Geschichten:Sturmesernte Teil 9

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Grafschaft Hartsteen, Landgüter des Pfalzgrafen in der Nähe der Reichsstadt Hartsteen


Bernhelm blickte gedankenverloren auf das schwarze Gerippe, welches einmal ein herrschaftliches Anwesen gewesen war. Man fand das Gut in Flammen, die Diener allesamt verschnürt davor liegend, die Helfer aus der Stadt und der umliegenden Gegend hatten gegen das Feuer nichts mehr ausrichten können. Während die Dienerschaft mit dem Schrecken davon gekommen war, wusste niemand, was mit den Tieren geschehen war. Hatten die Angreifer sie getötet oder nur verjagt? Bernhelm hatte zwei seiner Dienstleute beauftragt die Umgebung zu überprüfen und nach Tieren mit dem Brandzeichen derer zu Wetterfels Ausschau zu halten. Der Verlust der kleinen Pferdezucht wog mindestens so schwer wie die Zerstörung der Häuser auf dem Gut.

Seufzend stieg der Pfalzgraf ab und schritt durch die rußgeschwärzten Ruinen. Zwei seiner bewaffneten Knechte und die kleine Arijescha blieben auf ihren Rössern zurück. Sie wusste nun nicht mehr, warum sie eigentlich mitgekommen war, wahrscheinlich war es nur die Neugier gewesen. Bernhelm von Wetterfels stapfte zwischen verkohlten Balken und eingestürzten Wänden umher, als würde er etwas suchen.

Schließlich kniete er nieder und grub mit den bloßen Händen im Schutt. Er zog ein geschwärztes Medaillon hervor und hielt es demonstrativ vor sein Gesicht.

Bilder aus alter Zeit erwachten vor seinem inneren Auge zum Leben. Er hatte dieses Schmuckstück vor beinahe zwanzig Götterläufen seiner Frau geschenkt. Sie hatte es stets getragen, auch an jenem Tag, als sie von der Jagd nicht mehr zurück kehrte. Sie hatte die Sauhatz geliebt, genau wie er und nur weil er im Krieg gegen die Answinisten kämpfte war er nicht da gewesen. Als er aus der Schlacht zurück kehrte hieß es, der Heiler hätte nichts mehr für sie tun können. Ihr Pferd war gestrauchelt und gestürzt und bei jenem Sturz war ihr Leib zerschmettert worden. Damals hätte er sich am liebsten auch Borons Vergessen endgültig hingegeben, aber er hatte sich um ihr Töchterchen Firunja kümmern müssen. Die Kleine hatte ihm so viel Freude gemacht. Ihr dunkles Haar, die funkelnden Augen waren stets ein erquickender Quell aus Freude gewesen indem er allzu gerne versunken war, um das Leid des Alltags und die politischen Wirren des Reiches zu vergessen. Doch das Fieber hatte sie ihm fortgenommen und nun war nichts als stets blasser werdende Erinnerungen und die Hoffnung, dass es ihr in den alveranischen Paradiesen gut ging, von ihr übrig geblieben.

Bernhelms Hände zitterten, als die Erinnerungen ihn zu übermannen drohten.

Und dann glaubte er für einen Moment ihre süße Stimme zu hören. „Geht es dir nicht gut?“ Ja, sie hatte sich immer um ihn gesorgt, jedes Mal, wenn er aufbrach um für Reich und König Brin zu ziehen. Und dann würde er ihre Hand auf seiner Schulter spüren und… er zuckte zusammen. Arijescha war offenbar abgestiegen und stand neben ihm, ihr Mienenspiel von Verwirrung gekennzeichnet. Das nachtschwarze Haar trug sie neuerdings zu einem langen Zopf. Das kleine Mädchen wich sofort einen Schritt zurück und der beinahe milde und traurige Ausdruck in ihren Augen wich dem sonst so gut bekannten trotzigen Blick der jungen Nebachotin.

Bernhelm von Wetterfels wischte sich hastig eine Träne aus dem Auge und räusperte sich mehrfach.

„Mit geht es gut, hier gibt es nur verbranntes Holz und verletzten Stolz. Nichts, was mich umwerfen kann.“

Er nahm die Kleine hoch und setzte sie auf ihr Pferd. Für ihr Alter war sie bereits eine gute Reiterin, aber das lag ihren Ahnen und ihr wohl im Blut.

Die kleine Gruppe machte sich auf den Rückweg zur Burg, denn dort müsste man über einiges beraten.

Die Entführung der Frau des Junkers von Firunshöh war ein unglaublicher Akt der Feigheit und der Niedertracht. Man würde sehen, wie dem zu begegnen sei. Für die arme Selinde würde wohl allerdings jede Hilfe zu spät kommen.