Geschichten:Travias Zorn und Travias Segen - Im Namen der Herrin

1035 BF, Waisenstift Schwarzensee

Sie kniete sich vor dem benommenen Egbert nieder, drehte ihn unter einiger Kraftanstrengung um und bette sein Haupt auf ihren Knien. "Holt Wasser!", befahl sie den anderen. Ihr Ton duldete keinen Widerspruch. Rosali sprang sofort auf, schnappte sich einen Eimer und eilte zum Brunnen. Die anderen sahen sie mit großen Augen und offenen Mündern an. Sie mussten noch verarbeiten, dass so eine kleine, schwächliche Frau soeben ihren Anführer ausgeschaltet hatte.

Rosali kam mit dem Eimer wieder und reichte ihn schüchtern an die junge Geweihte. Diese nahm ihn lächelnd an. "Danke." Rosali wurde rot und zog sich wieder zurück. Die Geweihte nahm den Eimer, hob ihn über das Gesicht Egberts und schüttete ihn komplett über ihm aus. Prustend richtete er sich auf, schaute noch immer leicht benommen um sich und erhob sich schwankend. Er drehte sich um und schaute auf die junge Frau, die immer noch kniete. Das Blut, welches sich aus der gebrochenen Nase ergossen hatte, klebte an ihren Händen und ihrer Tunika. Sie erhob sich und trat auf ihn zu. Er zuckte zusammen und versuchte, sein Gesicht zu schützen. Die hastige Bewegung ließ ihn erneut zusammenzucken, da seine Rippen auch noch schmerzten. Die junge Frau schritt erhaben auf ihn zu, schaute ihm in die Augen. Ihr sanfter Blick, das milde Lächeln, und ihre ausgestreckte Hand, die vorsichtig die seine nahm.

"Es ist vorbei, Egbert. Ich weiß, dass auch du das so siehst. Und nun, geh dich waschen, danach werde ich mich um deine Wunden kümmern." Sie geleitete ihn zum Scheunentor und drehte sich dann zu den anderen noch einmal um.

"Ich bin Trautmunde Traviatreu und ich werde euch beschützen und helfen, in dieser Welt zu bestehen. Das verspreche ich euch im Namen der Gütigen Herrin."