, Soldatin!“, rief er einer Söldnerin zu, die dazu abgestellt war, die Umgebung im Auge zu behalten.

Verwirrt blickte sie auf, „komm her! Du führst mein Pferd und wirst dich drum kümmern, dass es nicht auf die eine oder andere Weise verloren geht!“. Die Frau eilte zu ihm und nahm die Zügel entgegen. Dann richtete Bärfried seine Stimme an den Rest der Truppe.

„Alle die abgestellt wurden, die Umgebung im Auge zu behalten, ihr helft nun ebenfalls ziehen! Wir müssen vor Ende der Schlacht da sein, sonst war alles umsonst! Also Beeilung gebt alles, das Reich und die Kaiserin zählen auf uns – auf euch!“, blaffte Bärfried, ging zum nächsten Geschütz, griff das Seil an einer freien Stelle und half ebenfalls beim Ziehen mit!

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Sie hatten es geschafft! Sie waren am Schlachtfeld angekommen noch bevor die Schlacht geendet hatte! Vor ihnen breitete sich die ganze Schrecklichkeit des Kriegs aus und von ihrer Stellung aus sahen sie, wie die Goldene Lanze derzeit einen Keil in die Linien der Gegner trieb. Doch für einen genaueren Überblick müsste man sich länger sammeln und das Schlachtfeld beobachten. Letztlich war das auch einerlei, Bärfried und die Garether Maulwürfe waren nicht hier, um über Schlachtentheorie zu schwadronieren. Die Meldereiterin der Marschallin hatte eindeutige Befehle überbracht. Sie waren hier, um die Füchse mit wahrhaft durchschlagenden Argumenten zu bombardieren!

Der Einäugige, dessen schulterlanges Haar nass vom Schweiß an seinem Kopf klebte, wandte sich von der Schlacht ab, seinen Leuten zu. „Nun gilt es! Wir haben es geschafft, die Schlacht ist noch nicht zu Ende und wir sind hier! Also Aufstellung beziehen und Geschütze ausrichten! Wir brechen ihre Linien mit unserem Beschuss, zeigt diesen verblendeten Spinnern, was ein Heer anrichten kann, wenn es nicht nur aus Rittern besteht, sondern aus verschiedensten Waffen, die sich gegenseitig ergänzen!“

Die Maulwürfe riefen aus vollen Kehlen ihre Zustimmung und machten sich ans Werk, ihre Geschütze auszurichten und zu beladen. Sie alle waren erschöpft von dem langen Fußmarsch und dem Ziehen der Geschütze. Doch im Angesicht der vor ihnen hin und her wiegenden Schlacht sammelten sie ihre letzten körperlichen Reserven.

Als sie sich eingeschossen hatten richteten die Geschosse verheerende Schäden in den Reihen der Großfüchse an. Egal wie dick die Rüstungsplatte war, wie feinsäuberlich man das Kettenhemd geknüpft hatte oder aus welchem Holz das Schild gefertigt wurde, sie alle hatten den übergroßen Granitkugeln und langen Bolzen nichts entgegenzuhalten! All ihre Ritterlichkeit, ihr Edel- und Hochmut konnte sie nicht vor ihrem Ende durch die Bombarden schützen.

Mit grimmiger Zufriedenheit blickte Bärfried der Schlacht zu, deren Geräusche immer wieder von dem Surren der Geschützbügel, den durch die Luft rauschenden Geschossen und den darauffolgenden Schmerzensschreie durchbrochen wurde. Flankiert wurde er dabei von den Bannern des Trollpfortenregiments und dem Kaiserreich.