Geschichten:Der Liebe wegen – Marbonie

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Peraine-Tempel zu Rallingen, 23. Ingerimm 1044 BF

Ich ging einige Schritte weiter auf sie zu, ehe ich sie beim Namen rief: „Perainidane?“ Da verharrte sie, als sei sie sich nicht sicher gewesen, ob sie gerade richtig gehört hatte. Erneut rief ich sie: „Perainidane?“ Da schaute sie sich zu mir um, ließ sie Hacke fallen und lief auf mich zu, wobei sie verwundert, aber erfreut rief: „Lindegard? Lindegard!“

Wenig Augenblicke darauf lagen wir uns in den Armen. Hielten uns. Weinten und schluchzten miteinander. Herzten und küssten uns. So lange hatten wir uns nicht gesehen. Die Fehde hatte uns getrennt, dabei waren wir mehr als Glaubensschwestern, wir waren Schwestern, unsere Ausbildung hatte uns verbunden, wir gehörten zusammen und doch hatten die Götter entschieden uns voneinander zu trennen.

Nach geraumer Zeit lösten wir uns voneinander.

Perainidane wischte sich die Freudentränen aus den Augen: „Ich habe Dich nicht erwartet.“

„Ich wollte Dich überraschen“, gestand ich und wischte mir ebenfalls die Tränen vom Gesicht.

„Das hast Du geschafft“, bestätigte sie nickend, wobei ein fröhliches Lächeln ihre Lippen umspielte, „Komm, ich will Dir den Garten zeigen.“

Dann zeigte sie mir den Garten. Sie zeigte mir jedes einzelne Beet, wusste zu jeder Pflanze, zu jedem Kraut etwas zu berichten, auch zu den Sträuchern und Bäumen erzählte sie mir das ein oder andere, unter anderem wer sie hier angepflanzt hatte und auch wann das gewesen war. Es befanden sich einige wirklich sehr alte und beeindruckende Obstbäume hier, deren knörrige Äste ein nahezu geschlossenes Blätterdach zierte.

„Und hier“, sie zeigte auf einen schattigen Ort in der Nähe des Brunnens, „Hier will ich die Marbonien anpflanzen.“

„Marb...“, ich stockte und schaute von der Stelle zu ihr auf, „Marbonien?“

Nun nickte sie energisch: „Sie sind jüngst im Sarindelwald im Kosch entdeckt worden und ich möchte sie gerne hier kultivieren. In ihrer Wirkung sollen sie den Boronien ähneln.“

„Die nur im Süden Aventuriens wachsen?“

„Genau“, bestätigte die Geweihte nickend, „Und wie diese auch soll sie nicht nur wunderschön aussehen und herrlich duften, sondern auch vor Untoten schützen.“

„Gibt es hier denn ein Problem mit...“, ich räusperte mich, „... Untoten?“

„Ähm“, machte Perainidane da, „Nein, aber... aber...“ Ihr Blick wirkte plötzlich fahrig, als würde sie mit ihren Augen etwas suchen, dass ihr halt gab, doch sie fand nichts. Dass ich sie bei etwas ertappt hatte, merkte ich sogleich, doch wobei verstand ich nicht. Schulterzuckend fügte sie hinzu: „Aber man kann nie wissen, nicht wahr?“

Bevor ich jedoch genauer nachfragen konnte trat Minna aus dem Tempel zu uns. Sie schien die ganze Zeit dort gewartete zu haben oder... oder hatte sie uns etwa dort die ganze Zeit über gelauscht? Beobachtet hatte sie uns gewiss. Langsam kam sie auf uns zu. „Das ist Minna“, erklärte mir Perainidane, „Sie ist eine unserer besten Novizen.“ Ein zufriedenes Lächelns legte sich über die Lippen der jungen Frau. „Und ist eine große Hilfe hier im Garten.“ Minna nickte stolz. „Sei doch so gut und bringe mir und Schwester Lindegard ein wenig von dem Wein und auch einen kleines Mahl. Du bist doch gewiss hungrig von der Reise, nicht wahr Lindegard?“ Ich nickte. „Und kümmere Dich um eine Kammer für unsere Glaubensschwester, sie wird diese Nacht hier unter ihren Geschwistern verbringen.“

Einen Moment verharrte die Novizin, musterte mich sehr intensiv. In diesem Moment begann ich zu verstehen, dass hier irgendetwas vor sich ging. Irgendetwas, dass die Novizin und Perainidane betraf, wobei ich drohte zwischen die beiden und diese Angelegenheit zu geraten.

„Ja, Hochwürden“, erwiderte sie schließlich, wandte sich um und ging. Bevor Monna jedoch im Tempel verschwand, warf sie noch einen kontrollierenden Blick zu uns zurück. Ein Blick der mir zur Vorsicht rief. Ich schluckte.


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23. Ing 1044 BF am Abend
Marbonie
Minna


Kapitel 2

Hilferuf
Autor: Orknase