Geschichten:Die Last des Alterns - Teil 4: Von Trotzköpfen und Götterfürchtigen

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Dramatis Personae:

Olblodor von Sturmfels-Mistelstein


Baronie Gnitzenkuhl, Herrschaft Natternhöh` im Perainemond 1033 BF


„Garrald, mein Pferd!"

Stirnrunzelnd hatte er das geschäftige Treiben der Köchin und Mägde registriert seit Selissa zum Turm zurück gekehrt war. Am Mittag hatte sie schließlich die Güte besessen ihm mitzuteilen, dass ihre Frau Mutter am Abend mit ihm zu reden wünschte. Pah, fast so als ob sie mit ihm hatte reden wollen, dabei war es doch wohl umgekehrt gewesen!

Rhythmisch trommelte er mit der Rechten auf die Truhenbank einen unruhigen Takt, während Larona die Sporen an die Stiefel band. Typisch, immer musste Tsaiane das letzte Wort haben. Aber dieses Mal hatte ihr Anshelm das Fass zum Überlaufen gebracht. Er war schließlich der Erbe der Mistelsteiner. Was fiel ihm da ein mitten in der geschäftigsten Zeit im Weinberg einfach die Segel zu streichen. Gut, er hatte sich auf dem Hof umgetan, und scheinbar hatte sein Sohn die meisten Arbeiten für die nächste Zeit wohlgeordnet delegiert wie er inzwischen heraus gefunden hatte. Aber er hatte ja nicht einmal gesagt wie lange er weg bleiben würde…!? Unruhig erhob er sich nun wieder und nahm die Reitstiefel in Empfang um sich mühsam schnaubend hinein zu quälen. Schwer stützte er sich dabei auf dem Rücken der Magd ab. Konnte ja wohl nicht so lange dauern, bis Garrald, dieser Taugenichts von einem faulen Burschen, den Gaul soweit hatte…!

Mit Selissa konnte er darüber nicht reden. Die bekam immer gleich so einen weinerlichen Ausdruck ins Gesicht und faselte etwas davon, dass sie diese Schreierei nicht ertragen könne. Dabei…wer schrie hier bitte? Dass die anderen auch immer so leise sprechen mussten, dass man die Hälfte nicht verstand!

Wie von Sinnen hatte sie die Pferde satteln lassen und war mit Falkwin nach Gnitzenkuhl geritten. Vermutlich ging sie schon wieder zu einer Andacht bei diesem Pfaffen. Pah! Der Junge würde noch genauso zart besaitet werden wie sie, wenn er nicht alsbald in eine anständige Pagenzeit entsandt wurde. Vielleicht sollte man ihn auch wieder in die Familie seines Vaters entsenden?

Schwungvoll riß er die Tür auf und brüllte in den Hof in Richtung der Stallung:

„Was ist? Soll der Ritter von Mistelstein jetzt schon selbst sein Pferd holen?"

Da keine Antwort kam, ging er davon aus, dass der Bursche sicher bald da sein würde, was ihn dazu brachte die kurze Distanz vom ersten Geschoss des Turmes bis zum Erdboden hinab zu steigen. Draußen war es angenehm warm stellte er mit Überraschen fest. Andererseits kein Wunder. Es dauerte eine Weile bis der gewaltige Sandsteinklotz die Wärme der Praiosstrahlen ins Innere durchließ. Sein Blick glitt zum geschnitzten Wappen von Natternhöh, das über der Tür des Turmes angebracht war.

Wenn Anshelm keinen Wert darauf legte das väterliche Erbe anzutreten, musste er sich eben etwas anderes überlegen. Nur was? Ratlos kratzte er sich das ungeschabte Kinn. Als sein Reittier schließlich vor ihm stand, nutzte er einen Steinquader, der im Hof lag als Steighilfe und ritt noch immer grollend davon.

Würde er eben einen ausgiebigen Kontrollritt über die Felder und Weinberge machen, um dann gerade zur rechten Zeit zum Mahl zu erscheinen. Sie sollte ja nicht glauben, dass ER auf sie warten würde!